Essen. Beim Essener Energiekonzern Steag gehen mitten in der Corona-Krise drei der vier Geschäftsführer. Einer der Nachfolger kommt von Eon.

Mitten in der Corona-Krise verlassen beim Essener Energiekonzern Steag überraschend drei der vier Geschäftsführer das Unternehmen. Aus der Führungsriege bleibt lediglich der Vorsitzende der Geschäftsführung, Joachim Rumstadt, an Bord, wie das Unternehmen mitteilte. Neben Finanzchef Michael Baumgärtner hören auch der für das Kraftwerksgeschäft zuständige Wolfgang Cieslik sowie Arbeitsdirektor Alfred Geißler bei der Steag auf. Zu den Nachfolgern gehört unter anderem der Eon-Manager Andreas Reichel.

Während der 68-jährige Cieslik und der 63-jährige Geißler altersbedingt ausscheiden, ist der Weggang von Finanzchef Baumgärtner (55) überraschend. Offiziell heißt es, die Trennung erfolge in „bestem gegenseitigen Einvernehmen“. Der Essener Energiekonzern Steag gehört mehreren Stadtwerken. Vertreter der kommunalen Anteilseigner haben auch im Aufsichtsrat das Sagen.

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In die Steag-Geschäftsführung wechselt unter anderem Andreas Reichel, der die Position des Arbeitsdirektors übernimmt. Reichel arbeitet bislang an der Seite von Eon-Chef Johannes Teyssen und kümmert sich um Personalthemen des Energiekonzerns. Reichel, der ein FDP-Parteibuch hat, ist auch Mitglied des Kuratoriums der RAG-Stiftung, die unter anderem Mehrheitsaktionärin des Chemiekonzerns Evonik ist.

Neuer Steag-Finanzchef wird Heiko Sanders, der in früheren Jahren in Diensten des niedersächsischen Energieversorgers EWE stand. Für das operative Geschäft der Steag ist künftig Ralf Schiele zuständig, der aus dem eigenen Haus kommt.

Kurzfristige Berufung für Steag-Geschäftsführung

Mit der „kurzfristigen Berufung“ von Sanders sowie der Nachfolgeregelung für Cieslik und Geißler sei dafür gesorgt, dass die Steag-Geschäftsführung „in einem für das Unternehmen herausfordernden Jahr hoch qualifiziert besetzt“ sei, wird Aufsichtschef Guntram Pehlke in einer Mitteilung des Unternehmens zitiert. Pehlke ist Chef der Dortmunder Stadtwerke DSW21.

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Vor einigen Jahren hatte eine Gruppe von Stadtwerken die Steag für 1,2 Milliarden Euro vom Essener Chemiekonzern Evonik übernommen. Allerdings wollen fünf Ruhrgebietskommunen – Essen, Bochum, Duisburg, Oberhausen und Dinslaken – wieder aus der Steag aussteigen. Lediglich Dortmund bliebe demnach dabei.

Steag-Aufsichtsratschef Guntram Pehlke: „Wir wollen den Verkaufsprozess in den nächsten zwei Jahren abschließen.“
Steag-Aufsichtsratschef Guntram Pehlke: „Wir wollen den Verkaufsprozess in den nächsten zwei Jahren abschließen.“ © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Steag-Aufsichtsratschef Pehlke bestätigte vor unlängst, dass sich die fünf kommunalen Anteilseigner, die insgesamt 64 Prozent halten, zurückziehen möchten. „Geplant ist, dass die Steag selbst in einem ersten Schritt 64 Prozent der Anteile übernimmt, damit ein neuer Partner einsteigen kann“, erklärte er. „Wir wollen den Verkaufsprozess in den nächsten zwei Jahren abschließen.“

Neue Eigentümer für Steag gesucht

Zur Frage, ob das nordrhein-westfälische Familienunternehmen Rethmann einsteigen könnte, sagte Pehlke: „Es gibt mehr als einen Interessenten. Der Verkaufsprozess wird diskriminierungsfrei sein. Niemand wird im Vorhinein ausgeschlossen.“ Auch ein Komplettverkauf sei möglich. „Wir wollen am Unternehmen beteiligt bleiben, weil wir an die Zukunft der Steag glauben“, so Pehlke. „Grundsätzlich gilt aber: Auch wir könnten jederzeit unsere Anteile verkaufen, wenn ein Interessent für 100 Prozent bieten würde. Dann würden wir uns überlegen, wie wir damit umgehen.“