Essen. Kunden, die Rat oder Hilfe am Telefon suchen, müssen Zeit und Geld mitbringen. Das zeigt eine Studie zu 0900-Vorwahlen im Auftrag der Grünen, die der WAZ vorliegt.
Negativer Spitzenreiter ist DSL-Anbieter „1&1”. Er wirbt mit schnellen Internetverbindungen, doch die Servicenummer funktioniert offenbar sehr langsam. In einem Fall meldete sich erst nach 23 Minuten ein Berater. Auch Platz Zwei und Drei hält „1&1” – mit 16 und 11,5 Minuten. Beim Mobilfunkanbieter O2 dauerte es elf Minuten – und kostete 9,80 Euro. Billigflieger Ryanair ließ Testkunden bis zu sieben Minuten in der Warteschleife kreisen. Bei Konkurrent Easyjet betrug die Wartezeit bei zehn Anrufen im Schnitt fast zwei Minuten.
Während man bei „1&1” auf eine Anfrage zu dem Resultat nicht reagierte, mochte man bei O2 das schlechte Ergebnis nicht nachvollziehen. Die einzige 0900-Nummer sei ein individuelles Zusatzangebot, um sehr spezielle technische Probleme zu lösen. Ein Sprecher: „Das muss ein Ausnahmetag gewesen sein, unter dieser Nummer kommen im Monat weniger als 200 Anrufe an.” Für den Service bei den kostenfreien 0800-Nummern sei O2 sogar mehrfach ausgezeichnet worden.
Teures Tarot
Besonders bedenklich – da teuer – sind laut den Testern kleine Anbieter, die zu juristischen Fragen oder Hundetraining beraten oder Tarotkarten legen. Wer bei „Tarotkönig” anruft und nach sieben Minuten verbunden wird, zahlt allein fürs Warten 13 Euro.
Es gibt aber auch positive Erkenntnisse: Billiganbieter von Handytarifen halten ihre Wartezeiten in akzeptablen Grenzen. Bei Testsieger T-Mobile dauerte es im Schnitt neun Sekunden, bis ein Berater an der Strippe war. Nicole Maisch, verbraucherpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, zeigt sich überrascht: „Bei Handytarif-Anbietern scheint die Konkurrenz auch über den Service ausgetragen zu werden.”
Helga Zander-Hayat, zuständig für Telekommunikation bei der Verbraucherzentrale NRW, fordert kostenlose Warteschleifen und eine differenzierte Herangehensweise von Firmen bei Servicenummern: „Kundenhotlines sollten eine kostenlose 0800-Vorwahl besitzen. Danach sollte die preiswertere 0180-Vorwahl als Alternative genutzt werden.” Die Tester weisen darauf hin, dass in Frankreich Kosten während der Wartezeit bereits verboten seien.
Auch wenn deutsche 0900-Warteschleifen teuer werden können, sie bewegen sich im gesetzlichen Rahmen: Laut Bundesnetzagentur gilt für Angebote mit 0900-Nummern die gesetzliche Preisobergrenze von drei Euro je Minute. Nach einer Stunde wird das Gespräch automatisch getrennt. Die Preisobergrenze für zeitunabhängige Tarife beträgt 30 Euro.