Köln. Hohe Nachfrage, knappe und teurere Materialien: Die Preise für Möbel steigen in diesem Jahr, und die Lieferzeiten werden noch länger.
Auch wenn die massive Schrankwand nicht mehr gefragt ist und die Verbraucher und Verbraucherinnen in Deutschland auf kleinere Möbel umschwenken, müssen sie sich auf steigende Preise und längere Lieferzeiten einstellen. Hersteller und Händler der Einrichtungsbranche spüren in Corona-Zeiten eine weiterhin steigende Nachfrage vor allem bei Küchen- und Büromöbeln, geraten aufgrund gestörter Lieferketten aber auch immer stärker unter Druck.
Es ähnelt einem Katz- und Mausspiel, das sich die Branchenverbände am Montag vor Journalistinnen und Journalisten liefern. Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der deutschen Möbelindustrie, listet gnadenlos auf, wie knapp und teuer Holz, Polstermaterial, Verpackung und Logistik geworden sind. „Das kann nicht weggeatmet werden“, sagt Kurth und schränkt zugleich ein: „Es ist eine Herausforderung, die extremen Preissteigerungen weiterzugeben. Dabei ist es eine Zwangsläufigkeit.“
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Doch die Preise, die Kundinnen und Kunden am Ende zu zahlen haben, macht letztlich der Handel. Und der sitzt eigentlich immer am längeren Hebel. „Wir raten zur Vorsicht, die Pandemie ist noch nicht vorbei“, tritt Christian Haeser, Geschäftsführer des Handelsverbands Möbel und Küchen (BVDM), deutlich vernehmbar auf die Preisbremsen. Mit Journalisten-Fragen konfrontiert, räumt Haeser dann doch ein, dass es in diesem Jahr „einstellige Preiserhöhungen“ zumindest in einigen Produktgruppen geben werde.
Holz, Beschläge, Polster – alles wird teurer
Der schwedische Möbelriese Ikea hatte sich da zu Jahresbeginn konkreter geäußert und im „weltweiten Durchschnitt“ Preiserhöhungen von neun Prozent angekündigt. Der Hintergrund ist klar. „Eine durch die Bank starke Verteuerung“ spürten die rund 460 deutschen Möbelhersteller mit ihren 80.000 Beschäftigten nach Angaben von Verbandschef Kurth bei Beschlägen, Polstermaterialien, Verpackung, elektronischen Bauteilen und Energie. Vor allem aber seien 2021 die Preise für Holzwerkstoffe durch die Decke gegangen – im Jahresvergleich um über 40 Prozent. „Und das ist noch nicht zu Ende“, prophezeit Kurth. Bei einer Umfrage gaben alle Unternehmen an, dass sie in den drei Monaten mit weiteren Verteuerungen rechneten.
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Dabei kann sich die Branche eigentlich nicht beklagen. Die Möbelhersteller setzten im vergangenen Jahr 17,5 Milliarden Euro um – zwei Prozent mehr als 2020. Allein auf den Küchenbedarf entfielen 5,7 Milliarden Euro, was einem Plus von 8,7 Prozent entspricht. Auch das Arbeiten zu Hause habe dazu geführt, dass sich die Menschen zum Teil auf kleinstem Raum ihr Büro einrichteten. „Die Leute machen es sich zu Hause schön“, verweist Verbandschef Kurth auf die Corona-Pandemie und zeigt sich zuversichtlich: „Das ist keine Einmalentwicklung.“ Für das laufende Jahr erwartet er gar ein Umsatzplus von zehn Prozent, wenn die Preise so steigen, wie sich die Hersteller das vorstellen.
Möbelhandel hofft auf Wohnungsbau
„2022 kann ein sehr positives Jahr werden“, sagt auch Christian Haeser vom Handelsverband Möbel und Küchen und hat dabei gleich das von der Bundesregierung ausgegebene Ziel, jährlich 400.000 Wohnungen zu bauen, mit im Blick. Bereits das vergangene Jahr war nicht schlecht. Die Möbelhändler fuhren einen um zwei Prozent gesteigerten Bruttoumsatz von 33,8 Milliarden Euro ein – trotz Lockdown zum Teil bis in den Mai hinein und verschärfter Zugangsbestimmungen nach der 2G-Regel im Weihnachtsgeschäft. Allein bei Matratzen (minus neun Prozent) und Gartenmöbeln (minus sechs Prozent) registrierte die Branche ein rückläufiges Geschäft und erklärte das mit vorgezogenen Käufen im vorhergehenden Corona-Jahr 2020.
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Um die eigene Wohnung noch behaglicher einzurichten, müssen sich Kundinnen und Kunden aber auf noch längere Lieferzeiten gefasst machen. „Zwei bis drei Wochen in diesem Jahr mehr sind verkraftbar“, meint Herstellerverbands-Chef Kurth. Auf eine durchschnittliche Küche habe man bislang sechs bis zehn Wochen warten müssen. Die Produzenten wollen sich aber nicht länger mit Problemen beim Material-Nachschub plagen. Den Ergebnissen einer Umfrage unter Mitgliedsfirmen entnimmt der Verband das Bemühen, Material verstärkt in Deutschland und in Europa einkaufen zu wollen, um sich zumindest lange Lieferwege zu ersparen. Denn Verbandsmanager Kurth weiß nur zu gut: „Als besonders problematisch erweist sich den befragten Unternehmen zufolge derzeit die Beschaffung in der Region Asien.“