Essen. Haniel-Chef Thomas Schmidt im Podcast „Die Wirtschaftsreporter“: Mit nachhaltigem Wirtschaften will er den Duisburger Konzern zum Erfolg führen.
Wenn Haniel-Vorstandschef Thomas Schmidt über die Strategie des traditionsreichen Duisburger Familienunternehmens spricht, dreht sich fast alles um ein Wort: „enkelfähig“. So sollen sämtliche Geschäfte sein, die Haniel betreibt oder erwirbt. „Enkelfähig heißt nicht, kurzfristig zu gewinnen, sondern langfristig erfolgreich mitzuspielen“, sagt Schmidt im Podcast „Die Wirtschaftsreporter“.
Nachhaltiges Wirtschaften wolle er mit klaren Renditezielen verbinden, erklärt der Manager, der den Duisburger Konzern mit rund 20.000 Arbeitsplätzen führt. „Enkelfähige Unternehmen müssen natürlich performanceorientiert sein. Sonst kann ich nichts weitergeben an die nächste Generation“, sagt Schmidt. „Sie müssen technologiegetrieben sein, denn wir haben große Herausforderungen als Gesellschaft, die wir technologisch angehen müssen. Und enkelfähige Unternehmen finden auch die Balance zwischen der Umwelt und dem unternehmerischen Erfolg.“ Mit diesem Konzept, sagt Schmidt, wolle Haniel ein Pionier sein.
Die Franz Haniel & Cie. GmbH ist seit der Gründung des Unternehmens 1756 in Duisburg beheimatet. Sie führt ein Portfolio eigenständiger Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen. Die Haniel-Firma Optimar beispielsweise verdient ihr Geld mit Maschinen zur Fischverarbeitung. CWS, ein weiteres Tochterunternehmen der Duisburger, bietet Produkte für die Waschraumhygiene an. Hinzu kommt eine Finanzbeteiligung an Ceconomy mit den Elektronikhandelsketten Media Markt und Saturn.
Vom Schulabbrecher zum Konzernchef
Schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts übertragen die heute rund 720 Eigentümer die Unternehmensführung auf ein externes Management. Seit zwei Jahren führt Thomas Schmidt den Konzern. Zuvor war er unter anderem beim US-amerikanischen Großkonzern General Electric (GE) tätig. Familienunternehmen zeichneten sich dadurch aus, eine langfristige Perspektive einzunehmen und „nicht nur opportunistisch unterwegs zu sein“, sagt Schmidt. Er habe sich daher bewusst für Haniel entschieden.
Geprägt hat Schmidt, dass er trotz eines Schulabbruchs Karriere machen konnte. „Ich hatte das Glück, dass mir Leute eine faire Chance gegeben haben“, sagt der Manager, der das Abi nachgeholt und dann studiert hat. Er beurteile Menschen „unabhängig von Rang oder Schulterklappen“. Diese Haltung soll auch die Unternehmenskultur von Haniel prägen. „Wir suchen Leute, die den Status quo hinterfragen, die sich weiterentwickeln wollen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen“, sagt Schmidt.
Haniel-Chef trägt Kapuzenpulli und Turnschuhe
Ein neuer Stil bei Haniel lässt sich auch an der Kleidung des Chefs erkennen. Kürzlich verkündete Schmidt eine Firmenübernahme im Kapuzenpulli. Zur Podcast-Aufzeichnung erscheint der Manager hemdsärmelig und in Turnschuhen. Die Enkelfähig-Strategie helfe bei der Suche nach Fachkräften. Aber: „Die Internationalität, die fehlt uns noch“, sagt Schmidt. „Wir haben jetzt die ersten nicht-deutschen Mitarbeiter in der Holding. Das müssen wir weiter stärken, um international erfolgreich zu sein.“ Die beiden Vorstandsposten sind bei Haniel derzeit von zwei Männern besetzt, dabei sagt Schmidt: „Wir wollen Geschlechter-Parität auf allen Ebenen erreichen bis 2025.
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Bis zum Jahr 2030 will Haniel über alle Geschäftsbereiche hinweg klimaneutral sein – auch dies gehöre zur Enkelfähig-Strategie. Ob Haniel schon aus Gründen der Nachhaltigkeit auf einen lukrativen Zukauf verzichtet hat? Ja, sagt Schmidt. Ein Übernahmeziel sei einmal ein Unternehmen gewesen, das sich mit der Erkennungstechnik RFID beschäftigt. Doch es habe sich herausgestellt, dass ein Großteil des Absatzes in die Massentierhaltung ging. „Das ist nicht Teil unserer Definition einer lebenswerten Zukunft“, betont Schmidt.
Zwischen Media Markt und Fischerei
Auch für die Unternehmen, die schon zur Haniel-Gruppe gehören, gelte: Erfüllen sie nicht die Anforderungen an die Nachhaltigkeit und die Performance, dann können sie nicht auf Dauer Teil der Haniel-Gruppe sein. Derzeit beschäftigte sich das Haniel-Management auch mit der Frage, wie das in der Fischerei tätige Unternehmen Optimar nachhaltiger werden könne.
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Auch Ceconomy habe mit den Elektronikketten Media Markt und Saturn „sehr viele Möglichkeiten, sich nachhaltiger aufzustellen“, sagt Schmidt. Dazu sei er mit dem Ceconomy-Management in der Diskussion. „Es gibt tolle Möglichkeiten, den ganzen Service- und Reparaturbereich auszubauen. Wir hoffen, dass sich das Geschäft in diese Richtung entwickeln kann.“
Mit Blick auf die Rendite orientiere sich Haniel an den Börsenligen Dax oder Dow Jones. Hier könnten Investoren erfahrungsgemäß etwa acht Prozent im Durchschnitt pro Jahr erzielen. Haniel wolle „leicht darüber“ liegen, sagt Schmidt. „Wir brauchen nicht die Rendite eines Finanzinvestors, aber neun Prozent über die Jahre müssen es sein.“