Mülheim. Aldi Süd will die Lieferung von Lebensmitteln testen. Am Versuch nehmen zunächst nur die über 2000 Beschäftigten der Zentrale in Mülheim teil.

Seit geraumer Zeit wird darüber spekuliert, ob und wann Aldi in Deutschland in das Geschäft mit der Lieferung von Lebensmitteln einsteigt. Seit Montag steht fest: Im Juni will Aldi Süd einen ersten Test mit den mehr als 2000 Beschäftigten am Konzernstandort in Mülheim starten, die online auch gekühlte und gefrorene Artikel bestellen können. Ab Herbst sollen dann Kundinnen und Kunden ebenfalls im Raum Mülheim ein Click & Collect-Angebot ausprobieren können.

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Die Heimbelieferung mit Lebensmitteln gilt wegen der einzuhaltenden Kühlketten als besonders sensibel und steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen. In den USA, in Großbritannien und der Schweiz hat Aldi Süd bereits Testläufe gestartet. Nun ist auch der Heimatmarkt an der Reihe. In Mülheim will der Discounter einen sogenannten Darkstore eröffnen, aus dem heraus die Lebensmittel mit Elektrofahrzeugen an den Schreibtisch der Mitarbeitenden geliefert werden sollen oder zu ihnen nach Hause. Über eine App können sie 1300 der 1700 Artikel im Sortiment online bestellen.

Bei der Zustellung will sich Aldi Süd an das Konzept des Start-ups Picnic anlehnen. Von Montag bis Samstag erhalten die Bestellenden ein bestimmtes Lieferfenster. Im Gegensatz zu Picnic will Aldi allerdings eine Liefergebühr erheben, über deren Höhe bislang nichts bekannt ist. Als technische Basis will der Discounter seine eigene aus Mülheim gesteuerte IT-Basis nutzen und dabei mit namhaften Firmen wie Spryker zusammenarbeiten.

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Ab dem vierten Quartal dieses Jahres will Aldi Süd dann auch die Öffentlichkeit in den Versuch einbeziehen. Im Raum Mülheim sollen Kunden Lebensmittel online vorbestellen können und in der Filiale die fertig gepackten Tüten oder Kisten abholen können. Das Prinzip Click & Collect hatte sich während der Corona-Pandemie durchgesetzt und wird inzwischen von großen Handelsketten wie Edeka, Rewe, Galeria, Thalia oder dm standardmäßig angeboten.

Trotz aller Testläufe gibt man sich bei Aldi Süd skeptisch, dass sich das Geschäft mit der Lieferung von Lebensmitteln in Deutschland kurz- oder mittelfristig durchsetzen werde. „In Zeiten absoluter Preissensibilität stellen Liefergebühren beim Einkauf von Lebensmitteln für viele Menschen eine verständliche Hürde dar“, heißt aus der Konzernzentrale in Mülheim.

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Aldi Süd schätzt überdies die Chance als gering ein, mit E-Commerce Geld verdienen zu können. „Der Onlinehandel mit Lebensmitteln in Deutschland ist aktuell kein rentables Geschäftsmodell“, heißt es. Gründe seien Personal-, Rohstoff-, Logistikkosten und die durchschnittliche Größe der Warenkörbe, die Menschen bestellen. Zudem geht der Discounter davon aus, dass in Zeiten hoher Inflationsraten das Geschäft mit der Belieferung von Lebensmitteln wieder Marktanteile verlieren werde.

Dennoch will Aldi Süd Testläufe starten, offenbar um für die Zukunft vorbereitet zu werden. In der Konzernzentrale erinnert man an den Leitspruch, dass Aldi bei technologischen Neuentwicklungen niemals den Anspruch habe, der Erste zu sein, wohl aber der Beste sein wolle.