Essen. Trotz Corona konnte Tengelmann den Umsatz 2021 leicht steigern. Neue Köpfe sollen Obi und Babymarkt digitaler machen. Turbulenzen um Kik.
Allen Streitereien unter den Gesellschaftern zum Trotz ist der Handelskonzern Tengelmann (Obi, Kik, Babymarkt.de) mit seinen 70.000 Beschäftigten stabil durch das Corona-Jahr 2021 gekommen. Der Umsatz stieg nach Unternehmensangaben leicht um 0,8 Prozent auf 8,4 Milliarden Euro. Doch inzwischen ist ein weiterer Konflikt entbrannt.
Über Gewinne spricht man bei Tengelmann grundsätzlich nicht. Familienunternehmen sind auch nicht zur Veröffentlichung dieser Zahlen verpflichtet. In einer schriftlichen Mitteilung vom Dienstag ist lediglich von einem „positiven Jahresergebnis“ die Rede. In der Bilanz für 2021 gibt sich der Konzern allerdings besonders zugeknöpft. Im Gegensatz zu den Vorjahren fehlen Angaben zur Umsatz- und Beschäftigungsentwicklung in den einzelnen Geschäftsfeldern.
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Ein Blick in den Bundesanzeiger liefert die Erklärung: „Die Tengelmann Baumarkt Holding GmbH macht aufgrund einstimmigen zustimmenden Gesellschafterbeschlusses von der Befreiungsmöglichkeit des § 264 Abs. 3 HGB Gebrauch, den Jahresabschluss für das Geschäftsjahr zum 31.12.2021 nicht offen zu legen“, heißt es dort unter Bezug auf das Handelsgesetzbuch (HGB) für die Baumarktkette Obi, aber auch die anderen Tochterunternehmen. Bei der Veröffentlichung von Zahlen wolle man auch künftig „so privat wie möglich bleiben“, sagte ein Tengelmann-Sprecher. Wegen der Corona-Pandemie seien die Umsatzzahlen ohnehin schwer miteinander zu vergleichen.
„Die Geschäftsfelder bewährten sich in einem Marktumfeld, das von tiefgreifenden und langandauernden Lockdowns sowie Zugangsbeschränkungen geprägt war“, erinnert das Unternehmen an die Turbulenzen des Corona-Jahrs 2021, unter denen große Teile des deutschen Einzelhandels massiv zu leiden hatten. Konzernchef Christian Haub zeigt sich dennoch zufrieden. „Gemessen an den wiederum erschwerten Bedingungen hat sich die Unternehmensgruppe Tengelmann gut geschlagen. Unsere langfristig orientierte und von gegenseitiger Loyalität mit den Mitarbeitenden geprägte Unternehmenskultur war ein wichtiger Garant dafür“, erklärt er und verweist auf die interne Neuaufstellung, die im vergangenen Jahr trotz Pandemie erfolgt war.
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Durch den Erwerb der Geschäftsanteile seines für tot erklärten Bruders Karl-Erivan sicherte sich Christian Haub nicht nur eine Zwei-Drittel-Mehrheit. Tengelmann übernahm im vergangenen Jahr die Alleinregie über den erfolgreichen Textildiscounter Kik in Bönen bei Dortmund. Im Gegenzug trennte sich Tengelmann von seinem Anteil an der Billigkette Tedi.
Der Deal mit dem hemdsärmligen Tedi-Eigentümer und Kik-Gründer Stefan Heinig scheint aber alles andere als friedlich über die Bühne gegangen zu sein. Nach Informationen der „Lebensmittelzeitung“ will Heinig bei Tedi künftig mehr Textilien verkaufen und damit die ehemalige Schwesterfirma Kik attackieren. Überdies, so das Blatt, habe Tedi bereits mehrere Kik-Manager abgeworben. Auf Anfrage unserer Redaktion wollten sich die Beteiligten sich dazu zunächst nicht äußern.
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Tengelmann-Chef Christian Haub hat große Pläne mit dem Textildiscounter Kik. Gerade erst hat der umtriebige Unternehmenschef Patrick Zahn die 4000. Filiale eröffnet. Er will die Digitalisierung der Kette voranbringen und ihre Kapitalmarktfähigkeit verbessern. Branchengerüchte, Tengelmann wolle den Textildiscounter verkaufen, wies das Unternehmen zuletzt zurück.
Vor einem Umbruch steht auch die Baumarktkette Obi. Nach 20 Jahren im Unternehmen will der 67-jährige Chef Sergio Girold im September in den Ruhestand treten. Seine Nachfolge soll der bisherige Obi-Digitalchef Sebastian Gundel antreten. Schon im Mai hatte Haub die Spitze des expandierenden Bochumer Kinderbedarf-Anbieters Babymarkt.de neu besetzt. Die Digitalexpertin Jenny Fleischer, die zuvor für Ottobock, Bayer, Beiersdorf und Tchibo tätig war, soll Babymarkt.de auf „profitables Wachstum“ trimmen.