Essen. Die Energiekrise lässt die Produktionskosten für Papier derzeit ansteigen. Zum Teil gibt es zehnfach höhere Zuschläge. Die Verlage reagieren.

Werden Bücher bald zu Luxusgütern? Nein, so weit ist es noch nicht. Dennoch wirken sich die derzeit hohen Energiepreise auch auf die Verlagsbranche aus. Die Papierproduktion wird immer teurer, die Preise steigen. Zum Teil sind Bücherpreise bereits angehoben worden.

„Je nachdem, welche Papierqualität verwendet wird, gibt es im Moment Preissteigerungen von 20 bis über 40 Prozent“, sagt Katrin Jacobsen von der Herstellungsleitung des Kölner Verlages Kiepenheuer&Witsch. Deshalb habe man den Ladenpreis für Taschenbücher bereits um einen Euro, den für Hardcover um zwei Euro angehoben. Allerdings seien es derzeit nicht nur die Papierkosten, die die Branche schwer belasten, sondern die generelle Verfügbarkeit an Materialien. So werden unter anderem auch Pappen, die für Buchdecken benötigt werden, immer knapper.

Papier wurde bereits Ende 2021 knapp

Das spürt man auch bei Klartext, einem Verlag der Funke Mediengruppe, zu der auch diese Zeitung gehört. „Schon Ende letzten Jahres wurde das Papier zum Teil knapp und Nachauflagen konnten nicht kurzfristig umgesetzt werden, das bekam man auch bei anderen Verlagen mit“, sagt die stellvertretende Verlagsleiterin Kathrin Butt.

Und auch die generell steigenden Preise machen Klartext zu schaffen. „Bereits seit letztem Jahr sind wir genau wie der Rest der Branche von stetig steigenden Papier- und Energiekosten betroffen, das ist natürlich je nach Papier auch sehr unterschiedlich“, so Butt. Als Beispiel nennt sie einen Ausstellungskatalog, für den die reinen Papierkosten seit August 2021 um fast 50 Prozent gestiegen seien. Ein Ende sei nicht in Sicht.

Die Probleme sind also nicht neu, der Ukraine-Krieg und die Energiekrise haben das Ganze aber noch einmal verschärft. Das wird in einer E-Mail eines Herstellers für Kartonagen an deutsche Verlage deutlich, die dieser Redaktion vorliegt. Dort ist zu lesen, dass ein Papierfabrikant den Energiezuschlag von 25 Euro auf 260 Euro pro Tonne erhöhe und somit mehr als verzehnfache. Hinzu kommen gestiegene Transportkosten aufgrund der hohen Kraftstoffpreise. Einige Firmen behalten sich deshalb die Option vor, ihre Maschinen ganz abzustellen, falls die Energiepreise weiter in die Höhe steigen. Andere haben davon zumindest kurzzeitig bereits Gebrauch gemacht.

Wie sich die Situation weiter entwickelt, ist nicht abzusehen. „Die Buchbranche hat längere Vorlaufzeiten, daher werden Preissteigerungen nur langsam greifen und nicht über Nacht kommen wie an der Tankstelle“, sagt die stellvertretende Klartext-Verlagsleiterin Kathrin Butt. Man selbst sei allerdings bemüht, die Preise zu halten. Ein Umstieg auf qualitativ schlechteres und somit günstigeres Papier komme nicht infrage.

Kölner Emons-Verlag hat Preise bereits angehoben

Der Kölner Emons-Verlag, zu dem auch der Dortmunder Verlag Grafit gehört, hat auf die derzeitige Entwicklung bereits reagiert. Laut einem Vertriebsmitarbeiter muss das Unternehmen derzeit zehn bis 20 Prozent mehr für das Papier bezahlen. Das spüren auch der Kunde und die Kundin. So wurden die Preise für Reiseführer bereits angehoben, für Krimiromane sei das derzeit geplant. Ob und wann noch weitere Erhöhungen nötig sind, könne man aktuell nicht sagen.

Nicht nur bei Büchern macht sich die Preislage auf dem Papiermarkt bemerkbar. So warnen mehrere Hersteller von Hygienepapier vor den Folgen der steigenden Gas- und Strompreise und eines möglichen Lieferstopps für russisches Gas. Eine Unterbrechung der Gaslieferungen würde zu sofortigen Produktionsstopps und einer Versorgungskrise in diesem „systemrelevanten“ Produktbereich führen, so die im Verband „Die Papierindustrie“ organisierten Unternehmen. Im Hamstern von Toilettenpapier haben einige ja bereits Erfahrung.