Essen. Im Ringen um den angeschlagenen Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof erhöht NRW-Wirtschaftsministerin Neubaur den Druck auf Investor Benko.

Angesichts neuer Sorgen um den Essener Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) sieht die nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) den österreichischen Miteigentümer René Benko gefordert. Sie habe die Auffassung, Benko müsse Kapital zur Verfügung stellen, um das Unternehmen zu stabilisieren, sagte Neubaur bei einer Veranstaltung der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung (WPV) in Düsseldorf. „Ich glaube, Herr Benko ist am Zug“, betonte Neubaur mit Blick auf Kapitalbedarf der letzten verbliebenen deutschen Warenhauskette. Bei etwaigen Rettungsbemühungen des Staates müsse ausgeschlossen werden, dass Galeria „ein Fass ohne Boden“ werde. Benko ist Gründer und Miteigentümer einer milliardenschweren Beteiligungs-, Immobilien- und Industrie-Holding namens Signa.

NRW-Wirtschaftsministerin Neubaur warnte davor, Galeria Karstadt Kaufhof in eine Insolvenz zu schicken. „Ich halte es für keine kluge Idee, jetzt zu sagen, wir lassen Galeria pleite gehen“, sagte die Ministerin vor der WPV.

Das Bundesfinanzministerium erklärte vor wenigen Tagen, dass die Galeria Karstadt Kaufhof GmbH den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) um weitere finanzielle Unterstützung gebeten hat. Zur Stützung des Unternehmens während der Corona-Pandemie hatte der Bund bereits rund 680 Millionen Euro über Darlehen und stille Einlagen bereitgestellt.

In einem Brief an die rund 17.000 Galeria-Beschäftigten schrieb Konzernchef Miguel Müllenbach, das Unternehmen befinde sich erneut in einer „bedrohlichen Lage“. Die wirtschaftliche Situation sei „extrem angespannt“. Nach den Umsatzeinbrüchen während der Corona-Lockdowns seien jetzt die Konsumzurückhaltung und vor allem die hohen Energiekosten von „existenzieller Bedeutung“.

Neubaur setzt auf Umbau der Innenstädte

Der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Genth, mahnte angesichts des neuerlichen Hilferufes von Galeria: „Kaufhäuser sind und bleiben einer der zentralen Frequenzbringer in unseren Innenstädten. Unternehmen mit einer so großen Bedeutung für alle umliegenden Geschäfte, Gastronomiebetriebe, Einrichtungen und die gesamte Stadtgemeinschaft sind für unsere Innenstädte wichtig.“

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NRW-Wirtschaftsministerin Neubaur setzt auf eine Weiterentwicklung der Innenstädte. „Wir haben in der Corona-Pandemie erlebt, wie unsere Innenstädte mindestens mal einen kurzen Herzstillstand hatten“, sagte sie vor der WPV. „Es wird eine Aufgabe sein, Innenstädte umzubauen.“ Dabei könnten auch die Galeria-Immobilien eine Rolle spielen, so die Ministerin. Ungenutzte Flächen könnten zum Beispiel als „innerstädtische Logistik-Hubs für Online-Handel“ genutzt werden, sagte Neubaur.