Düsseldorf. In der Corona-Krise erlebt die Commerzbank einen Ansturm auf ihre Berater. Die NRW-Chefs erklären, wie sie Kurzarbeitern entgegenkommen.
Die Commerzbank hat wegen der Corona-Krise bundesweit mehrere Hundert Filialen geschlossen. In Essen ist nur noch eine Geschäftsstelle geöffnet, in Duisburg sind es drei. Im Gespräch mit den beiden NRW-Chefs Stefan Otto (Firmenkunden) und Mario Peric (Privat- und Unternehmerkunden) sprach Frank Meßing über das Bankgeschäft im Ausnahmezustand.
Die Commerzbank hat Anfang der Woche bundesweit mehrere Hundert Filialen geschlossen. Wie stark trifft Sie die Corona-Pandemie?
Stefan Otto: Corona stellt auch die Commerzbank vor erhebliche Herausforderungen. Wir erleben gerade einen Ansturm auf unsere Berater. In jeder Niederlassung gehen täglich Dutzende Anfragen ein. Firmenkunden sind verunsichert. Sie sorgen sich um ihre Kreditlinien und informieren sich, wie sie KfW-Darlehen nutzen können. Viele unserer Mitarbeiter arbeiten zu ihrem eigenen Schutz und zum Schutz der Kollegen vor Corona von zu Hause aus. Über Telefon und Videokonferenzen können wir aber die Beratung sicherstellen.
Mario Peric: Corona ist zur Zeit das beherrschende Thema. Bei unseren Unternehmerkunden mit einem Jahresumsatz von bis zu 15 Millionen Euro spüren wir eine Sehnsucht nach Liquidität und Sicherheit. Der Wunsch kleinerer Firmen nach Aussetzung der Tilgung ihrer Darlehen ist sehr groß. Wir reagieren da sehr flexibel. Aber auch die Nachfrage nach Bürgschaften der KfW-Bank wächst zusehends. Wir registrieren pro Filiale bis zu 30 Kreditanträge pro Tag. Das ist eine hohe Zahl.
Die Commerzbank ist in Deutschland der größte Anbieter von Export-Absicherungen. Registrieren Sie erste Ausfälle?
Otto: Es ist noch zu früh, mögliche Ausfälle zu quantifizieren. Wir stellen seit letzter Woche sehr hohen Beratungsbedarf rund um die verschiedenen Förderprogramme von KfW und die regionalen Förderinstitute fest. Es wird die große Kunst sein, den Kunden sehr schnell die Fördermittel zukommen zu lassen. Die Bank hat bereits erfahrene, regionale Expertenteams für öffentliche Fördermittel und damit für die Angebote der KfW und regionalen Bürgschafts- und Förderbanken. Diese Kapazitäten werden in der aktuellen Situation mit Hochdruck weiter ausgebaut und Prozesse so weit wie möglich vereinfacht.
Peric: Die Bundesregierung hat ihre Lehren aus der Finanzmarktkrise gezogen und hat glücklicherweise schnell reagiert. Aber auch die Commerzbank hat über Nacht beim Thema Ratenkredit entschieden, die Kreditraten für Privatkunden bei Kurzarbeit für drei Monate auszusetzen. Das wird sehr rege in Anspruch genommen und entlastet die Menschen unmittelbar. Die Leute wissen ja nicht, wie lange diese Krise dauern wird.
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Einige Sparkassen warnen ihre Kunden bereits davor, hohe Beträge vom Konto abzuheben. Ist das auch bei Ihnen ein Thema?
Peric: Wir haben Vorsorge betrieben und sind darauf vorbereitet, dass Kunden höhere Beträge abheben wollen. Wer sich damit sicherer fühlt, dem stehen wir natürlich nicht im Wege. Es gibt aber wirklich keine Veranlassung, sich jetzt mit viel Bargeld einzudecken. Unsere Automaten laufen, und Geld abheben kann man auch in Supermärkten und an Tankstellen. Und natürlich kann man fast überall mit der Karte bezahlen, auch kontaktlos.
Gegen die Ansteckung mit Corona hilft am besten Abstand zu halten. Sehnen Sie sich nach den Zeiten mit abgeschotteten Schaltern zurück?
Peric: In einigen Filialen haben unsere Mitarbeiter tatsächlich die alten Schalter aus dem Keller geholt. Natürlich gelten Regeln wie die Einhaltung des Mindestabstandes. Die Kollegen in den Filialen arbeiten mit Hochdruck und bis an den Rand ihrer Belastungsgrenze. Unter den Kollegen herrscht unglaublich viel Solidarität. Aber ich bitte auch um Verständnis, wenn in diesen Zeiten alles etwas länger dauert.
Manche Supermärkte bitten auf Hinweistafeln darum, bargeldlos zu bezahlen. Können Münzen oder Scheine das Virus übertragen?
Peric: Wir sind im engen Austausch mit dem Robert-Koch-Institut. Hierzu gibt es keinerlei Anzeichen. Aber Deutschland mag das Bargeld.
Was raten Sie Ihren Kunden, die Wertpapiere in ihren Depots haben, in diesen Corona-Zeiten?
Peric: Wir haben in den vergangenen Tagen einen ganz grausamen Absturz der Börsen erlebt. Ich gehöre nicht zu denen, die jetzt eine Aussetzung der Börsen fordern. Wir raten jetzt aber dringend vor Panikverkäufen ab, auch wenn man davon ausgehen muss, dass Deutschland vor einer Rezession steht. Die Frage ist nur, wie intensiv sie wird.
Schon weit vor der Pandemie hat die Commerzbank beschlossen, rund 200 ihrer 1000 Filialen dauerhaft zu schließen. Wie hart wird es NRW treffen?
Peric: Die Schließungen werden in NRW vergleichsweise moderat ausfallen. In den nächsten Wochen starten wir mit der konkreten Umsetzungsplanung für die einzelnen Standorte. Wir werden uns bis zum Jahr 2023 Zeit lassen und uns jeden Standort und jeden Mietvertrag genau anschauen.