Schmallenberg/Hagen. Bierverkauf nur an Personen ab 18, Einschränkungen für das Sportsponsoring: Veltins-Manager Huber sieht zwei Ampel-Vorhaben kritisch.
Der Krieg in der Ukraine, ein möglicher Gas-Lieferstopp, Nachschubprobleme, die Preisexplosion, die Pandemie – es gibt viele Probleme, die das Land und damit auch die Veltins-Brauerei derzeit beschäftigen. Aber ein Thema, das kommt Michael Huber (72) aktuell zu kurz.
„Wir sind verärgert, über das, was mittlerweile an Verbotsformaten diskutiert wird“, sagte der Generalbevollmächtigte der Veltins-Brauerei bei der Vorstellung der Halbjahres-Bilanz am Donnerstag in Richtung der Bundesregierung und ergänzte: „Wenn in dieser Zeit mehr darüber nachgedacht wird, welche Verbote ausgesprochen werden als der Wirtschaft zu helfen, werden wir unruhig.“
Huber wehrt sich gegen Einschränkung des Sportsponsorings
Huber, der davon sprach, dass man seit den vielen Einschränkungen während der ersten Pandemiejahre „in eine Art der Verbotskultur“ gerate, kritisiert zum einen, dass das Ampelbündnis aus SPD, Grünen und FDP laut Koalitionsvertrag die Regelungen für Marketing und Sponsoring unter anderem von Alkohol verschärfen möchte.
Veltins beziffert sein Marketingbudget auf jährlich 35 Millionen Euro. Ein einstelliger Millionenbetrag soll in das Sportsponsoring fließen. Die Privatbrauerei engagiert sich prominent als langjähriger Sponsor bei Fußball-Bundesligist FC Schalke 04 und als Namensgeber der Arena in Gelsenkirchen, aber etwa auch im Winter- wie im Amateursport. Sollten derartige Engagements für Firmen wie Veltins, die damit auch Werbepräsenz erreichen und Imagepflege betreiben, erschwert oder gar verboten werden, bekämen „viele Klubs Schwierigkeiten“, warnte Huber.
Zum anderen stößt dem Brauerei-Manager ein weiteres Ansinnen der Ampel auf, hinter dem in Meschede-Grevenstein vor allem die Grünen, aber auch die SPD als treibende Kraft ausgemacht worden sind.
Bier-Abgabe künftig erst ab 18?
Erklärtes Ziel der Ampel ist es, „die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften“ einzuführen, wie es im Koalitionspapier heißt. Laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) soll bis Jahresende ein entsprechender Gesetzentwurf vorliegen.
Bei Veltins befürchtet man, dass in dem Zuge auch das Erwerbsalter für Bier (und Wein) von 16 auf 18 Jahre erhöht wird (wie für Cannabis). Der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, Burkhard Blienert, hat sich dafür ausgesprochen. Ebenso befürwortet der SPD-Politiker, Werbemöglichkeiten für Alkohol und Tabak deutlich zu beschränken. „Man will durch Einschränkungen einen Koalitionsvertrag erfüllen, ohne zu bedenken, was dann passiert“, sagte Huber.
Bei Veltins vermisst man eine ausführliche, öffentliche Debatte über diese Vorhaben, befürchtet eine Einführung von Verboten durch die Hintertür und wünscht sich eine bessere Kommunikation seitens der Politik. Jedoch kämen diese Themen in der aktuellen Situation „nicht an die Öffentlichkeit, weil man nur über Ukraine und Pandemie redet“, sagte Huber.
Veltins will als systemrelevant anerkannt werden
Auch bei einem anderen Thema wartet der 72 Jahre alte Veltins-Manager auf ein Signal von oben. Veltins möchte als systemrelevanter Betrieb anerkannt werden, um im Falle eines Gas-Lieferstopps weiter mit der Ressource versorgt zu werden. Eine Rückmeldung von der Bundesregierung bzw. der zuständigen Bundesnetzagentur, die allerdings ebenso von Russlands Wille zu weiteren Gaslieferungen abhängig sind, habe man aber bislang noch nicht erhalten.
„Ob und wie viel wir kriegen, kann keiner sagen“, berichtete Huber und erklärte: „Wir beobachten sehr genau, was die Bundesregierung tut. Wir sehen, dass es schwieriger wird, klare Antworten zu bekommen, weil die die wahrscheinlich auch nicht haben.“