Mülheim/Essen. Aldi erhöht den Druck auf die künftige Bundesregierung, die Landwirtschaftschaft bei tiergerechter Fleischerzeugung zu unterstützen.

Die Discounter Aldi Süd und Aldi Nord erhöhen den Druck auf die Politik, die Landwirtschaft bei der Umstellung auf eine tiergerechte Erzeugung von Frischfleisch zu unterstützen. Kurz vor dem erwarteten Start der Koalitionsverhandlungen zwischen SPD, Grünen und FDP fordern die Marktführer aus Mülheim und Essen eine „Neuausrichtung der Agrarpolitik“.

Im Juni war Aldi als erster deutscher Lebensmittelhändler mit der Ankündigung vorgeprescht, bis zum Jahr 2030 das Frischfleischsortiment ganz auf die hohen Haltungsstufen 3 und 4 umzustellen und damit Billigfleisch aus den Kühltheken zu verbannen. In mehreren Stufen wollen beide Unternehmen ganz auf Frischfleisch umstellen, das von Tieren kommt, die an der frischen Luft leben (Haltungsform 3) oder gar unter Bio-Standards aufgezogen werden (Haltungsform 4).

Die erste Etappe des Stufenplans sei bereits erreicht, teilte Aldi am Vormittag mit: 15 Prozent des Frischfleisch-Umsatzes stammten bereits aus Freiluft- und Bio-Ställen. Um auch die anderen formulierten Ziele zu erreichen, fordern die beiden Schwesterunternehmen nun massive politische Unterstützung für die erzeugenden Bauern.

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„Die Transformation der deutschen Landwirtschaft ist bereits in vollem Gange. Damit der Haltungswechsel flächendeckend gelingt, müssen nun alle – Kunden, Landwirte, verarbeitende Industrie, Handel und Politik – an einem Strang ziehen“, sagt Aldi-Nord-Manager Tobias Heinbockel. Der Politik komme hierbei die wichtige Aufgabe zu, „verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Landwirten den Umstieg auf tierwohlgerechtere Haltungsformen erleichtern“.

In den anstehenden Koalitionsverhandlungen müsse das Thema Tierwohl ganz oben auf der Agenda stehen. „Mehr Tierwohl wollen alle, aber das ist nur mit einer Neuausrichtung der Agrarpolitik möglich. Dieses Vorhaben muss in der neuen Legislaturperiode umgesetzt werden”, appelliert Erik Döbele von Aldi Süd. Die Discounter halten „finanzielle Perspektiven für Landwirtinnen und Landwirte ebenfalls für nötig als auch eine Vereinfachung der Vorschriften beim Umbau der Tierställe. Aldi spricht sich überdies für ein „verpflichtendes Haltungskennzeichen“ aus.

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Mit der Initiative Tierwohl hatten sich die Ketten Edeka, Rewe, Aldi, Lidl, Netto, Kaufland und Penny auf vier Haltungsformen geeinigt. Haltungsform 1 sieht die Einhaltung der gesetzlichen Mindestanforderungen vor. So muss ein Schwein 0,75 Quadratmeter Platz im Stall haben. Bei Jungbullen sind es 1,5 bis 2,2 Quadratmeter – je nach Gewicht. Die Haltungsstufe 2 sieht im Schnitt zehn Prozent mehr Platz pro Tier im Stall vor.