Bochum. Nach der Mega-Fusion verzichtet Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn, in den Vonovia-Vorstand einzuziehen. Warum Zahns Verzicht überraschend kommt.

Vonovia-Chef Rolf Buch brauchte drei Anläufe, um den Berliner Rivalen Deutsche Wohnen zu übernehmen. Im Herbst ist die Mega-Fusion dann über die Bühne gegangen. An der Spitze des Großkonzerns mit mehr als einer halben Million Wohnungen hat der Bochumer Dax-Manager nun freie Hand. Michael Zahn, Chef der Deutsche Wohnen, verzichtet überraschend darauf, im gemeinsamen Vorstand Buchs Stellvertreter zu werden.

„In den vergangenen Monaten seit der Entscheidung für den Zusammenschluss ist mir aber bewusst geworden, dass ich nach 14 Jahren als Vorstandsvorsitzender der Deutsche Wohnen die Integration nicht so unbefangen und sachlich hätte vorantreiben können, wie es meinen eigenen Anforderungen entspricht“, erklärte Zahn am Montag überraschend. Am Pfingstmontag hatten sich die Vorstände und Aufsichtsräte beider Dax-Unternehmen nicht nur auf den Zusammenschluss, sondern auch auf die Zusammensetzung des gemeinsamen Vorstands verständigt. Danach sollten Vorstandschef Michael Zahl und sein Finanzchef Philip Grosse nach Bochum wechseln. Von dem Duo, das in die Vonovia-Zentrale umziehen wird, bleibt jetzt nur Grosse.

Investor Davidson Kempner sah „Interessenskonflikte“

Bei Investoren hatte ohnehin zum Teil für Unmut gesorgt, dass ein Personalpaket geschnürt wurde, bevor der Aktientausch über die Bühne gegangen war. So warf der britische Fonds Davidson Kempner, der an der Deutsche Wohnen beteiligt ist, dem Vorstand „Interessenskonflikte“ vor, die „ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Corporate Governance auf dem deutschen Markt“ aufwerfen könnten. Zumal Zahn und Grosse nach unbestätigten Angaben bei höheren Bezügen als bislang nach Bochum wechseln sollten. Vonovia hält inzwischen 87 Prozent an der Deutsche Wohnen.

Auch ohne Michael Zahn an Bord soll es nun zu Veränderungen im Vonovia-Vorstand kommen. Der Aufsichtsrat stimmte zu, dass die Führungsebene von vier auf fünf Posten erweitert wird. Philip Grosse löst zum 1. Januar 2022 Helene von Roeder als Finanzchef ab. Für die Managerin wurde das neue Vorstandsressort Digitalisierung und Innovation geschaffen. Auf ihren bisherigen Posten bleiben Arnd Fittkau und Daniel Riedl.

Vonovia erklärte am Montag, dass man Zahns Verzicht bedauere. „Bei Michael Zahn möchte ich mich persönlich sehr für die konstruktive Zusammenarbeit bedanken“, erklärte Vorstandschef Buch. „Vor seiner Entscheidung, nicht in den Vorstand von Vonovia einzuziehen, habe ich großen Respekt und bedauere sie sehr.“