Düsseldorf. Unternehmen können sich ab sofort ein eigenes 5G-Mobilfunknetz einrichten. Vodafone stellte am Dienstag ein Baukastensystem vor.
In Düsseldorf hat Vodafone eine Total-Tankstelle an das schnelle 5G-Mobilfunknetz angeschlossen, in Hamburg einen Flugzeug-Hangar der Lufthansa. Gut ein Jahr nach der milliardenschweren Versteigerung der Frequenzen stellt der Düsseldorfer Telekommunikationskonzern das schnelle 5G-Netz nun allen mittelständischen und industriellen Unternehmen zur Verfügung – als erster Anbieter in Deutschland, wie Vodafone am Dienstag betonte.
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Von der 5G-Technik, die Datenübertragungen in Echtzeit möglich macht, soll vor allem die Wirtschaft profitieren. Bei der Versteigerung der Frequenzen im Frühjahr 2019 hatte die Bundesnetzagentur deshalb gestattet, dass in Deutschland neben den öffentlichen Mobilfunknetzen auch private Netzwerke von Unternehmen und Forschungseinrichtungen betrieben werden dürfen. Für die öffentlichen Netze haben die großen Betreiber Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica und 1&1 Drillisch bei der Auktion zusammen 6,6 Milliarden Euro bezahlt. Nun beginnt die Vermarktung der sogenannten privaten Campusnetze.
5G-Technik für Fabrikhallen und Labore
Vodafone stellte am Dienstag ein Baukastensystem vor, das 5G in Fabrikhallen oder Labore funken lässt. Die Unternehmen brauchen keine riesigen Antennenbäume, wie sie etwa längs der Autobahnen stehen. Das neuartige Netz passt in eine rote Box, die nicht größer ist als eine Telefonzelle. „Vodafone ist der erste Anbieter, der ein skalierbares 5G-Produkt auf den Markt bringt“, sagt Firmenkunden-Geschäftsführer Alexander Saul. Die Signale werden über kleine Antennen transportiert, die Rauchmeldern ähnlich sehen und an der Decke montiert werden. Sie funken ihre Signale an die Redbox. Über das Campusnetz können Maschinen, Sensoren und die Smartphones der Mitarbeiter miteinander verbunden werden.
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„Was dem Kunden gehört, geht nicht ins öffentliche Netz. Die Daten bleiben auf dem Gelände des Unternehmens“, betont Vodafone-Technikchef Gerhard Mack im Hinblick auf die Datensicherheit. Das Campusnetz könne aber mit dem öffentlichen Mobilfunknetz verbunden werden.
Steuerung von Kranen und Überwachung von Baumaschinen
Die Anwendungsmöglichkeiten von 5G testet Vodafone in einem Labor in Düsseldorf. Dort ist zu sehen, wie ein Mensch von einem Steuerpult aus mehrere Krane auf unterschiedlichen Baustellen gleichzeitig bedient. Hier laufen rund um die Uhr Daten von Baumaschinen ein. Störungen werden so frühzeitig angezeigt. Reparaturen können einen Ausfall verhindern.
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„Unsere Wirtschaft braucht 5G“, erklärt Hannes Ametsreiter, Deutschlandchef von Vodafone. Dennoch zeigt sich das Unternehmen bei der Einschätzung der Marktchancen erst einmal zurückhaltend. Geschäftsführer Saul rechnet damit, dass in diesem Jahr „einige Hundert“ Firmenkunden auf 5G umsteigen werden. Dabei geht der Telekommunikationskonzern davon aus, dass die Preise selbst in der Startphase überschaubar seien.
Mittelständler zahlt 9000 Euro pro Monat
„5G-Tarife von der Stange bringen unsere Industrie nicht voran. Wir schneidern 5G, dort wo es schon jetzt den größten Nutzen bringt, nach Maß“, meint Saul und macht ein Rechenbeispiel auf: Ein Unternehmen vernetzt mehr als 500 Gegenstände wie Sensoren und Maschinen in einer 35.000 Quadratmeter großen Fabrikhalle. Zudem erhalten seine 450 Mitarbeiter Zugriff auf Telefonie- und Datenservices.
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Vodafone aktiviert das 5G Campus-Netz in der Fabrikhalle und ermöglicht zudem die Anbindung an das öffentliche Vodafone-Netz. Bei einer fünfjährigen Vertragsdauer kämen monatlich rund 9000 Euro Kosten auf die Firma zu – weniger als zehn Euro pro Mitarbeiter. Hinzukommen die Einmalzahlungen für die Hardware und die Einrichtung des Campus-Netzes.
Entsprechende 5G-Frequenzen müssen Unternehmen und landwirtschaftliche Betriebe bei der Bundesnetzagentur in Bonn beantragen. Die Behörde hat angekündigt, Ende des Jahres eine Bilanz zu ziehen. Netzagentur-Präsident Homann sieht in der 5G-Technologie ein „riesiges“ Potenzial. „Deutschland kann da einen internationalen Spitzenplatz einnehmen“, sagte er im Mai. Die Frequenzen für lokale 5G-Netze böten Start-ups, der Landwirtschaft, dem Mittelstand und der Industrie ganz neue Chancen.