Eslohe. Der Sauerländer Küchenwerkzeughersteller Gefu sorgt sich um den stationären Handel und hilft mit der Aktion „Kauf lokal“.

Die Corona-Krise hat den stationären Einzelhandel mit voller Wucht getroffen. Experten rechnen noch in diesem Jahr mit zahlreichen Pleiten, wenn die Abfederung durch Kurzarbeitergeld, Soforthilfen und KfW-Darlehen nicht mehr wirken. Zumal das Käuferverhalten nach wie vor durch die Beschränkungen massiv beeinflusst ist. Das Sauerländer Unternehmen Gefu, Spezialist für Küchenwerkzeuge, versucht nun, „seinen“ Händlern mit der Aktion „Kauf lokal“ zur Seite zu springen.

Schon vor Jahren Absage an Amazon

Gefu hat die Krise selbstmächtig gespürt. Auch hier gab es sechs Wochen Kurzarbeit. „So eine frontale Breitseite hat es noch nie gegeben“, blickt Gefu-Chef Rudolf Schillheim zurück. Im Januar noch bestens gestartet, sank der Umsatz im Frühjahr drastisch auf nur noch rund ein Viertel des erwarteten Gesamtvolumens zusammen. „Dabei hat uns der Onlinehandel noch sehr geholfen“, sagt der erfahrene Unternehmer, der mit dem Branchenriesen Amazon seit Jahren auf Kriegsfuß steht: „Die Geschäftsbeziehungen haben wir vor langer Zeit gekündigt.“ Die Mechanismen des US-Riesen drücken mitunter die Preise und damit bleibt am Ende für sogenannte Marketplacehändler nur wenig Marge.

Daniel (links) und Rudolf Schillheim, Chefs beim Küchenwerkzeughersteller Gefu aus Eslohe, investieren am Unternehmenssitz im Sauerland trotz Krise in eine neues Logistikzenztrum.
Daniel (links) und Rudolf Schillheim, Chefs beim Küchenwerkzeughersteller Gefu aus Eslohe, investieren am Unternehmenssitz im Sauerland trotz Krise in eine neues Logistikzenztrum. © WP- Jens Helmecke | Jens Helmecke

Onlinehandel hält Schillheim dennoch für unverzichtbar. „Es ist eine wichtige Ergänzung, weil man hier die ganze Tiefe der Produktpalette zeigen kann.“ Eine Onlinepräsenz sei auch für den stationären Einzelhandel notwendig. Weil viele der rund eintausend Handelspartner von Gefu in Deutschland aber nicht über einen eigenen Internetauftritt verfügten, haben Rudolf Schillheim und sein Sohn Daniel in der Krise ihren Händler unter die Arme gegriffen. Unter dem Motto „Kauf lokal“ bietet Gefu einen speziellen, kostenlosen Service an. Das Unternehmen hilft beim Direktverkauf oder der Optimierung der Händler-Online-Shops mit Inhalten bis hin zu Rezeptmaterial und Produktvideos. Wer Gefu-Artikel sucht und den lokalen Handel unterstützen möchte, findet das Geschäft in seiner Nähe über die Gefu-Internetplattform unter „gefu.com/kauflokal“.

Von den rund eintausend Geschäften, in denen die Artikel des Sauerländer Unternehmens zu finden sind, haben sich mittlerweile rund 30 Prozent bei Gefu registriert und nutzen die Unterstützung. Die Geschäfte präsentieren sich auf der Plattform, können dort ihr Sortiment, Lieferangebote und Öffnungszeiten publik machen. Ein weiteres Serviceangebot von Gefu in Zeiten der Ladenschließungen war die Übernahme des Versandes.

„Analoge“ Shoppinglaune im Keller

Letztlich versucht das Sauerländer Unternehmen damit den lokalen Handel zu stützen mit dem einen Ziel: ein Sterben der Einkaufsinnenstädte zu verhindern. „Im stationären Handel kann man die Produkte fühlen und erleben. Das geht online nicht“, wirbt Rudolf Schillheim für den traditionellen „Einkaufskanal“. Zumal bereits sichtbar werde, dass Corona das Käuferverhalten wahrscheinlich längerfristig verändert hat. „Die Kunden haben sich in den vergangenen Monaten noch mehr daran gewöhnt, online zu kaufen.“

Wachsender Umsatz trotz Krise

Das Unternehmen mit Sitz in Eslohe beschäftigt aktuell 85 Mitarbeiter. Gefertigt werden die rund 600 Produkte ausschließlich in Asien.

Gefu-Produkte wurden in der Vergangenheit regelmäßig prämiert. Allein 2020 erhielt man für die neue Gewürzmühlen-Produktreihe „X-Plosion“ den Kücheninnovationsaward, den German Design Award und den German Brand Award.

Um jederzeit lieferfähig zu sein, wird in Eslohe in ein neues Logistikgebäude mit 3800 Stellplätzen investiert. Gefu liefert in 55 Länder. 2020 rechnet Gefu trotz Corona-Krise mit weiter wachsenden Umsätzen.

Laut einer aktuellen Studie von Markengold und Marktforschung Hopp aus Berlin haben 75 Prozent der Deutschen derzeit wenig Lust auf Shoppingtouren in den Citys. Hauptgründe seien die obligatorischen Corona-Maßnahmen wie das Tragen von Masken und die eingeschränkte Bewegungsfreiheit.

Gefu-Chef Schillheim fürchtet, dass sich auch langfristig das Käuferverhalten ändern wird und eine Onlinepräsenz für das Überleben des stationären Handels immer notwendiger wird. „Wenn das so weitergeht, wird in den nächsten drei bis fünf Jahren ein Großteil der Geschäfte schließen“, prognostiziert der Branchenexperte, der selbst beinahe 50 Jahre im Geschäft ist. „Kauf lokal“ soll eben das verhindern.