Essen. Am 4. Mai dürfen Friseursalons wieder öffnen, nach sechs Wochen. Wie hoch der finanzielle Schaden ist und wie sich die Friseure nun vorbereiten.

Vier Wochen sind es nun, in denen Scheren nicht mehr klappern und Haarschneider nicht mehr surren, zwei weitere Wochen sollen es noch werden. In Folge der Corona-Schutzmaßnahmen mussten auch Friseurunternehmen ihren Betrieb einstellen. Ein harter Schlag für viele der Salons – zumal meist Selbstständige hinter den Läden stehen. Häufig bleibt nur noch Erspartes, um die Zeit bis zur Wiederaufnahme des Betriebs irgendwie zu überstehen.

„Die Gedanken kreisen ständig“, erzählt Friseurmeister Dennis Janßen. Der 39-Jährige führt in dritter Generation einen Friseursalon auf der Margaretenhöhe in Essen. Seine vier Mitarbeiter habe er nicht in die Kurzarbeit geschickt, eine bewusste Entscheidung: „Was bleibt denn von so einem Friseurgehalt, wenn man ein Drittel abzieht? Nicht mehr viel.“ Dank der Soforthilfe des Landes in Höhe von 9000 Euro konnte Janßen seinen Mitarbeitern den vollen Lohn zahlen.

Finazieller Schaden noch nicht ganz absehbar

Dennoch: „Die Betriebsreserven musste ich jetzt schon anknabbern.“ Und auch privat deuteten sich jetzt schon notwendige Abstriche an. „Wie groß der finanzielle Schaden ist, wird sich erst zum Jahresende sagen können“, schätzt Dennis Janßen. Schon jetzt zeichne sich ein Verlust ab, der weit im viertstelligen Bereich liege.

„Das Friseurhandwerk leidet“, sagt Marc Ringel, Geschäftsführer des Friseur- und Kosmetikverbandes Nordrhein-Westfalen. Bis auf einige wenige telefonische Warenbestellungen, die kontaktlos ausgeliefert worden sind, haben sämtliche Friseure in den letzten Wochen keinen Cent verdient. Logisch also, dass „die Friseure wieder mit den Hufen scharren und arbeiten wollen“.

Hygienekonzept zur Eröffnung erforderlich

Eine Wiederaufnahme des Betriebs ist mit hohen Anforderungen verbunden. Es gilt, verstärkte Auflagen zur Hygiene, zur Steuerung des Zutritts und zur Vermeidung von Warteschlangen einzuhalten und in die Praxis umzusetzen: All das seien Maßnahmen, die sich nicht allzu einfach in den Arbeitsalltag integrieren ließen, erklärt Ringel. Ein Hygienekonzept soll dabei helfen: „Mundschutz wird für Friseure, wie für Kunden gleichermaßen sehr wahrscheinlich Pflicht.“ Wer keinen eigenen Mundschutz habe, solle im Salon einen kaufen können.

Markus Bredenbröcker, Obermeister der Friseur-Innung Essen, hat sich für die Innungsmitglieder um Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel bemüht und rund 1000 Filterpartikelmasken bestellt. Drei Viertel der Betriebe hätten Interesse gezeigt. „Durch die Bestellmenge ist es möglich, zu deutlich günstigeren Preisen einzukaufen, als auf dem freien Markt“, erklärt Markus Bredenbröcker. Die Lieferung sei für die 18. Kalenderwoche angekündigt. So bliebe noch genügend Zeit, die Utensilien zu verteilen.

Hausbesuche trotz Beschäftigungsverbots

Trotz aller Vorbereitung – etwas Improvisation wird es im laufenden Betrieb doch noch brauchen, schätzt Friseurmeisterin Yvonne Weingarten-Bridschun. Die Atemschutzmaske störe etwa beim Schneiden oder Färben im Bereich der Ohren. „Wir werden uns bemühen, den Kunden ein sicheres Gefühl zu geben. Aber es wird sicher Kompromisse geben müssen.“

Die 45-Jährige ist erleichtert, ihren Salon in Essen-Kray bald wieder öffnen zu dürfen. Trotz 9000 Euro Soforthilfe des Landes – „das Beschäftigungsverbot hat meine angesparten Rücklagen für die Rente gefressen“. Sie hoffe nun auf eine große Nachfrage der Kunden, wisse aber auch, dass einige Fachkollegen ihre Leistungen unter der Hand angeboten haben sollen. „Auch ich wurde von Fremden angerufen und gefragt, ob ich Hausbesuche mache“, erzählt sie.

Für den Betriebsstart plant Weingarten-Bridschun, zunächst mit reduzierter Kraft zu arbeiten, um die Personenzahl im Salon gering zu halten. Zudem überlegt die Friseurmeisterin, ihre Öffnungszeiten zu verlängern, um trotz der Umstände ihre Stammkunden versorgen zu können: „Das, was wir jetzt verloren haben, kann man nicht mehr nacharbeiten“, erklärt Yvonne Weingarten-Bridschun. „Nur weil wir statt einem Zentimeter zwei abschneiden, ist der Haarschnitt nicht teurer.“

Info: Die geplanten Schutzmaßnahmen

Um bei der Öffnung der Friseursalons am 4. Mai einen möglichst hohen Schutz für die Kunden und Friseure gewährleisten zu können, sollen beide Parteien einen Mundschutz tragen. Wer keinen eigenen Mundschutz hat, sollte sich vorab im Salon erkunden, ob die Masken zum Verkauf angeboten werden.

Der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks empfiehlt den Salonbetreibern, ihre Mitarbeiter in einen Schichtbetrieb einzuteilen, um so die Öffnungszeiten zu verlängern und die Zahl der Menschen im Laden über den Tag verteilt zu reduzieren. Aus Gründen der Hygiene sollen Haarschnitte aller Voraussicht nach nur an gewaschenem Haar durchgeführt werden.