Essen. Die Karstadt-Mutter Signa kauft die Essener Hauptverwaltung. Damit bindet sich der Unternehmer Benko langfristig an den Standort im Ruhrgebiet.

Bislang ist der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) in der Essener Konzernzentrale lediglich Mieter eines Frankfurter Immobilien-Unternehmens. Nun kauft die Galeria-Muttergesellschaft Signa des österreichischen Unternehmers René Benko das Hauptverwaltungsgebäude vom bisherigen Eigentümer Publity AG, wie die Immobilienfirma mitteilte. Die Beurkundung sei bereits erfolgt, erklärte Publity-Vorstand Frank Schneider gegenüber unserer Redaktion. Zum Kaufpreis hätten beide Seiten Stillschweigen vereinbart.

Mit dem Kauf der Immobilie binden sich Benko und Signa augenscheinlich langfristig an den Essener Standort, an dem weit mehr als 1000 Beschäftigte arbeiten. Publity-Vorstand Schneider sagte, sein Unternehmen trenne sich „aus strategischen Gründen“ von dem Objekt, Signa indes treibe die Motivation, die Hauptverwaltung der Warenhauskette im eigenen Bestand zu halten. Eine Anfrage unserer Redaktion an Signa blieb zunächst unbeantwortet.

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Die aktuelle Entwicklung ist auch deshalb bemerkenswert, weil in der Corona-Krise ein Streit des Warenhauskonzerns mit dem Immobilien-Unternehmen Publity um die Mietzahlungen publik geworden war. Später gab es sogar Gerüchte, Karstadt könnte sich aus Essen zurückziehen.

Millionenschwere Investitionen in den Standort

Die markante Karstadt-Hauptverwaltung wurde von 1969 bis 1975 im Essener Süden gebaut und verfügt über eine Mietfläche von rund 100.000 Quadratmetern. Der Mietvertrag von Karstadt lief nach Angaben von Publity bis zum Jahr 2028. Ein weiterer großer Mieter an der Essener Theodor-Althoff-Straße ist neuerdings auch die Polizei, die nach Angaben von Publity im Frühjahr 2018 einen Mietvertrag über 30 Jahre für eine Fläche von rund 26.800 Quadratmetern abgeschlossen hatte.

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Seit Monaten gab es auf dem Gelände Arbeiten zur Erneuerung des Areals. „Die Investitionskosten am Standort belaufen sich auf weit mehr als 100 Millionen Euro“, sagte Publity-Vorstand Schneider unserer Redaktion. „Dies ist in die Bemessung des Kaufvertrags eingeflossen – genauso wie die wirtschaftlichen Rahmendaten sowie die Laufzeit der mit den Mietern bestehenden Verträge.“

Signa wird auch Vermieter der Polizei

Der Umbau am Standort sei mittlerweile abgeschlossen, erklärte Schneider. Der neue Eigentümer, die Signa-Gruppe, werde auch Vermieter der Polizei. Die Fläche, die der Warenhauskonzern nutze, entspreche etwa einem Viertel des gesamtes Areals. „Die Mieter werden an dem Standort bleiben. Änderungen in der Mieterstruktur sind nicht zu erwarten“, erklärte Schneider.

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Nachdem der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof in der Corona-Krise ein Schutzschirmverfahren eingeleitet hatte, machten Anfang September die Gläubiger den Weg für eine Sanierung des Unternehmens frei. Der Insolvenzplan des zuständigen Sachwalters Frank Kebekus und des Generalbevollmächtigten Arndt Geiwitz sieht neben Filialschließungen und Arbeitsplatzabbau auch milliardenschwere Einbußen von Lieferanten und Vermietern vor.

Konzernchef Müllenbach geht in die Offensive

Nach dem Insolvenzverfahren strebt Konzernchef Miguel Müllenbach einen Neustart an. Wie Müllenbach vor wenigen Tagen in einem Brief an die Mitarbeiter mitteilte, ist die Widerspruchsfrist gegen den Insolvenzplan ohne Einwände abgelaufen. „Somit gibt es keine Hürde mehr für den Neustart“, erklärte Müllenbach. Das Schutzschirmverfahren, in das sich der Konzern in der Corona-Krise gerettet hatte, gehe Ende September zu Ende. „Wir sind ab Oktober schuldenfrei, haben ein zukunftsfähiges Filialportfolio und werden auch das Digitalgeschäft stark ausbauen.“ Ab Oktober soll bei Galeria Karstadt Kaufhof auch eine neue Managerriege rund um Müllenbach an der Spitze beginnen.