Essen. Beim Kanzler-Besuch in Essen hat auch der Aluhersteller Trimet eine Rolle gespielt. OB Kufen überreichte Scholz einen Brief des Trimet-Chefs.
Beim Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Ruhrgebiet hat auch die angespannte Lage der Essener Aluminiumhütte des Familienunternehmens Trimet eine Rolle gespielt. Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) überreichte Scholz einen Brief von Trimet-Chef Philipp Schlüter, in dem dieser das Thema der stark gestiegenen Strom- und Gaspreise anspricht. Die Firma Trimet, Deutschlands größter Aluminiumhersteller mit rund 2400 Beschäftigten und Standorten in Essen sowie Hamburg, hat die Produktion bereits massiv gedrosselt – bislang dem Vernehmen nach allerdings ohne Kurzarbeit oder Stellenabbau.
Die massiv gestiegenen Energiekosten machen der deutschen Aluminiumindustrie insgesamt schwer zu schaffen. Im ersten Halbjahr verzeichneten die deutschen Aluhütten bei der Herstellung von Rohaluminium gegenüber dem Vorjahreszeitraum einen Rückgang von 21 Prozent, wie der Branchenverband Aluminium Deutschland berichtete. Insgesamt seien gut 448.000 Tonnen Rohaluminium produziert worden.
„Wenn wir nicht zeitnah eine Lösung in der Energiekrise finden, wird es bald keine Aluminiumhütten mehr in Deutschland geben. Sie sind akut bedroht“, sagt Hinrich Mählmann, der Präsident des Verbands Aluminium Deutschland. Er warnt davor, in Deutschland neue Abhängigkeiten bei wichtigen Roh- und Grundstoffen zu schaffen. „Eine schleichende Deindustrialisierung bedeutet eine Verlagerung in Regionen mit deutlich geringeren Sozial- und Umweltstandards – mit entsprechenden Folgen für das Klima.“
Essens Oberbürgermeister Kufen betonte im Zusammenhang mit dem Brief, den er Kanzler Scholz überreichte, es müsse das Ziel sein, die heimische Industrie zu erhalten. „Ich kämpfe hier wirklich um jeden einzelnen Industriearbeitsplatz“, sagte Kufen.
Radtke sieht „Lücke in den Sanktionspaketen“
Der Bochumer Europaabgeordnete Dennis Radtke (CDU) sieht mit Blick auf die Aluindustrie auch bei den Sanktionen gegen Russland Handlungsbedarf. Derzeit gebe es Ausnahmen bei den Sanktionen, die weiterhin Aluminium-Lieferungen von Russland auf den deutschen Markt ermöglichten. „Ich erwarte vom Bundeskanzler, dass er sich dafür einsetzt, diese Lücke in den Sanktionspaketen schnellstmöglich zu schließen“, sagte Radtke unserer Redaktion. „Es ist kaum zu ertragen, dass Olaf Scholz tatenlos bleibt, während unsere energieintensive Industrie um ihre Existenz kämpft. Im Fall der Aluminium-Industrie profitieren sogar noch die russischen Wettbewerber von der Untätigkeit des Kanzlers.“