Essen/Dortmund. Die Thyssenkrupp-Tochter Nucera ist in Brasilien an einem großen Wasserstoff-Projekt beteiligt. Auf Nucera ruhen Hoffnungen im Konzern.

Die Dortmunder Thyssenkrupp-Tochter Nucera hat einen Großauftrag aus Brasilien erhalten. Die Technologie aus Deutschland komme in Zusammenhang mit dem Bau einer ersten brasilianischen Produktionsstätte für grünen Wasserstoff im Industriemaßstab zum Einsatz, teilte Nucera mit. Das industrielle Großprojekt sei ein Vorhaben des Konzerns Unigel, eines der größten Chemieunternehmens in Lateinamerika.

Unigel wolle rund 120 Millionen US-Dollar – umgerechnet etwa 117 Millionen Euro – in den Aufbau des Wasserstoff-Produktionsstandorts investieren. In einer ersten Phase des Projekts installiere der brasilianische Konzern drei 20-Megawatt-Elektrolyseure von Thyssenkrupp Nucera. Der damit produzierte Wasserstoff werde für die Herstellung von Ammoniak verwendet. Für die kommenden Jahre plane Unigel eine Ausweitung der Produktion von grünem Wasserstoff. Die Elektrolyseur-Kapazitäten sollen Unternehmensangaben zufolge auf über 100 Megawatt ausgebaut werden, so dass etwa 40.000 Tonnen grüner Wasserstoff jährlich hergestellt werden könnten. Mehr als 500 Menschen sollen in der neuen Fabrik beschäftigt werden.

Thyssenkrupp will grünen Wasserstoff „erschwinglich“ machen

„Brasilien ist eines der weltweit führenden Länder mit Blick auf die genutzten erneuerbaren Energien“, sagt Nucera-Chef Werner Ponikwar. Ziel sei es, „grünen Wasserstoff schon heute zu einem erschwinglichen Energieträger zu machen“. Der brasilianische Konzern Unigel ist unter anderem ein großer Düngemittelhersteller. Die neue Anlage soll auf einem Industriekomplex der Großstadt Camaçari angesiedelt werden. Kunden könnten beispielsweise die Stahlindustrie und Erdölraffinerien sein. Der Chemiekonzern Unigel will Ammoniak auch selbst als Rohstoff verwenden, unter anderem für die Herstellung von Düngemitteln.

Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz hatte bereits bei der Jahresbilanz im vergangenen November angekündigt, Nucera an die Börse bringen zu wollen. Es gebe Vorbereitungen, die einen Gang an den Kapitalmarkt schon in den kommenden Monaten ermöglichen sollen, bekräftigte Thyssenkrupp-Finanzchef Klaus Keysberg im Mai. Doch aktuell ist das Kapitalmarktumfeld unter anderem aufgrund des Ukraine-Kriegs angespannt.

Bei einem Kapitalmarkttag zu Jahresbeginn präsentierte Thyssenkrupp den neuen Namen Nucera für das Geschäft der Tochterfirma Uhde Chlorine Engineers (UCE). Das Unternehmen aus Dortmund ist nach eigenen Angaben einer der weltweit führenden Anbieter für Elektrolyseure zur Produktion von grünem Wasserstoff. „Wir erwarten, dass nachhaltig erzeugter Wasserstoff in den nächsten Jahren einen großen Wachstumsmarkt darstellen wird“, hatte Thyssenkrupp-Chefin Merz Ende vergangenen Jahres betont. Thyssenkrupp wolle „vom erwarteten Boom profitieren“. Momentan ist Thyssenkrupp mit zwei Dritteln an Nucera beteiligt. Ein Drittel gehört dem italienischen Unternehmen De Nora.