Essen/Bonn. Die Deutsche Post will Standardbriefe fünf Cent und Postkarten zehn Cent teurer machen. Und beklagt trotz Rekordzahlen, das sei noch zu wenig.

Zwei Monate, nachdem die Deutsche Post eine Verdreifachung ihres Nettogewinns im ersten Halbjahr verkündet hat, gab sie bekannt, im Januar ihre Portoerhöhungen teils drastisch erhöhen zu wollen. Und, dass der von der Bundesnetzagentur genehmigte Spielraum für die Preissteigerungen noch viel zu klein sei, um die Kosten decken zu können. Die Bonner Behörde erlaubt der Deutschen Post ein Plus von durchschnittlich 4,6 Prozent.

Allerdings langt der Dax-Konzern vor allem bei Privatkunden deutlich kräftiger zu: Der Standardbrief soll ab Jahresbeginn 85 statt 80 Cent kosten, das sind 6,25 Prozent mehr. Postkarten sollen mit 70 statt bisher 60 Cent frankiert werden – ein sattes Plus von knapp 17 Prozent. Der nach Umzügen für viele Verbraucher wichtige Nachsendeservice verteuert sich von 26,90 Euro auf 30,90 Euro – rund 15 Prozent mehr. Einschreiben sollen künftig 2,65 kosten und damit 5,6 Prozent mehr. Dagegen wird das Porto für große Waren- und Büchersendungen nur um zwei Prozent auf 2,25 Euro angehoben.

Post spricht von „moderaten Erhöhungen“

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Die Post spricht von „moderaten Erhöhungen“. Die letzte Portoanpassung gab es 2019, seinerzeit durfte die Post fast doppelt so stark erhöhen. Entsprechend enttäuscht zeigte man sich im Bonner Dax-Konzern vom gewährten Spielraum der Netzagentur. Er reiche nicht aus, um die Lohnerhöhungen für die 155.000 Beschäftigten in Deutschland sowie die zuletzt stark gestiegene Inflationsrate auszugleichen. Und er sei „erst recht kein Ausgleich für die in den nächsten Jahren zu erwartende Steigerung der Stückkosten durch weiter sinkende Briefmengen, höhere Inflation und Zusatzkosten für einen klimafreundlicheren Briefdienst“, heißt es in der Reaktion des Unternehmens.

Das klassische Briefgeschäft ist seit vielen Jahren recht konstant rückläufig, die Menschen schreiben immer seltener analog, weil es digital per Messengerdienst oder Email deutlich schneller und günstiger geht. Für manche Berufsstände, etwa Anwälte, Steuerberater und Versicherungsmakler, ist der Postweg aber nach wie vor Pflicht. Auch im ersten Halbjahr wurden mit 3,1 Milliarden Briefen erneut rund 1,5 Prozent weniger verschickt als im Vorjahreszeitraum, der Umsatz sank um ein Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. Dich unterm Strich zahlt sich das schrumpfende Geschäft immer noch sehr ordentlich aus – der Betriebsgewinn (Ebit) im Segment Post und Paket Deutschland stieg im ersten Halbjahr 2021 um kräftige 45 Prozent an.

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Größter Wachstumstreiber ist dabei freilich nicht das Brief-, sondern das Paketgeschäft. Der starke Anstieg des Paketaufkommens durch den Online-Boom lässt im Postturm seit Jahren vor allem in der Vorweihnachtszeit die Kassen klingeln, die Corona-Pandemie brachte einen weiteren kräftigen Schub.

85 Prozent Marktanteil bei klassischen Briefen

Allerdings verdient die Post auch mit den klassischen Briefen nach wie vor viel Geld – zum einen dank harter Kosteneinsparungen, etwa durch die Schließung von Filialen und den Abbau von Briefkästen. Andererseits durch die staatlich genehmigten regelmäßigen Preiserhöhungen. Im Briefgeschäft hat der Bonner Konzern mit zuletzt 85 Prozent Marktanteil nach wie vor kaum Konkurrenz.

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Die Konkurrenz im umkämpfteren, stetig wachsenden Paketgeschäft, moniert deshalb seit Jahren, ihre Gewinne aus dem Briefgeschäft zur Stärkung ihres Paketdienstes DHL zu nutzen und sich damit einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Das ist auch Jochen Homann nicht fremd, dem Chef der Bundesnetzagentur. Dass er dem Gelben Riesen diesmal nur gut die Hälfte des Spielraums gewährt wie vor drei Jahren, begründet er mit der „äußerst positiven wirtschaftlichen Entwicklung“ im Paketbereich, die wiederum zur Entlastung der Kosten der Deutschen Post beitrage. Die Erhöhung im Briefgeschäft gilt für drei Jahre.

Glänzende Halbjahresbilanz

Anfang August hatte die Deutsche Post DHL glänzende Halbjahreszahlen vorgelegt: Der Umsatz kletterte gruppenweit um 22 Prozent auf 38,3 Milliarden Euro. Der operative Gewinn (Ebit) verdoppelte sich auf knapp vier Milliarden Euro. Noch deutlicher ging es unterm Strich bergauf: Als Nettogewinn blieben 2,48 Milliarden Euro übrig – dreimal so viel wie im Vorjahreszeitraum. Die starken Zahlen hatten die Post auch ihre Prognose für das Gesamtjahr anheben lassen – sie rechnet für 2021 nun mit einem operativen Gewinn von sieben Milliarden Euro.