Essen. Mit der Abspaltung der Thyssenkrupp-Aufzugsparte könnte der Firmensitz des neuen 50.000-Mitarbeiter-Konzerns von Essen nach Düsseldorf abwandern.
Der Stadt Essen droht der Verlust der Firmenzentrale des bisherigen Aufzuggeschäfts von Thyssenkrupp. Ein Standort in Düsseldorf sei die bevorzugte Option für den Sitz des künftig eigenständigen Unternehmens mit weltweit mehr als 50.000 Beschäftigten, ist in Konzernkreisen zu hören. Damit könnte die Konzernverwaltung eines prestigeträchtigen Unternehmens aus dem Ruhrgebiet in die NRW-Landeshauptstadt abwandern.
Als Favorit im Rennen um den Firmensitz des neuen Aufzugkonzerns gilt die ehemalige Zentrale des Telefonkonzerns E-Plus am Düsseldorfer Flughafen. Für das international aufgestellte Aufzug-Unternehmen böte eine enge Anbindung an den Airport Vorteile. Zudem könnte es im Interesse der neuen Konzernführung liegen, die Eigenständigkeit des Unternehmens unter Beweis zu stellen – auch durch eine räumliche Trennung von Thyssenkrupp.
Zu einem Konsortium um die Finanzinvestoren Advent und Cinven, das Thyssenkrupp Elevator für mehr als 17 Milliarden Euro übernehmen will, gehört auch die Essener RAG-Stiftung. Mit einem Abschluss der Transaktion sei in den kommenden Wochen zu rechnen, erklärte der Finanzchef der Stiftung, Jürgen Rupp, bei der Bilanzvorlage am Donnerstag.
Hat Essen nicht das entsprechende Immobilien-Angebot?
Grundsätzlich wünsche sich die RAG-Stiftung die Stadt Essen als Firmensitz für den neuen Aufzugkonzern, sagte Rupp auf Nachfrage. Essen müsse allerdings auch „das entsprechende Angebot“ für einen solchen Hauptsitz haben.
Thyssenkrupp Elevator erklärte gegenüber unserer Redaktion: „Wir haben noch nichts unterschrieben und prüfen derzeit verschiedene Optionen.“
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Die „Rheinische Post“, die zuerst über den möglichen Umzug der Firmenzentrale von Elevator berichtete, sprach von einer „späten Revanche“ der Landeshauptstadt. Schließlich hatte Düsseldorf vor zehn Jahren die Zentrale von Thyssenkrupp, die zuvor im Drei-Scheiben-Haus am Hofgarten war, an Essen verloren. Rund 400 Beschäftigte könnten in der neuen Elevator-Zentrale arbeiten.
„Den starken Wurzeln des Unternehmens in Deutschland verpflichtet“
Die Thyssenkrupp-Aufzugsparte, die voraussichtlich schon in wenigen Wochen eigenständig wird, gilt als das Tafelsilber des Essener Industriekonzerns. Als die RAG-Stiftung Ende Februar den Einstieg bei Thyssenkrupp Elevator verkündete, betonte Stiftungschef Bernd Tönjes: „Das Konsortium fühlt sich dem Erhalt des Unternehmenssitzes und den starken Wurzeln des Unternehmens in Deutschland verpflichtet.“
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Die RAG-Stiftung, die ihren Sitz auf dem Essener Welterbe-Areal hat und Mehrheitsaktionärin des Chemiekonzerns Evonik ist, gehört zu den einflussreichsten Akteuren im Ruhrgebiet. Ihr Gesamtvermögen lag zum Jahresende 2019 bei 18,7 Milliarden Euro. Stiftungschef Tönjes hält auch den Einstieg bei weiteren Thyssenkrupp-Firmen für möglich. Wenn „margenstarke und zukunftsorientierte Teile auf den Markt kämen“, würde sich die Stiftung jeden einzelnen Fall anschauen, „wie wir es bei Elevator auch gemacht haben“, so Tönjes. „Wir sind natürlich immer interessiert, wenn es Geschäfte zu machen gilt.“