Essen. Im Streit um den Mietzahlungsstopp wirbt Deichmann um Verständnis und betont: „Wir möchten, dass niemand auf der Strecke bleibt.“

Im Streit um einen Mietzahlungsstopp in der Corona-Krise wirbt die Schuhhandelskette Deichmann um Verständnis. „Der Vorwurf, Deichmann würde in der aktuellen Lage zum Schaden anderer Parteien Mietzahlungen verweigern, ist falsch“, erklärte das Essener Unternehmen. „Wir haben kein Interesse daran und werden verhindern, dass Vermieter dadurch in eine Notlage kommen“, betonte Deichmann. „Sollte sich dies in einzelnen Fällen abzeichnen, würden wir unser Möglichstes tun, um zu helfen.“ Weil sie aufgrund der Corona-Pandemie ihre Filialen schließen mussten, hatten Handelsketten wie Deichmann und H&M sowie der Sportartikelhersteller Adidas angekündigt, Mietzahlungen zu stoppen. Das Vorgehen löste eine Welle der Empörung aus, so auch von Bundesjustizministerin Christine Lambrecht, die betonte: „Wenn jetzt finanzstarke Unternehmen einfach ihre Mieten nicht mehr zahlen, ist dies unanständig und nicht akzeptabel.“

Deichmann erklärte, laufende und anstehende Gespräche mit Vermietern hätten zum Inhalt, „gemeinsam nach Lösungen zu suchen, welche Teilzahlungen wir kurzfristig vornehmen können und wie wir je nach Ausmaß und Dauer der Schließungen mit den gestundeten Zahlungen umgehen wollen“. Zur Begründung teilte das Unternehmen mit, aufgrund der staatlich verordneten Schließungen sämtlicher Deichmann-Verkaufsstellen in Deutschland sei es dem Unternehmen nicht mehr möglich, den Betriebszweck der Läden zu erfüllen. „In dieser für uns alle beispiellosen Situation haben wir unsere Vermieter gebeten, die während der Schließung anstehenden Mietzahlungen vorübergehend zu stunden.“

Unternehmenschef Heinrich Deichmann betonte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: „Wir haben nie gesagt, dass wir keine Mieten mehr zahlen.“ Er ließ allerdings auch keinen Zweifel daran, dass er angesichts der staatlich angeordneten Ladenschließungen Zugeständnisse der Vermieter erwartet. „Wir werden die Vermieter bitten, einen Teil der Mietschäden zu übernehmen“, sagte Deichmann.

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Allein in Deutschland hat Deichmann eigenen Angaben zufolge rund 1500 Filialen schließen müssen, die nun keinerlei Umsatz mehr erwirtschaften. „Zwar schafft das Kurzarbeitergeld eine Entlastung bei den Personalkosten, dennoch laufen die Kosten für Logistik, Teile der Verwaltung, den umfangreichen Wareneinkauf und die Mieten weiter“, erklärte das Unternehmen. „Der größte Risikofaktor ist, dass niemand sagen kann, wie lange die Schließungen dauern. Wenn diese Phase länger andauert, wird das auch für wirtschaftlich gesunde Unternehmen existenzbedrohend. Es geht für uns bei allem, was wir tun, vorrangig darum, die Arbeitsplätze unserer 16.000 Mitarbeiter in Deutschland zu sichern.“ Bundesweit sollen alle Mitarbeiter von Deichmann bis zum 5. April ihr volles Gehalt erhalten, bevor Teile der Belegschaft in Kurzarbeit gehen.

Lage für Deichmann in Spanien, Italien und in den USA „völlig unübersichtlich“

In 28 von 30 Ländern, in denen Deichmann tätig ist, hat das Unternehmen eigenen Angaben zufolge die Läden schließen müssen. Dies habe dazu geführt, dass mittlerweile 96 Prozent der insgesamt rund 4200 Filialen keine Umsätze mehr erwirtschaften können. Hier liefen die Kosten aber ebenfalls weiter, betonte Deichmann. International gehören rund 43.000 Mitarbeiter zur Essener Schuhhandelskette. Allein in den USA betreibt die Deichmann-Gruppe rund 600 Läden. „Hier ist die Lage aktuell völlig unübersichtlich. Das gleiche gilt für Italien und Spanien. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es vollkommen unklar, wann unsere Länden wieder öffnen können“, erklärte das Unternehmen. „Selbst ein gesundes Unternehmen kann solche Belastungen nur eine begrenzte Zeit tragen.“ Auch hier gebe es Gespräche mit Vermietern.

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„Wir möchten, dass niemand auf der Strecke bleibt. Darin sehen wir unsere gesellschaftliche Verantwortung“, hob Deichmann hervor. „Der wegbrechende Umsatz wird nicht ansatzweise durch den Onlinehandel ausgeglichen, da sich dieser nur im einstelligen Prozentsatzbereich des Umsatzes befindet.