Essen. Der Essener Dax-Konzern Brenntag verbucht einen Gewinnsprung. Anhaltend starke Preissteigerungen für Chemikalien machen sich bemerkbar.
Der Essener Dax-Konzern Brenntag verbucht trotz der Gaskrise in Deutschland kräftig gestiegene Gewinne. „Brenntag bleibt auf Wachstumskurs“, sagt Vorstandschef Christian Kohlpaintner. In den Monaten April bis Juni sei der Rohertrag des global führenden Chemikalienhändlers im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 28 Prozent auf 1,14 Milliarden Euro gestiegen. Noch besser fällt das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (operatives Ebitda) aus. Hier gibt es eine starke Steigerung um 41 Prozent auf 533,8 Millionen Euro. Kohlpaintner begründet dies unter anderem mit „anhaltend starken Preissteigerungen für Chemikalien“.
Mit mehr als 17.000 Mitarbeitenden ist Brenntag Weltmarktführer in der Distribution von Chemikalien und Inhaltsstoffen. Die Brenntag-Aktie ist seit dem Jahr 2010 an der Börse in Frankfurt notiert – zunächst im MDax und seit September 2021 im Dax.
Sein Unternehmen profitiere derzeit besonders von der globalen Aufstellung und einem weit verzweigten Netz von Lieferanten in der Chemieindustrie. An rund 700 Standorten in 78 Ländern ist der Essener Konzern vertreten. Angesichts unter Druck geratener Lieferketten sei eine zentrale Frage der Kunden derzeit, ob Produkte verfügbar seien und schnell geliefert werden können, berichtet Kohlpaintner. Daher sei es Brenntag auch möglich, höhere Einkaufskosten an die Kunden weiterzugeben. Auch der im Verhältnis zum Dollar schwache Euro wirkt sich positiv auf die Brenntag-Bilanz aus.
Brenntag-Chef spricht von „Sondereffekt“ in der Bilanz
„Wir haben einen gewissen Sondereffekt in unseren Ergebniszahlen“, sagt der Brenntag-Chef mit Blick auf die aktuelle Lage. Für sein Unternehmen zahle sich aber auch aus, dass schon vor einigen Monaten Kostensenkungen auf den Weg gebracht worden seien, hebt Kohlpaintner hervor, als er auf das politisch heiß diskutierte Thema „Übergewinnsteuer“ angesprochen wird. Zudem erhalte der Staat schon jetzt angesichts verbesserter Geschäftszahlen höhere Steuereinnahmen. Im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres seien Ertragssteuern in Höhe von 204 Millionen Euro angefallen – rund 110 Millionen Euro mehr als im Vorjahreszeitraum.
Mit dem Kostensenkungsprogramm namens „Project Brenntag“ habe das Unternehmen ein zusätzliches jährliches operatives Ergebnis (Ebitda) von 195 Millionen Euro erwirtschaftet, was etwa 90 Prozent des anstrebten Ziels von 220 Millionen Euro für das Geschäftsjahr 2023 entspreche. Über alle Regionen hinweg habe Brenntag 85 Standorte geschlossen und rund 1060 Arbeitsplätze abgebaut, berichtet Kohlpaintner.
Sorgenvoller Blick nach Taiwan und China
Mit Sorge beobachte er die Entwicklung in Taiwan, sagt Kohlpaintner. Durch eine Zuspitzung im Konflikt mit China gebe es aktuell aber noch keine direkten Effekte für das Geschäft von Brenntag. Das Geschäft in China habe in der Bilanz von Brenntag einen Anteil von etwa drei Prozent am Ergebnis (Ebitda-Beitrag), für Taiwan liege der Anteil „weit unter einem Prozent“.
Die Mitte Juni angehobene Gewinnprognose bestätigt das Brenntag-Management. Demnach soll das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf 1,75 bis 1,85 Milliarden Euro zulegen. Aufgrund der aktuellen Geschäftsdynamik gehe Brenntag nun sogar davon aus, „den oberen Bereich der Prognose zu erreichen“, erklärt der Vorstand.