Essen. RWE übernimmt für 6,9 Milliarden Euro eine Solarfirma in USA. Das Emirat Katar wird damit größter Einzelaktionär des Essener Energiekonzerns.

Mitten in der Energiekrise, die den Heimatmarkt Deutschland besonders hart trifft, will der Essener Dax-Konzern RWE Milliarden in den USA investieren. Die Übernahme des US-Solar-Spezialisten Con Edison Clean Energy Businesses macht überdies den Staatsfonds des Emirats Katar zum mit Abstand größten Einzelaktionär des auch von Ruhrgebietsstädten getragenen Energieriesen.

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RWE teilte am Wochenende mit, Con Edison CEB für rund 6,9 Milliarden Euro zu kaufen. Dabei handele es sich um ein einen „im US-Markt führenden Betreiber und Entwickler von Solaranlagen und Speichern“. Mit der Akquisition steige RWE zum viertgrößten Erzeuger von erneuerbaren Energien in den Vereinigten Staaten auf, sagte RWE-Chef Markus Krebber am Montag Nachmittag vor Journalistinnen und Journalisten. Der Essener Konzern nehme damit eine „führende Marktposition“ in den USA ein.

Für die Übernahme will RWE zunächst einen Brückenkredit verwenden. Dieser soll zum Teil durch die Emission einer Pflichtwandelschuldverschreibung mit einem Gesamtnennbetrag von knapp 2,5 Milliarden Euro und einer Laufzeit von bis zu einem Jahr refinanziert werden. Zeichner des Papiers werde die Qatar Holding sein, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von Qatar Investment Authority, dem Staatfonds des arabischen Emirats Katar.

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RWE kündigte an, dass die Schuldverschreibung in Aktien gewandelt werden solle. Damit werde Qatar Investment Authority voraussichtlich knapp zehn Prozent des Eigenkapitals des größten deutschen Energiekonzerns halten. Der Golfstaat ist in Deutschland bereits bei der Deutschen Bank, bei Volkswagen und Porsche investiert. Das Emirat Katar steht unter anderem wegen des Vorwurfs von Menschenrechtsverletzungen in der Kritik.

RWE-Chef Krebber bezeichnete die Übernahme von Con Edison CEB am Montag als „Meilenstein für unser Geschäft in den USA“. Das Engagement der Essener in den Vereinigten Staaten bedeute im Umkehrschluss nicht, dass Investitionen in Erneuerbare Energien in Europa und Deutschland zurückgefahren würden. „Unsere Pläne in Europa bleiben unverändert“, versicherte Krebber. „Der limitierende Faktor hierzulande ist nicht das Kapital.“ Vielmehr sei es ein Problem in Deutschland, Genehmigungen für den Bau von Winkraft- oder Solaranlagen zu erhalten. Im Rahmen ihrer „Growing Green Strategie“ hatte RWE bereits bis zu 15 Milliarden Euro für Investitionen vorgesehen. Weltweit plant der Dax-Konzern bis zum Jahr 2030 Investitionen in Höhe von 50 Milliarden Euro in erneuerbare Energien.

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Mit Con Edison CEB stoße „ein starkes Team von rund 500 Experten mit einer langjährigen und hervorragenden Erfolgsbilanz bei der Entwicklung, dem Bau und dem Betrieb von Projekten im Bereich der Erneuerbaren Energien“ zu RWE, heißt es in einer Mitteilung. Damit wachse das Team beider Unternehmen auf insgesamt rund 1400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an, die sich mit grünen Energien beschäftigen. Die Übernahme von Con Edison CEB soll in der ersten Jahreshälfte 2023 über die Bühne gehen.