Essen. Um Flächennot im Ruhrgebiet zu lindern, fordert Wirtschaftsförderer Beck im Podcast „Die Wirtschaftsreporter“ einen Fonds für Industriebrachen.
Der Vorrat an großen Gewerbeflächen im Ruhrgebiet reicht noch für gerade einmal gut drei Jahre. Um die Not zu lindern fordert Wirtschaftsförderer Rasmus C. Beck im Podcast „Die Wirtschaftsreporter” die Auflage eines Fonds für die Sanierung ungenutzter Industriebrachen.
„Die Brachen befinden sich zumeist in privatem Besitz. Ihre Reaktivierung liegt aber im öffentlichen Interesse”, sagt Beck. Die Sanierung von Altlasten und die Anbindung an die Infrastruktur verursachten aber Kosten, die durch spätere Mieteinnahmen bei weitem nicht gedeckt würden. „Das ist kein lohnendes Geschäft”, meint der ehemalige Geschäftsführer der Business Metropole Ruhr GmbH, der seit dem 1. Februar die Wirtschaftsförderung in Duisburg leitet.
Kommunen sollen Brachen kaufen und sanieren
Beck schlägt deshalb vor, dass die jeweiligen Kommunen die Brachen kaufen und sanieren. Da die meisten Ruhrgebietsstädte finanziell klamm sind, soll ein Fonds das nötige Geld bereitstellen. „Ich wünsche mir eine Finanzierungsmöglichkeit, wie sie etwa über den NRW-Grundstücksfonds möglich war.”
Etwas Entspannung bei der Flächennot erhofft sich Beck von den Standorten im Revier, auf denen aktuell Kohlekraftwerke Strom erzeugen. In den nächsten Jahren werden sukzessive die Kamine der Kraftwerke Duisburg-Walsum, Herne, Bergkamen (Steag), Gelsenkirchen-Scholven, Datteln (Uniper), Hamm, Werne (RWE) und Lünen (Trianel) erkalten. Die Restlaufzeiten bis spätestens zum Jahr 2038 werden über eine Auktion vergeben. Der Bund hat 662 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um die wirtschaftlichen und sozialen Folgen für die Städte Duisburg, Gelsenkirchen, Herne, Hamm und den Kreis Unna abzufedern und neue Arbeitsplätze zu schaffen.
Beck: Auf Zukunftstechnologien konzentrieren
Nach dem Willen der Landesregierung sollen die betroffenen Städte gemeinsam mit ihren Nachbarn die Fördergelder unter sich aufteilen, um Institute und Unternehmen anzulocken, bevor die Kohle-Arbeitsplätze wegfallen. Die Moderation hat das NRW-Wirtschaftsministerium der Business Metropole Ruhr übertragen.
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Deren Ex-Geschäftsführer Beck zeigt sich zufrieden mit den bisherigen Diskussions-Ergebnissen, mahnt aber auch: „Beim Anstoßen von Projekten darf man sich jetzt nicht verzetteln. Die Beinfreiheit darf nicht dazu führen, dass das Geld schnell verfrühstückt wird für Maßnahmen wie der Reparatur eines Schuldachs bis hin zum Bau einer Wasserstoff-Pipeline. Wir sollten uns auf Zukunftstechnologien konzentrieren, vor allem auf die Produktion und Distribution von grünem Wasserstoff.” Die Diskussion unter den Städten sei noch in vollem Gang. Am Ende entscheiden Bund und Land NRW, welche Projekte den Zuschlag erhalten werden.
„Ich sehe Duisburg künftig als Zentrum für Wasserstoff“
Beck setzt große Erwartungen in die CO2-freie Produktion von Stahl. „Wenn Thyssenkrupp weltweit das erste Unternehmen ist, das mit grünem Wasserstoff Stahl kocht, wird diese Transformation eine enorme Bedeutung für Duisburg als größten Stahlstandort Europas haben. Ich sehe Duisburg künftig als Zentrum für Wasserstoff”, sagt er im Podcast „Die Wirtschaftsreporter”.
Derweil läuft die Suche für Becks Nachfolge an der Spitze der Business Metropole Ruhr. Thomas Eiskirch, Vorsitzender des Aufsichtsrat und Bochumer Oberbürgermeister, zeigt sich optimistisch. „Wir freuen uns, dass eine ganze Reihe hoch qualifizierter Personen die wirtschaftliche Weiterentwicklung des Ruhrgebiets als spannende Aufgabe annehmen möchten“, sagte er auf Anfrage. In Zeiten der Pandemie sei es aber nicht leicht, mit den Kandidaten ein persönliches Gespräch zu führen.
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