Bonn. Die großen Ketten wollen den Anteil von Geflügelfleisch der Haltungsstufen 3 und 4 bis Ende 2026 auf mindestens 20% ausbauen.
Große Discounter und Lebensmittelketten wollen bundesweit mehr Geflügelfleisch aus den höchsten Haltungsklassen anzubieten. Der Anteil des angebotenen Fleisches der Klassen drei und vier soll in den nächsten zwei Jahren verdoppelt und bis Ende 2026 auf mindestens 20% erhöht werden, heißt es in einer Mitteilung von Deutschem Tierschutzbund und "Initiative Tierwohl" (8. März 2021). Der aktuelle Anteil wurde nicht genau beziffert.
Die Initiative ist ein Zusammenschluss von Handel, Land- und Fleischwirtschaft. Aldi Nord und Süd, Edeka, Kaufland, Lidl, Netto, Penny und Rewe bieten Fleisch an, das mit ihrem vierstufigen Siegel klassifiziert ist. Ein staatliches Siegel gibt es - entgegen vieler Ankündigungen - bis heute nicht.
Kennzeichnung für Fleisch an Bedientheken
Tierschützer und Händler hatten Gespräche geführt, Ergebnis ist die nicht bindende Absichtserklärung. Ein "Tierwohl"-Sprecher machte gegenüber der Redaktion aber sehr deutlich, dass man sich ihr verpflichtet fühlt. Er berichtete, dass der Handel an einer Umsetzung der Kennzeichnung auch für Fleisch an Bedientheken arbeite: "Die Vereinbarung gilt dann auch für diesen Bereich", so der Sprecher.
Greenpeace hatte zuletzt mehrfach bemängelt, dass sich die Haltungsform-Kennzeichnung bislang de facto fast ausschließlich bei abgepacktem Fleisch an Kühltheken findet. "Mit dem Mehrangebot in den beiden höchsten Stufen mit der 3 und 4 wird das Tierwohl im Geflügelsortiment gestärkt", sagte Thomas Schröder, Präsident des Tierschutzbundes, zu der Vereinbarung jetzt.
Mehr Platz, bessere Beschäftigung, Außenklima oder Freilauf
Die höheren Stufen bedeuten mehr Platz, bessere Beschäftigung und - je nach Stufe - Außenklima oder Freilauf. Bei Hähnchen etwa ist in Stufe 1 ("Stallhaltung") vorgesehen, dass alle Tiere pro Quadratmeter zusammen nicht mehr als 39 Kilo wiegen dürfen. Das dürften in der Endstufe der Mast 16 bis 26 Tiere sein. Bei Stufe drei ist ein Besatz von maximal 25 und in Stufe vier von bis zu 21 Kilo vorgesehen.
Etwas tun wird sich in diesem Jahr auch beim Schweinefleisch. Weil die Initiative Tierwohl ihr Finanzierungsmodell umstellt, werde es deutlich mehr Fleisch aus der Haltungsstufe 2 geben, kündigte der Sprecher an. Bislang befänden sich ca. 5% der Ware in Stufe 2 und ca. 80% Prozent in 1. Künftig würden etwa 30% der in Deutschland erzeugten Mastschweine kennzeichnungsfähig mit Stufe 2.
Tierschützer kritisieren gesetzliche Vorgaben
Auch hier geht es u. a. um mehr Platz. In Stufe 1 sind es 0,75 qm pro Schwein und in Stufe zwei sind es 0,825 qm - mindestens 10% mehr als gesetzlich vorgeschrieben. Tierschützer freilich halten die gesetzlichen Vorgaben ohnehin für absolut nicht ausreichend. Schweine gelten bei einem Gewicht von 110 bis 130 Kilo als schlachtreif.