Düsseldorf. Vodafone hat weitere Partnershops geschlossen und Anzeigen wegen Betrugsverdachts gegen die externen Betreiber gestellt.

Wegen des Verdachts krimineller Machenschaften hat sich der Düsseldorfer Telekommunikationskonzern Vodafone von weiteren Shop-Betreibern getrennt. Inzwischen seien 64 Standorte geschlossen, teilte das Unternehmen auf Anfrage mit. Das sind elf mehr als noch Mitte September. Die Partner stehen im Verdacht, gegen Datenschutz verstoßen, Kundinnen und Kunden Mobilfunkverträge untergeschoben, ihnen zustehende Rabatte vorenthalten und Endgeräte auf dem Schwarzmarkt verkauft zu haben.

„Vodafone räumt weiter auf – und arbeitet derzeit alle in diesem Zusammenhang gemeldeten Vorfälle weiter konsequent ab“, sagt ein Konzernsprecher. „Mittlerweile haben wir uns von 16 Partneragenturen getrennt und 64 Standorte geschlossen. Zusätzlich haben wir bislang 17 Strafanzeigen erstattet.“ Die zuständigen Staatsanwaltschaften hätten die Ermittlungen aufgenommen. Vodafone spricht von „Betrug an uns oder unseren Kunden“, der Schaden sei durch „kriminelle Partneragenturen“ entstanden.

Inan Koc hat früher für Vodafone und O2 gearbeitet. Er hat tiefe Einblicke in die Telekommunikationsbranche.
Inan Koc hat früher für Vodafone und O2 gearbeitet. Er hat tiefe Einblicke in die Telekommunikationsbranche. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Die Hinweise kommen im Wesentlichen vom ehemaligen Mitarbeiter einer Partneragentur: dem Gladbecker Inan Koc. Der 48-Jährige hat tiefe Einblicke in die Vertriebsstrukturen nicht nur bei Vodafone. Nach eigenen Angaben versorgt Koc auch andere Konzerne mit Informationen über Arbeitsprozesse, die vermeintlich schieflaufen: darunter den Marktführer Deutsche Telekom und vor allem Telefonica/O2. Vom drittgrößten Telekommunikationskonzern habe er in der Vergangenheit ein Honorar erhalten, erzählt Koc.

Mit Vodafone liegt er nicht nur wegen der Geschäftspolitik des Konzerns über Kreuz. Das Unternehmen sperrt sich, seine Geldforderung in Höhe von 900.000 Euro vom Beginn des Jahres zu begleichen. Erst in der vergangenen Woche forderte Koc das Management von Vodafone Deutschland per Mail auf: „Bitte bezahlen Sie meine Rechnung, so wie es sich gehört, wenn Absprachen und Zusagen getroffen worden sind.“ Vodafone weist Koc’ Darstellung, es habe Vereinbarungen über eine Bezahlung gegeben, allerdings zurück. Vielmehr fühlt sich das Unternehmen von dem vermeintlichen „Whistleblower“ erpresst und hat deshalb Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf gestellt. Koc wiederum weist diesen Vorwurf scharf zurück und fordert Vodafone auf, die Anschuldigung zurückzunehmen.

Kunden ihre Rabatte vorenthalten

Mit zum Teil mehreren Mails täglich macht der Insider Vodafone auf vermeintliche Fehlentwicklungen aufmerksam. Dazu gehörte auch ein Verfahren, über das Kunden alte Smartphones oder Tablets gegen neue tauschen konnten. Rabatte für Neugeräte, die Hersteller beim Kauf einräumen, sollen aber nicht bei den Kundinnen und Kunden gelandet sein, sondern in einem Gutscheinsystem. Die Beträge sollen über diesen Weg in die Kasse von Partneragenturen geflossen sein.

Vodafone räumt Unregelmäßigkeiten in diesem Zusammenhang ein. „Wir haben feststellen müssen, dass einige Partneragenturen unser generelles Gutscheinsystem in Verbindung mit einer Tauschaktion für Endgeräte missbräuchlich für sich nutzten. Dem haben wir vor mehreren Monaten einen Riegel vorgeschoben und sind konsequent gegen die Täter vorgegangen“, teilt der Konzern auf Anfrage mit. Vodafone sei in begründeten Fällen „wegen des Verdachts des Betruges gegen diverse Händler vorgegangen“ und habe Anzeige erstattet. „Die staatsanwaltlichen Ermittlungen laufen derzeit noch“, so der Sprecher.

Neue Kritik von „Whistleblower“ Inan Koc

„Whistleblower“ Koc, der diesen Stein ins Rollen gebracht hatte, bestätigt, dass Vodafone die beanstandete Praxis mit Gutscheinen beendet habe. Nun kritisiert er aber eine neue Aktion: Besitzer eines I-Phones 11 erhalten von Vodafone einen Rabatt von 360 Euro in 24 Raten je 15 Euro, wenn sie das modernere Modell 13 bestellen. Koc kritisiert, dass das Geld nicht bar, sondern nur als „monatliche Gutschrift“ auf die Mobilfunkrechnung gebucht werde. Überdies verkaufe der Shop-Betreiber das Altgerät zu einem höheren Preis „auf dem Schwarzmarkt“. Ein Vodafone-Sprecher weist die Vorwürfe zurück. „Die alten I-Phones werden gar nicht in den Shops abgegeben, sondern vom Kunden per Post direkt an einen Vodafone-Dienstleister geschickt“, sagte er unserer Redaktion.