Essen/Dortmund. Sechs Karstadt- und Kaufhof-Warenhäuser sollen doch nicht geschlossen werden. Ein Haus in Dortmund ist gerettet, in Essen geht das Bangen weiter.
Beim Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof sollen entgegen der ursprünglichen Schließungspläne sechs Standorte erhalten bleiben. Das berichtet Konzernchef Miguel Müllenbach in einem Mitarbeiterbrief, der unserer Redaktion vorliegt. Darin ist Karstadt in Dortmund genannt, Essen taucht allerdings ebenso wenig auf der Liste auf wie die Landeshauptstadt Düsseldorf.
„Die Filialen, die wir zu neuen Bedingungen erhalten können sind: Kaufhof Chemnitz, Karstadt Dortmund, Karstadt Goslar, Kaufhof Leverkusen, Karstadt Nürnberg Lorenzkirche, Karstadt Potsdam“, heißt es in dem Schreiben von Müllenbach.
Erhalten bleiben soll die Dortmunder Filiale am Westenhellweg. Darüber hinaus befinden sich in Dortmund Läden von Kaufhof und Karstadt Sports.
Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau (SPD) kommentierte die aktuelle Entwicklung während einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz im Rathaus. „Das betrachten wir als erheblichen Fortschritt, als Erfolg“, sagte Sierau, fügte aber hinzu: „Es fehlen noch zwei.“ Der Prozess sei noch nicht zu Ende. „Wir kämpfen für alle drei Standorte“, betonte der Dortmunder OB.
Der Dortmunder Karstadt-Betriebsrat Gerhard Löpke berichtete, vielen Beschäftigten sei „ein Stein vom Herzen gefallen“. Die Stimmung beschrieb er mit den Worten: „Emotionen pur.“
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Konzernchef Müllenbach schreibt in seinem Mitarbeiterbrief, es sei „mit vereinten Kräften und im engen Schulterschluss mit unserem Eigner Signa in schwierigen Verhandlungen“ gelungen, „die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen“ für die sechs Filialen so „anzupassen“, dass eine Fortführung möglich sei. Hinter Signa verbirgt sich der österreichische Unternehmer René Benko.
Laschet in Gesprächen mit Warenhaus-Unternehmer Benko
Die Deutsche Presse-Agentur berichtet unter Berufung auf Regierungskreise, NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) wolle in Gesprächen mit der Unternehmensführung auf den Erhalt weiterer Standorte in Nordrhein-Westfalen dringen. Demnach habe René Benko dem Ministerpräsidenten nach Gesprächen in den vergangenen Tagen die Sicherung der Standorte Dortmund (Karstadt) und Leverkusen (Kaufhof) zugesichert. „Die Marken Karstadt und Kaufhof zählen zur DNA unserer Wirtschaftsgeschichte“, sagte Laschet am Freitag. „Sie prägen zudem seit Jahrzehnten unsere Innenstädte.“ Es gehe um „Arbeitsplätze, persönliche und wirtschaftliche Existenzen“. Der Erhalt eines wettbewerbsfähigen Einzelhandels sei von enormer Bedeutung für viele Kommunen und vor allem zahlreiche Mitarbeiter. „Jeder Kampf lohnt sich hier.“
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Aus Konzernkreisen ist zu hören, dass an den Standorten, die nun erhalten bleiben sollen, rund 750 Mitarbeiter beschäftigt sind. Müllenbach ist nach Chemnitz gefahren, um den Erhalt der Filiale vor Ort zu verkünden.
NRW-Ministerin appelliert an Vermieter der Warenhaus-Immobilien
„Das ist für die Beschäftigten und für die Städte Dortmund und Leverkusen schon einmal ein richtig gutes Signal“, sagte Bau- und Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU) mit Blick auf den Erhalt der Standorte. Die Ministerin forderte die Vermieter der Warenhaus-Immobilien auf, dabei mitzuhelfen, „Beschäftigte und Standorte zu retten“. Es komme jetzt auch auf die Vermieter an, betonte Scharrenbach.
Das Ringen um die Warenhäuser geht weiter. „Leider können wir für die anderen Filialen, deren Schließung beabsichtigt ist, heute keine positiven Nachrichten mitteilen“, erklärte Unternehmenschef Müllenbach. „Die Verbindung von überdurchschnittlich hohen Mieten und soziodemographischen Standortnachteilen sowie anhaltend geringer Frequenz und Kaufkraft ermöglicht bei diesen leider weiterhin keine wirtschaftliche Fortführungsperspektive.“
Für Essen hatte der Konzern Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) angekündigt, drei Standorte schließen zu wollen. Die Warenhausfilialen von Karstadt und Kaufhof sowie das Geschäft von Karstadt Sports.
Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) sagte unserer Redaktion: „Die aktuell veröffentlichte Liste kann ja nur eine Zwischenstand-Meldung sein. Gemeinsam mit unserer Essener Wirtschaftsförderung sind wir weiter aktiv in Gesprächen mit allen Beteiligten und kämpfen um den Erhalt der Essener Standorte.“ Neben den Filialen befindet sich auch die Karstadt-Hauptverwaltung in der Stadt.
Gewerkschaft Verdi spricht von „Etappenerfolg“
Die Gewerkschaft Verdi sprach mit Blick auf den Erhalt der bundesweit sechs Standorte von einem „Etappenerfolg“. „Das ist eine gute Nachricht für die betroffenen Beschäftigten und für die Städte. Der Einsatz und die Beharrlichkeit der Kolleginnen und Kollegen in den letzten Tagen haben sich gelohnt“, sagte Orhan Akman, Verdi-Bundesfachgruppenleiter Einzelhandel. Es müsse nun „alles Notwendige getan werden, um weiteren Filialen eine Perspektive zu geben“. Für die verbliebenen 56 Filialen auf der Schließungsliste des Konzerns wolle die Gewerkschaft „alle Hebel in Bewegung setzen, um gute und nachhaltige Übergänge und Lösungen für die Betroffenen zu finden“.
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Der Warenhauskonzern hatte zunächst angekündigt, 62 seiner bundesweit 172 Filialen zu schließen, davon allein in Nordrhein-Westfalen 18 Kaufhäuser und vier Standorte von Karstadt Sports.
Auf der Schließungsliste standen zunächst folgende Filialen in NRW: Bielefeld (Karstadt), Bonn (Karstadt), Brühl (Kaufhof), Dortmund (Kaufhof und Karstadt), Düsseldorf-Schadowstraße (Karstadt), Düsseldorf Wehrhahn (Kaufhof), Essen (Kaufhof und Karstadt), Gummersbach (Karstadt), Gütersloh (Karstadt), Hamm (Kaufhof), Iserlohn (Karstadt), Köln-Weiden (Kaufhof), Leverkusen (Kaufhof), Mönchengladbach-Rheydt (Karstadt), Neuss (Kaufhof) und Witten (Kaufhof). Von dieser NRW-Liste sind lediglich Karstadt in Dortmund und Kaufhof in Leverkusen verschwunden.
„Eine existenzbedrohende Ausnahmesituation“
In dem aktuellen Mitarbeiterbrief schreibt Müllenbach an die Beschäftigten: „Sie alle wissen, dass die unvorhersehbare Corona-Krise und die behördlichen Schließungen uns in eine existenzbedrohende Ausnahmesituation gebracht haben, mit deren Bewältigung wir immer noch beschäftigt sind.“ Er fügt hinzu: „Ich weiß, dass die überlebensnotwendigen Entscheidungen, insbesondere die Schließungen von Filialen, viele von Ihnen ganz unmittelbar persönlich betreffen. Und ich weiß, dass solche Nachrichten auch für nicht selbst betroffene Kolleginnen und Kollegen sehr schwierig sind.“
Angesichts der Pläne für die Schließung zahlreicher Karstadt- und Kaufhof-Warenhäuser in NRW hatte die Landesregierung vor einer Abwärtsspirale in den Innenstädten gewarnt. Das Unternehmen Galeria Karstadt Kaufhof sei „ein wichtiger Frequenzbringer in vielen Innenstädten“, sagte NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) vor wenigen Tagen im Landtag in Düsseldorf. „Es besteht daher die Gefahr, dass auch der umliegende Einzelhandel erhebliche negative Auswirkungen spüren wird und es im ungünstigsten Fall zu einer Abwärtsspirale mit weiteren Schließungen kommen kann“, gab Pinkwart zu bedenken. Das Land wolle einer solchen Entwicklung „im Rahmen seiner Möglichkeiten“ entgegenwirken.
Pinkwart mahnte, der Stellenabbau müsse „fair und sozialverträglich erfolgen“. Er gehe davon aus, dass von den bundesweit rund 6000 Stellen, die wegfallen sollen, eine „vierstellige Anzahl“ auf NRW entfalle. Mitarbeiter, denen gekündigt werde, sollen zunächst in eine Transfergesellschaft wechseln. Ministerin Scharrenbach merkte an, es seien „überwiegend Frauen“ und „ganz viele Alleinerziehende“, die ihre Arbeit verlieren werden.