Siegen. Der Bund signalisiert Förderung für das Kompetenzzentrum in Siegen. Offen ist, ob es ein Spitzenforschungsinstitut für die Region geben wird.

Im September läuft die Finanzierung für das Kompetenzzentrum Mittelstand 4.0 in Siegen aus. Das Institut unterstützt kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU) in Südwestfalen und dem mittleren Ruhrgebiet bei der Digitalisierung. Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWI) signalisiert jetzt die Fortführung der Förderung für das Kompetenzzentrum in Siegen. „Ein wichtiges Signal für die Region und eine Anerkennung der bisherigen Arbeit“, begrüßt Dirk Wiese eine weitere Unterstützung.

Die Sauerländer Bundestagsabgeordneten Wiese (SPD) und Matthias Heider (CDU), stellvertretender Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses im Bundestag, hatten sich im Frühsommer darüber hinaus dafür stark gemacht, in Südwestfalen ein Spitzenforschungsinstitut anzusiedeln. Die Initiative dazu geht von Professor Dr. Volker Wulf von der Universität Siegen aus. Unterstützt von der Fachhochschule Südwestfalen und den drei Industrie- und Handelskammern wandte sich Wulf mit der Idee im Juni an das Bundeswirtschaftsministerium und das Bundesforschungsministerium. Auch die Abgeordneten Heider und Wiese machten sich bei der Bundesregierung für die Idee stark. Heider setzt auf die heimischen Hochschulen als Impulsgeber für die hiesige Industrie.

Diaspora Südwestfalen

„Es fehlt ein Großinstitut für Spitzenforschung“, ist nicht nur Professor Wulf fest überzeugt. Wissenschaft, Wirtschaft und Politik aus Südwestfalen liebäugeln damit, sich einen Teil vom Kuchen des Zukunftspakets abschneiden zu können, um endlich das Ende der Spitzenforschungsdiaspora Südwestfalen einläuten zu können.

Die aktuelle Rückmeldung aus dem Bundeswirtschaftsministerium bezieht sich allerdings zunächst einmal nur auf die Fortführung des Kompetenzzentrums. Die Notwendigkeit, Unternehmen in der Region bei der Digitalisierung von Produktions- und Arbeitsprozessen weiter zu begleiten, wird von Berlin bestätigt: „Es besteht in der Tat auch weiterhin Bedarf an Unterstützungsangeboten im Rahmen der Digitalisierung von KMU“, heißt es.. Über den Antrag auf Verlängerung der Förderung für weitere 24 Monate werde das Bundeswirtschaftsministerium „in Kürze entscheiden“.

Eine vage Variante

Bei SPD-Bundestagsfraktionsvize Wiese weckt das Optimismus: „Auch wenn das noch keine endgültige Zusage ist.“ Das BMWI weist Professor Wulf in dem Schreiben auch auf einen den Fördertopf „Netzwerk Mittelstand-Digital“ hin, mit dem die Arbeit der Kompetenzzentren ausgebaut werden könnte. In einen Antrag für diesen Topf „könnten Sie Ihre Vorstellungen für das vorgeschlagene Institut und das Reallabor mit einbringen“, rät der zuständige Experte aus dem Bundeswirtschaftsministerium.

Eine vage Variante, sich einem Institut für Spitzenforschung in Südwestfalen zu nähern. „Es geht jetzt darum, dran zu bleiben“, sagt Wiese, der auch eine Förderung aus dem Bundesforschungsministerium für möglich hält. Im Herbst werde über Mittel im Zusammenhang mit dem Zukunftspaket entschieden. Während es bei der Arbeit der Kompetenzzentren, von denen es bundesweit 26 gibt, um die praktische Unterstützung von Unternehmen geht, liege der Fokus bei den Geldern aus dem Ressort von Bundesministerin Anja Karliczek stärker auf Grundlagenforschung.

Große Hoffnungen ruhen auf dem Land

Genau darum geht es Wulf beim Institut für Sozio-Informatik und dem Reallabor für Krisenfestigkeit. Der Professor der Universität Siegen möchte damit eine dauerhafte Anlaufstelle für angewandte Forschung und Entwicklung im Bereich digitale Arbeit in Südwestfalen schaffen – der Region, die zwar die industriestärkste im größten Bundesland ist, aber bislang auf etablierte Spitzenforschung vor der Haustür verzichten muss. „Optimal wäre eine Förderung über zehn Jahre“, so Wulf. So könnte ein Forschungsinstitut in Ruhe etabliert werden. Hoffnungen setzen die Initiatoren aus Siegen auch weiter auf das Land. Im Digital- und Wirtschaftsministerium wird das Forschungskonzept dem Vernehmen nach ebenfalls positiv beurteilt – auf echte Zusagen wartet man in Südwestfalen allerdings nach wie vor.