Essen. Immer mehr Verbraucher zahlen in Corona-Zeiten bargeldlos. Aber Vorsicht: Manche Banken verlangen Gebühren bis zu 70 Cent pro Einkauf.
In der Corona-Krise zahlen deutlich mehr Menschen in NRW bargeldlos und nutzen häufiger das Online-Banking. Das sind die Ergebnisse einer Commerzbank-Studie. Kunden von Sparkassen und Volksbanken in bestimmten Tarifen für ihre Girokonten müssen dafür allerdings Gebühren bezahlen – bis zu 70 Cent pro Buchung, wie eine Erhebung des Finanzdienstleisters Biallo ergab.
An den Eingängen zu Supermärkten und Fachgeschäften werden die Kunden in diesen Wochen nicht nur auf die Maskenpflicht aufmerksam gemacht. Die Händler bitten aus hygienischen Gründen auch um bargeldlose Bezahlung. Um die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus für die Mitarbeiter gering zu halten, soll es möglichst wenig direkte Berührung mit den Kunden geben. Deshalb wird zur Bezahlung per Karte oder Smartphone geraten.
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Die Verbraucher kommen der Empfehlung offenbar gern nach. 44 Prozent der Commerzbank-Kunden in NRW griffen Anfang April häufiger zu Girocard oder Kreditkarte als vor der Krise. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov. Die Ergebnisse liegen unserer Redaktion vor. 28 Prozent verzichten demnach vermehrt darauf, die Karte ins Lesegerät zu schieben und bezahlen kontaktlos mit dem Smartphone oder der Fitnessuhr. „Kartenzahlungen sind bequem und hygienisch. Deshalb bauen wir unsere mobilen Bezahllösungen weiter aus“, kündigt Mario Peric, bei der Commerzbank NRW zuständiger Bereichsvorstand für Privat- und Unternehmerkunden, an.
Mit der Pandemie-bedingten Schließung etlicher Filialen beobachtete die Commerzbank auch deutlich mehr Nutzer des Online-Bankings. So gab ein Fünftel der Befragten an, inzwischen häufiger das Internet zu nutzen, um Überweisungen zu tätigen oder den Kontostand zu checken. „Viele Kunden, die vorher skeptisch waren, erkennen jetzt auch die Vorteile von Online- und Mobile-Banking“, erklärt Peric.
Kartenzahlung nicht immer gratis
Der Trend zum bargeldlosen Bezahlen kann aber auch einen Haken haben. Nach einer Analyse des Finanzdienstleisters Biallo werden bei günstigen Girokonto-Modellen bei der Hälfte aller Sparkassen und Volksbanken in Deutschland Gebühren von bis zu 70 Cent pro Bezahlvorgang fällig. Die andere Hälfte, so Horst Biallo, biete den Service gratis an. „Das Gleiche gilt für Direktbanken, Sparda- und PSD-Banken sowie die überregionalen Privatbanken“, sagt er.
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Als bundesweiten Spitzenreiter hat das Portal die Niederrheinische Sparkasse Rhein-Lippe in Wesel ausgemacht. Kunden mit dem günstigen Kontomodell „Klassik“ zahlen 70 Cent pro Bezahlvorgang. „Bei nur zwei Zahlvorgängen pro Tag vorausgesetzt, kommt bis Ende des Jahres eine Mehrbelastung von 504 Euro auf Sie zu“, so Biallo. Der Finanzdienstleister vermutet, dass viele Verbraucher die Kostenbelastung gar nicht kennen, weil manche Institute auch nicht offensiv darüber informierten.
Kontomodelle der Banken unterscheiden sich
Dabei bieten alle Sparkassen und Volksbanken Kontomodelle an, bei denen für Lastschrift-Vorgänge keinerlei Kosten anfallen. Freilich ist dann auch die Grundgebühr für das Girokonto höher. Beispiel Volksbank Rhein-Ruhr in Duisburg: Hier nutzen nach Angaben einer Sprecherin gut zehn Prozent das Kontomodell „Individual“ mit einem Satz von 50 Cent pro Bezahlvorgang. Dafür entschieden sich Kunden bewusst „aufgrund der geringen Anzahl an Buchungen“, meint die Sprecherin. Die große Mehrheit der Volksbank-Kunden nutzten Varianten, in den alle Buchungen preislich enthalten seien.
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Beispiel Sparkasse Essen: Von den 243.000 Girokonten entfallen nach Angaben eines Sprechers 28 Prozent auf das Modell Giro Plus, bei dem 40 Cent pro Bezahlvorgang fällig werden. Weitere 20 Prozent der Konten laufen unter Giro Direct. Hier werden 15 Cent pro Bezahlvorgang erhoben. Beide Varianten kosten vier Euro pro Monat. Wer sich für das acht Euro teure Comfort-Konto entscheidet, bezahlt gratis mit der Girocard.
Die Essener Sparkasse registrierte im März und April eine hohe Wechselbereitschaft: 2000 Kunden, so der Sprecher, seien zum Comfort-Konto gewechselt. Denn auch bei den Sparkassen zeichnet sich ein Trend weg vom Bargeld ab. Im März bezahlten bundesweit elf Prozent mehr Kunden bargeldlos als noch im Februar. Insgesamt nutzen inzwischen 52 Prozent der Sparkassen-Kunden kontaktlos Möglichkeiten. Im Vorjahreszeitraum waren es nur 27 Prozent.