Essen. Erst kürzlich hat sich der Essener Chemiekonzern Evonik vom Plexiglas-Hersteller Röhm getrennt – nun ist die Nachfrage in der Corona-Krise hoch.
Nach der Trennung vom Essener Chemiekonzern Evonik kann der Plexiglas-Hersteller Röhm in der Corona-Krise glänzen. „Mit dem Ausbruch der Pandemie in Deutschland ist die Nachfrage nach unseren Plexiglas-Platten ab Mitte März sprunghaft angestiegen“, berichtet Röhm-Geschäftsführer Michael Pack gegenüber unserer Redaktion. „Insgesamt hat sich das Volumen je nach Typ um das Fünf- bis Zehnfache erhöht.“ Die frühere Evonik-Tochter stellt sich darauf ein, dass der Bedarf an Plexiglas angesichts der aktuellen Entwicklung hoch bleiben wird. „Wir rechnen inzwischen mit einer länger anhaltenden hohen Nachfrage“, sagt Röhm-Manager Pack. Hygieneschutzwände werden in zahlreichen Branchen eingesetzt – etwa in Banken, Friseursalons, Restaurants sowie Bussen und Taxis.
„In Zukunft dürften auch großflächige Anwendungen sehr gefragt sein“, erklärt Pack. „So werden Kaufhäuser ganze Kassenbereiche mit Schutzscheiben ausstatten.“ Das Tempo der Öffnungen nach dem Lockdown aufgrund der Pandemie sei je nach Weltregion unterschiedlich, berichtet der Röhm-Geschäftsführer. „Einige Länder sind schon mittendrin, andere stehen am Anfang, andere warten noch.“ Viele Unternehmen aus dem Einzelhandel, Dienstleistungsbranchen oder der Industrie hätten zunächst nur provisorische Schutzvorrichtungen aufgestellt, um Auflagen zu erfüllen sowie Kunden und Mitarbeiter zu schützen. Er rechne damit, dass die Betriebe langfristig auf „hochwertige und professionelle Lösungen“ setzen.
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Es sei außerdem zu erwarten, dass Plexiglas-Scheiben auch nach der Corona-Krise als Virenschutz – zum Beispiel gegen die saisonale Grippe – zum Einsatz kommen, sagt Pack voraus. Das Hygienebewusstsein der Menschen habe sich aufgrund der Pandemie verändert.
Firma für drei Milliarden Euro an Finanzinvestor Advent verkauft
Im Sommer vergangenen Jahres hatte der Essener Chemiekonzern Evonik die heutige Röhm GmbH mit Sitz in Darmstadt für drei Milliarden Euro an den Finanzinvestor Advent verkauft. Rund 3900 Beschäftigte verließen dabei den Ruhrgebietskonzern, etwa jeder zehnte Mitarbeiter von Evonik.
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Weitere Produkte von Röhm sind neben Plexiglas unter anderem Methacrylat-Harze für die Herstellung von Industriefußböden und Fahrbahnmarkierungen sowie Cyanide zur Gewinnung von Edelmetallen in der Bergbauindustrie. Der Anteil der Plexiglas-Produkte am Jahresumsatz sei in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen, berichtet das Unternehmen. Bezogen auf das Gesamtgeschäft von Röhm mache die Produktion transparenter Platten allerdings weniger als zehn Prozent des globalen Umsatzes aus.
„Viele transparente Kunststoffe fälschlicherweise als Plexiglas bezeichnet“
Röhm bezeichnet sich selbst als eines der führenden Unternehmen im Geschäft mit Acrylglas weltweit. Plexiglas setze als geschützte Marke den Standard in der Branche. „Viele transparente Kunststoffe werden fälschlicherweise als Plexiglas bezeichnet“, hebt Röhm-Manager Pack hervor. „Aber nur wir stellen das Original her.“ Dies sei kratzfest und vergilbe nie.
Plexiglas-Platten produziert Röhm unter anderem im hessischen Werk Weiterstadt. Damit bediene das Unternehmen den Großhandel. Das Rohmaterial für Plexiglas werde vom größten Röhm-Standort in Worms angeliefert. Auch in den USA, Südafrika und Russland stellt Röhm Plexiglas her.