Düsseldorf. Die Zahl der Sparkassen-Filialen in der Region schrumpft. Die „Schließungsdynamik“ in NRW nimmt zwar ab, ein Ende gibt es aber nicht.
Das Filialnetz der Sparkassen in der Region wird kleiner. Die Zahl der klassischen Filialen mit Beschäftigten habe sich im vergangenen Jahr um 37 auf 672 verringert, erklärte der Rheinische Sparkassen- und Giroverband (RSGV) auf Nachfrage bei seiner Jahresbilanz. Auch die Zahl der Mitarbeitenden in den 29 Sparkassen, die zum Verband gehören, ging den Angaben zufolge zurück – um 2,6 Prozent auf rund 25.300. Zum RSGV gehören unter anderem Sparkassen in Essen, Duisburg, Düsseldorf, Köln, Mülheim, Oberhausen und am Niederrhein.
Mit dem Abschied von weiteren Sparkassen-Standorten ist zu rechnen. „Die Entwicklung ist noch nicht ganz am Ende“, sagte RSGV-Geschäftsführer Thomas Pennartz mit Blick mögliche weitere Einschnitte ins Filialnetz. Allerdings nehme „die Schließungsdynamik“ ab, die Dimension sei geringer als in den vergangenen Jahren. „Die Kunden stimmen mit den Füßen ab“, erklärte der Sparkassen-Manager. Viel werde an den 381 Selbstbedienungsstandorten sowie per Telefon und durch Online-Banking erledigt. Die digitalen Kanäle hätten sich zur „zentralen Kundenschnittstelle entwickelt“. Gleichzeitig würden die Sparkassen größere Standorte aufbauen, an denen es insbesondere um komplexere Themen wie Baufinanzierungen oder die Altersvorsorge gehe.
Generell verzeichneten die rheinischen Sparkassen im vergangenen Jahr Zuwächse. Die Bilanzsumme der 29 Institute in der Region stieg nach Angaben des Verbands um 5,3 Prozent auf 189,2 Milliarden Euro. Ein wichtiges Geschäftsfeld für die Sparkassen sind Immobilienkredite. Bei Krediten für den privaten Wohnungsbau habe es einen Zuwachs in Höhe von 2,8 Milliarden Euro gegeben – ein Plus von 6,1 Prozent.
„Die Zeitenwende braucht jetzt auch eine Zinswende“
Insgesamt stieg das Volumen der Kundenkredite bei den rheinischen Sparkassen um 3,6 Prozent auf 132,8 Milliarden Euro, davon ging ein großer Teil an Unternehmen und wirtschaftlich Selbstständige. Im Konsumenten-Kreditgeschäft gab es leichte Rückgänge. Der private Konsum sei augenscheinlich durch die pandemiebedingten Einschränkungen im Handel und bei Dienstleistungen belastet worden, so die Sparkassen.
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Welche Auswirkungen der Ukraine-Krieg auf die deutsche Wirtschaft und damit auch auf die Sparkassen haben werde, könne noch nicht seriös vorhergesagt werden, sagte RSGV-Präsident Michael Breuer. Die Unsicherheit sei groß. „Die Zeitenwende braucht jetzt auch eine Zinswende“, forderte Breuer angesichts einer jahrelangen Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und aktuell steigender Preise. Das Inflationsziel der EZB von zwei Prozent sei „inzwischen Makulatur“. Mittlerweile gehe es um Inflationsraten von sechs Prozent und mehr. Angesichts dieser Entwicklung sei es „fatal“, dass die EZB noch keinen klaren Kurs für einen Abschied von den Negativzinsen habe.
Viele Kriegsgeflüchtete aus der Ukraine hätten mittlerweile auf unbürokratischem Weg Konten bei Sparkassen bekommen, berichtet der Verband. Zu Beginn der Woche seien bei den Sparkassen bundesweit rund 136.000 Konten für Geflüchtete aus der Ukraine eröffnet worden, davon rund 19.000 im Rheinland.
Sprengattacken auf Geldautomaten – Brutalität nimmt zu
Sorgen bereiten den Sparkassen Sachschäden durch Sprengattacken auf Geldautomaten. Während früher mit Gas versucht worden sei, Automaten zu knacken, griffen Täter heute zu Sprengstoff, was größere Schäden verursache, berichtete Breuer. Mit jedem Sicherheitspaket, das in den vergangenen Jahren aufgelegt worden sei, habe die Brutalität der Täter aus der organisierten Kriminalität zugenommen. „Je mehr wir aufrüsten, desto stärker sind die Schäden auch“, so Breuer. Die Täter kämen insbesondere aus den Niederlanden. Das Rheinland sei durch das dichte Autobahnnetz besonders betroffen.
Die Sparkassen reagieren, in dem sie auf bestimmte Geldautomaten-Standorte verzichten oder Geräte an mutmaßlich gefährdeten Stellen abbauen. Als Beispiel nannte Breuer das Gebäude des Sparkassenverbands. Den Geldautomaten, der dort früher in der Fassade integriert gewesen sei, gebe es heute nicht mehr.