Essen. Der Heizölpreis ist stark gestiegen. Die Verbraucherzentrale NRW gibt Hinweise dazu, wann es sinnvoll ist, den Tank vor dem Winter aufzufüllen.
Seit Monaten steigt der Heizölpreis. Nach Angaben des Vergleichsportals Check24 haben 2000 Liter im Juli im Schnitt fast 1400 Euro gekostet – rund 81 Prozent mehr als zum Tiefstand im September 2020. Check24-Manager Steffen Suttner begründet die Entwicklung mit der anziehenden Konjunktur und der gestiegenen Nachfrage nach Öl. Trotz aktuell hoher Preise sollten sich Verbraucherinnen und Verbraucher nach Einschätzung von Suttner „bereitmachen, um bei fallenden Preisen ihre Heizöltanks zumindest teilweise wieder aufzufüllen“. Mitte Juli hatten sich wichtige Ölförderländer auf eine Erhöhung ihrer Produktion geeinigt. Ob sich dies auf die Heizölpreise auswirken werde, „bleibt abzuwarten“, sagt Suttner. „Der neu eingeführte CO2-Preis belastet Verbraucherinnen und Verbraucher zusätzlich“, sagt Verivox-Experte Thorsten Storck. Seit Januar werden für den Ausstoß einer Tonne Kohlendioxid 25 Euro fällig. Ein Musterhaushalt mit 20.000 Kilowattstunden Verbrauch zahlt nach Berechnungen von Check24 beim Heizöl durch die CO2-Abgabe 158 Euro pro Jahr mehr. Udo Sieverding, Energieexperte der Verbraucherzentrale NRW, ordnet die Entwicklung im Gespräch mit unserer Redaktion ein. „Wer langfristig denkt, sollte auf Alternativen umsteigen“, sagt Sieverding. Hier lesen Sie das Interview im Wortlaut:
Die Heizölpreise sind bereits stark gestiegen. Rechnen Sie damit, dass es noch teurer wird für Verbraucherinnen und Verbraucher?
Sieverding: Die Preiskurve im Jahr 2021 zeigt bisher klar nach oben. Kurzfristig ist der Ölpreis aber etwas gesunken und es ist durchaus ratsam, jetzt einen leeren Tank rechtzeitig vor dem Winter aufzufüllen. Denn der Ölmarkt ist auch unterversorgt, was zu weiterhin hohen Ölpreisen in den kommenden Monaten führen könnte. Mittelfristig besteht die Unsicherheit vor allem in der weltweiten Corona-Entwicklung mit ihren Auswirkungen auf Wirtschaft und Tourismus. Hinzu kommt: Langfristig ist der Trend zu steigenden Preisen durch die CO2-Bepreisung unausweichlich, selbst wenn Öl auf dem Weltmarkt durch ein Überangebot günstig zur Verfügung stehen sollte.
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Kann die Preisentwicklung auch zu einem veränderten Verbraucherverhalten führen?
Sieverding: Wir beobachten bereits heute, dass sich viele Haushalte mit dem Abschied von der Ölheizung beschäftigen. Neben der Wirtschaftlichkeit und technischen Alternativen scheinen Image und Klimaschutz dabei wichtige Punkte zu sein. Das Image der Ölheizung ist im Keller. Gleichzeitig gibt es eine attraktive staatliche Förderung für den Umstieg auf andere Heizungssysteme, auch hierdurch beschäftigen sich viele Haushalte mit Alternativen.
Ist es noch sinnvoll, mit Öl zu heizen?
Sieverding: Langfristig aus unserer Sicht eindeutig nein. Öl, aber auch Gas zur Wärmeerzeugung in Gebäuden werden in den nächsten Jahren abgelöst durch klimafreundliche Alternativen. Und wir werden unsere Häuser besser dämmen müssen - dann ist es noch einfacher, vom Heizöl unabhängig zu werden.
Lohnt sich ein Umstieg auch finanziell für Verbraucherinnen und Verbraucher?
Sieverding: Wer langfristig denkt, sollte auf Alternativen umsteigen. Fossile Energieträger werden zunehmend mit hohen CO2-Abgaben belastet, da lässt uns der Klimaschutz gar keine Wahl. Grünes Gas und grünes Heizöl werden wir für andere Einsatzzwecke brauchen – für einfache Wärmeerzeugung werden sie vermutlich nicht wirtschaftlich genug werden.
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Mit welchen Kosten ist bei einem Umstieg zu rechnen?
Sieverding: Erstmal wird die Umrüstung auf Alternativen wie Solarenergie, Wärmepumpe, Holzpellet-Heizung oder ein Fernwärme-Anschluss Mehrkosten verursachen, da kommen auch schon mal 10.000 Euro hinzu. Derzeit ist aber die Förderung durch Bundesprogramme sehr hoch, da ist es sowieso wirtschaftlich interessant, über Alternativen nachzudenken. Hilfreich ist eine unabhängige Energieberatung, die eine individuelle Einschätzung gibt.
Welche Heizung wird künftig der Standard in Wohnimmobilien?
Sieverding: Die Zukunft der Heizung wird der elektrischen Wärmepumpe in gut gedämmten Gebäuden gehören, die wir dann mit grünem Strom betreiben. In Innenstädten werden wir mehr Fernwärme aus erneuerbaren Energien einsetzen. Dazu müssen wir auch mehr Photovoltaik-Anlagen auf die Dächer bekommen. In den nächsten Jahren werden sicher auch noch viele hocheffiziente Gasheizungen mit Solarunterstützung als Brückentechnologie eingebaut werden. Richtig sinnvoll erscheint das aber nicht, da es nur eine begrenzte Zeit funktioniert.