Hagen. Veltins und Krombacher erhöhen ihre Preise: Warum andere Brauereien nachziehen könnten und was das für die heimischen Wirte und Kunden bedeutet.

Seine Preise wird Ralf Hedtmann nicht mehr lange halten können. Spätestens im Sommer werden es die Leute in der Kneipe merken, sagt der Wirt, der das Bistro Papillon in Gevelsberg betreibt. Denn die ersten großen Brauereien haben bereits angekündigt, dass sie ihre Preise fürs Bier erhöhen werden. Und Händler und Gastronomen bald spürbar mehr dafür zahlen müssen. „Wir werden das nicht auffangen können“, sagt Hedtmann. „Weil die Kosten in allen Bereichen enorm gestiegen sind, das liegt nicht an den Brauereien allein. Was da auf uns zukommt, ist nicht schön.“

Kostensteigerungen auffangen

Klar ist: Ab April werden Krombacher und Veltins, die großen Brauereien aus Kreuztal und Meschede-Grevenstein, ihre Preise erhöhen. Auch die Radeberger Gruppe hatte das am Dienstag bestätigt. Der Grund ist bei allen gleich: gestiegene Kosten. Denn egal ob Strom, Gas, Verpackungen oder Kronkorken – die Preise sind in den vergangenen Monaten in allen Bereichen nach oben gegangen.

Und sie steigen weiter, sagt Peter Lemm, Sprecher der Krombacher Brauerei. „Es ist dieser Mix, der uns zu einer Anpassung gezwungen hat.“ Es handle sich immerhin um Steigerungen, „die wir so noch nie erlebt haben“, sagt auch Ulrich Biene, Sprecher bei Veltins. Und der Spielraum, das aufzufangen, sei ausgeschöpft.

Nachziehen werden vermutlich auch andere große sowie kleinere Brauereien: „Wir fahren keine andere Preispolitik und die Problematik ist für uns die gleiche“, sagt etwa Christian Vormann von der gleichnamigen Brauerei in Hagen-Dahl. Die Preise für Rohstoffe seien schon immer mal gestiegen, „aber jetzt bleiben sie oben“, das sei eine besondere Schwierigkeit. Und: „Für Rohstoffe zahlen wir kleinen Brauereien noch mehr als die großen“, sagt Vormann. Während er im Jahr etwa 500.000 Kronkorken einkaufe, benötigten die Großbrauereien Milliarden davon. Was den Preis ändere. Ob auch Warsteiner aus dem Kreis Soest die Preise erhöhen wird, wollte die Brauerei vorerst nicht beantworten.

Kunden werden draufzahlen müssen

Aber was bedeutet das jetzt für die Biertrinker? „Es wird vermutlich nicht mit ein paar Cent mehr fürs Bier getan sein“, sagt Wirt Ralf Hedtmann. Zwar trifft die Preiserhöhung der Brauereien erstmal nur die Händler und Gastronomen, die es ihnen abkaufen. „Aber auch wir haben erhebliche Mehrkosten durch den Anstieg bei Strom und Gas.“ Wie hoch der Bierpreis in der Kneipe ausfallen wird, das könne er jetzt noch nicht sagen, so Hedtmann. „Aber ich tippe: Wenn man jetzt 2,80 Euro für 0,3 Liter Gezapftes zahlt, wird es im Sommer wahrscheinlich eher 3,30 Euro kosten.“ 30 bis 50 Cent mehr pro Glas, das sei wahrscheinlich.

Ihre eigenen Preislisten kommentieren die Brauereien auf Nachfrage nicht. Wie viel mehr Geld sie im Frühjahr verlangen werden, darüber geben sie keine Auskunft. Ein Branchenkenner aber schätzt, dass der Preis für einen Kasten Bier im Supermarkt um gut einen Euro ansteigen wird. Damit wären die Mehrkosten der Brauereien durch die Preiserhöhungen und die späteren Lieferkosten für die Händler abgedeckt, heißt es.

Brauereien rechnen mit Akzeptanz

Dass deshalb künftig weniger Bier über die Tresen gehen könnte, das befürchten die großen Brauereien aber erstmal nicht: „Wir gehen von einer weitreichenden Akzeptanz aus“, sagt Veltins-Sprecher Ulrich Biene. Wie viel Geld die Kunden im Supermarkt oder in der Kneipe am Ende fürs Bier zahlen müssen, darauf hätten sie ohnehin keinen Einfluss: Die Preise legen Gastronomen und Händler fest, und sie variierten je nach Region.

Außerdem hätten sich die Bierpreise für Kunden in den vergangenen 20 Jahren kaum verändert, betont Biene. Vor allem in den Supermärkten seien die immer wiederkehrenden Aktionspreise gleich geblieben: „Dann zahlt man knapp zehn Euro für einen Kasten Bier – das ist noch genauso viel wie zu D-Mark-Zeiten, als der Kasten rund 20 Mark kostete.“