Meschede. Mit einer neuen Technik will Vodafone Funklöcher stopfen. Die erste Antenne, die auf 700 Megahertz funkt, steht im sauerländischen Meschede.

Zuhause ruckelt die Internetleitung, im Auto oder im Zug bricht das Gespräch mit dem Handy immer wieder ab. Funklöcher. Anfang April noch hat die Bundesnetzagentur „Handlungsbedarf bei den Anbietern“ angemahnt. Nun kommt Bewegung ins Netz. Der Düsseldorfer Telekommunikationskonzern Vodafone startete am Mittwoch im sauerländischen Meschede eine neue Technik, die Funklöcher auf dem Lande, aber auch in dicht besiedelten Städten beenden soll.

Nach der milliardenschweren Versteigerung der 5G-Lizenzen für superschnelles Internet will Vodafone nun erstmals die neu zur Verfügung stehenden 700-Megahertz-Frequenzen nutzen. „Damit bringt eine Mobilfunkstation 4G und 5G deutlich weiter ins Land und deutlich stärker in die Häuser hinein“, sagt Vodafone-Technikchef Gerhard Mack und verspricht: „Das leidige Ruckeln beim Surfen mit dem Smartphone in den heimischen vier Wänden hat ein Ende.“

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Dass die Funkantennen nun weitaus größere Funklöcher zu schließen vermögen, wird durch eine Technik ermöglicht, die sich Dynamic Spectrum Sharing (DSS) nennt. Nach Macks Angaben kann sie erstmals zeitgleich zwei Netze über einen Mast bereitstellen: 4G, das die Mehrheit der Mobilfunkkunden aktuell nutzt, und 5G mit 20 Mal höheren Datenübertragungs-Geschwindigkeiten in Echtzeit. Vodafone Deutschlandchef Hannes Ametsreiter spricht von einer „Technologie, die mit einer Antenne zwei Mobilfunkgenerationen auf einmal bedient“. Man könne das Netz nun auch dorthin bringen, wo es zuvor nur ganz schwach oder gar nicht funkte. Sein Konzern sei weltweit der erste, der DSS einsetze. Ametsreiter: „Wir wollen die Pioniere sein.“

Umbau von 8000 Antennen in diesem Jahr geplant

Mit Dynamic Spectrum Sharing will Vodafone im Laufe des Jahres mehr als zehn Millionen Menschen in die Lage versetzten, die Vorzüge von 5G zu nutzen. Dafür will das Unternehmen bis Jahresende mehr als 8000 Antennen neu bauen oder auf die 700-Megahertz-Technik umrüsten. Damit, so Ametsreiter, könne eine Fläche von mehr als 60.000 Quadratkilometern versorgt werden. Das entspreche der Größe der Niederlande. Auf diese Weise sollen auch Funklöcher längs der Autobahnen und Landstraßen gestopft werden. Vodafone stehe auch in Gesprächen mit der Bahn. Laut Amtesreiter suche man gemeinsam nach Lösungen, dass Mobilfunksignale besser durch die metallbeschichteten Fensterscheiben der Züge dringen und damit das Telefonieren und Surfen der Fahrgäste erleichtern können.

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Beim Ausbau des Mobilfunknetzes setzte Vodafone auf 3,5-Gigahertz-Frequenzen. Sie sind zwar sehr leistungsfähig, funken nach Angaben von Technikchef Mack aber maximal einen Kilometer weit und dringen nur schwer durch Fenster und dicke Mauern von Gebäuden. „Wir müssten die ganze Republik mit Masten zupflastern, um die 5G-Versorgung sicherzustellen. Das wollen wir nicht.“ Das Unternehmen ist deshalb erleichtert, dass nun 700-Megahertz-Frequenzen zur Verfügung stehen, die ein Reichweite von bis acht Kilometern zulassen und auch in geschlossenen Räumen keine Aussetzer beim Streamen eines Films verursachen.

Ametsreiter will 5G-Netz „demokratisieren“

Vodafone-Deutschlandchef Ametsreiter sagte am Mittwoch, dass das schnelle 5G-Netz nun „demokratisiert“ werde. Bislang wurden die Vorzüge vor allem bei Unternehmen gesehen. Nun will Vodafone im Mai aber Tablets und Smartphones vorstellen, die 5G-tauglich sind. Darunter auch ein Handy, das weniger als 400 Euro kosten soll. „Wir schaffen mehr Vielfalt und einen Schub für Deutschland“, so Ametsreiter.

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NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) zeigte sich erfreut, dass Vodafone den Ausbau von 5G in der Fläche im Hochsauerlandkreis begonnen habe. „5G ist der Schlüssel, den wir nutzen wollen, um die digitale Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft voranzutreiben. Dabei ist es wichtig, ländliche Regionen so früh wie möglich zu versorgen, denn hier sitzen viele hochinnovative mittelständische Unternehmen. Besonders freut mich, dass der Mobilfunk- und 5G-Ausbau in diesen Tagen auch Teile Südwestfalens erreicht, in denen es bislang noch LTE-Versorgungslücken gab. Jeder geschlossene weiße Fleck hilft den Menschen und Unternehmen vor Ort“, sagte Pinkwart.

Vodafone-Deutschlandchef Ametsreiter verurteilte Anschläge auf Mobilfunkmasten etwa in Großbritannien und den Niederlanden, die auch den britischen Mutterkonzern trafen. „Diese zerstörerischen Anschläge können Menschenleben gefährden. Ich hoffe inständig, dass uns das in Deutschland erspart bleiben wird.“