Düsseldorf.. Monatelang konnte in Deutschland wegen Corona kaum Bier vom Fass ausgeschenkt werden. Jetzt füllen die Brauereien wieder Bier in die Fässer.
Mit Blick auf den Neustart der Gastronomie füllen die Brauereien wieder Bier in Fässern ab. „Die Brauereien sind gut vorbereitet auf das Wiederanlaufen der Gastronomie“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, Holger Eichele. Die Fassbierabfüllungen seien vor etwa ein, zwei Wochen angelaufen. Die Gastronomen und der Getränkefachgroßhandel orderten allerdings in den meisten Fällen verständlicherweise noch sehr zögerlich. „Der Fassbiermarkt läuft mit gebremsten Schaum“, beschreibt Eichele. Die Gastronomen hätten Monate der Schließung hinter sich, erhebliche Mengen Getränke und Lebensmittel mussten vernichtet werden - eine beispiellose Krise.
„Wir sind weit entfernt von einem planbaren verlässlichen Rückweg zur Normalität. Wir sind nach wie vor in einer Zeit voller Ungewissheit“, unterstrich Eichele. Der Fassbiermarkt sei vollkommen zum Erliegen gekommen mit dem Beginn des zweiten Corona-Lockdowns im Herbst. Die Anlagen seien dann praktisch über mehr als sechs Monate nicht gelaufen. Es habe nur vereinzelt Abfüllungen in „homöopathischen Mengen“ gegeben – Kleinstmengen oder Exportchargen. „Die Anlagen standen still, der Markt lag am Boden“, verdeutlicht Eichele. Die Braubranche hatte zwar Zuwächse beim Absatz von Flaschenbier verzeichnet. Das konnte aber die Rückgänge bei Fassbier nach früheren Angaben nicht ausgleichen.
Kunden in der Gastronomie kaufen sehr behutsam und vorsichtig Fassbier
Die Brauereikunden in Gastronomie und Getränkegroßhandel müssten selbst noch viele Unwägbarkeiten meistern. „Über allem schwebt das Damoklesschwert der Inzidenzen“, sagte Eichele mit Verweis auf die Öffnungsschritte, die von einem stabilen Rückgang der Corona-Neuinfektionen abhingen. Die Fallzahlen könnten sich auch wieder ändern. Hinzu komme noch der Wetterfaktor, der für die Außen-Gastronomie besonders wichtig sei. So seien für Pfingsten die Wetteraussichten nicht die besten. Andere Gastronomen könnten mangels Außenbereich noch gar nicht öffnen. Vor diesem Hintergrund kauften die Kunden in der Gastronomie sehr behutsam und vorsichtig Fassbier.
Veltins sieht trotz des langen Stillstands bei der Fassbierabfüllung keine Lieferengpässe. Pro Stunde könnten 500 Fässer abgefüllt werden, sagte ein Unternehmenssprecher. Im Bedarfsfall könne die Kapazität „auf eine 24-stündige Abfüllung im 7-Tage-Rhythmus hochgefahren werden“. Dass die Gastronomen nach Öffnung ihrer Lokale mit vielen Gästen rechnen können, hat eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Dimap im Auftrag von Veltins ergeben. Danach wollen 36 Prozent der Befragten gleich in der ersten Woche nach Wiedereröffnung Biergärten und Lokale besuchen, weitere 39 Prozent hätten das innerhalb der ersten Monats vor, wie die Brauerei mitgeteilt hatte.
Selbst bei nicht so gutem Wetter in die Außengastronomie
„Unsere Gastronomen sehen bei ihren Gästen eine große Bereitschaft, selbst bei nicht so gutem Wetter die Außengastronomie zu besuchen, wie beispielsweise am letzten Wochenende in Koblenz“, sagte Rainer Noll, Leiter Außer-Haus-Markt der Bitburger Braugruppe. Die Hygienekonzepte in der Gastronomie sorgten für große Sicherheit.
„Auch wir gehen davon aus, dass die Nachfrage nach Fassbier jetzt wieder steigen wird“, sagte ein Sprecher der Brauerei Krombacher. Dementsprechend werde bereits wieder Bier in Fässern abgefüllt.
Wie groß die Nachfrage durch die Gastronomie konkret sein wird, hänge von den weiteren Lockerungsmaßnahmen in den Bundesländern ab.
„Wir sind bereit für die Wiedereröffnung der Gastronomie“
„Wir haben vor einigen Wochen wieder begonnen, Fassbiere abzufüllen und sind bereit für die Wiedereröffnung der Gastronomie“, sagte ein Sprecher der Anheuser-Busch InBev Germany Holding, zu der Becks gehört. „Wir sehen derzeit noch eine verhaltene Nachfrage aufgrund der unklaren Lage, aber blicken sehr optimistisch in die Zukunft.“
Auch beim Marktführer, der Oetker-Tochter Radeberger Gruppe, läuft die Abfüllung von Fassbier wieder. Die Abfüllkapazitäten seien zunächst auf etwa die Hälfte der Volllast hochgefahren worden, um die eigenen Bestände aufzustocken und lieferfähig zu sein. „Die weitere Abfüllplanung hängt dann von der Nachfrage der Gäste ab – und damit dann auch ihrer Gastgeber“, sagte eine Sprecherin der Gruppe. Bei Warsteiner hieß es, die Fassbierabfüllung sei an allen Standorten hochgefahren worden. (dpa)