Essen. Klassische Weihnachtsfeiern fallen wegen der Corona-Krise aus. Die Agentur TAS organisiert nun digitale Feiern in einem TV-Studio mit Showküche.
Es sind harte Zeiten für die Eventbranche. Begegnungen gibt es kaum noch. Reihenweise sind Veranstaltungen abgesagt oder Planungen verschoben worden. „Beim ersten Lockdown ging gar nichts mehr“, sagt Thomas Siepmann, der Chef der Essener Kommunikationsagentur TAS. Durch die Corona-Pandemie sei auch seinem Unternehmen ein beträchtlicher Anteil des Geschäfts weggebrochen. Mit Kreativität kämpft er sich durch die Krise. Da klassische Veranstaltungen ausfallen, setzt Siepmann nun vor allem auf digitale Formate.
„Wir haben uns neu erfunden“, erzählt der 54-jährige Siepmann, der gerade erst eine Corona-Erkrankung überstanden hat. Mit rund 60 festangestellten Mitarbeitern und Kunden wie RWE, Hochtief und Vonovia gehört sein Unternehmen zu den größten Kommunikationsagenturen in Essen. Die Büros von TAS befinden sich in der ehemaligen Coca-Cola-Firmenzentrale. Siepmann, der seine Firma vor 30 Jahren gegründet hat, stellt sich auf große Veränderungen in seiner Branche angesichts der Pandemie ein. „Nur Unternehmen, die sich radikal verändern, haben die Chance, diese Krise zu überleben“, betont er.
Geschenkbox mit Keksen, Glühwein oder Adventsdeko
Ein neues Zentrum der Aktivitäten von TAS soll künftig ein Fernsehstudio auf dem ehemaligen Coca-Cola-Areal bilden. Ihren Auftraggebern will die Kommunikationsagentur damit ermöglichen, mit Beschäftigten oder potenziellen Kunden in Kontakt zu treten. Das digitale Format soll eine Alternative zu Kongressen, Messen, Führungskräfte-Tagungen oder Produkt-Präsentationen sein. Siepmann rechnet damit, dass Unternehmen bestrebt sein könnten, auch nach einem Ende der Infektionswellen langfristig Reise- und Hotelkosten zu sparen. Für TAS ist das neue Geschäftsmodell zunächst einmal mit erheblichen Investitionen verbunden. Eine sechsstellige Summe stecke er in das Fernsehstudio, berichtet Siepmann.
Als erstes Veranstaltungsformat plant der Kommunikations-Unternehmer digitale Weihnachtsfeiern. „Viele Leute arbeiten gerade im Homeoffice und knien sich rein“, sagt er. „Was wir vorhaben, ist eine gute Möglichkeit, einfach mal Danke zu sagen.“ Bevor die Weihnachtsfeier startet, sollen Beschäftigte beispielsweise eine Geschenkbox mit Keksen, Glühwein oder Adventsdeko erhalten. Auch die Lieferung einer Weihnachtsgans, die dann gemeinsam zubereitet werden könnte, sei möglich. Dabei will TAS mit regionalen Biohöfen, Lebensmittelhändlern oder Gastronomen kooperieren.
Showküche von Nelson Müller übernommen
Ihre Showküche hat die Kommunikationsagentur vom Essener Fernsehkoch Nelson Müller übernommen. Ursprünglich wollte Siepmann die Räumlichkeiten direkt umbauen oder sich dabei am Aufbau eines Nachrichten-Studios orientieren, entschied sich aber spontan anders, da derzeit reihenweise traditionelle Weihnachtsfeiern bei Gastronomen wegen der Pandemie abgesagt werden. „Wir machen aus der Not eine Tugend“, sagt Siepmann.
Im Aufnahmestudio seiner Agentur gebe es die Möglichkeit, Mitarbeitern auch unter den aktuell schwierigen Umständen einen emotionalen Jahresausklang zu bescheren. Denkbar sei beispielsweise eine Live-Übertragung von Küche zu Küche. „Der Chef sollte dabei am besten nicht den Superkoch abgeben“, meint Siepmann. Gerne unterstütze seine Agentur die Vorstände, Geschäftsführer oder Abteilungsleiter durch Moderatoren oder einen Profi-Koch. Eine Zubereitung aufwändiger Speisen müsse nicht unbedingt sein – die Teilnehmer könnten auch einfach gemeinsam Plätzchen backen.
Unternehmen wappnen sich für digitale Kommunikation
Bei der digitalen Weihnachtsfeier sei es zudem möglich, Chatrooms einzurichten, in denen sich die Mitarbeiter unter sich austauschen können. Auch kleine Umfragen seien denkbar.
Er verzeichne bereits Interesse von Geldhäusern, Stiftungen oder Autohäusern, berichtet Siepmann. „Dax-Konzerne haben meist schon eigene Fernsehstudios aufgebaut“, sagt der Kommunikationsexperte. Er wolle daher insbesondere mittelständische Unternehmen erreichen. Die Kosten für eine digitale Weihnachtsfeier sollen nach Darstellung von TAS vergleichbar mit einem herkömmlichen Treffen im Restaurant sein, möglicherweise etwas darunter liegen. Und wenn die Weihnachtssaison vorüber sei, biete sich schon ein neues Format an, sagt Siepmann: die Veranstaltung von Neujahrsempfängen.