Mülheim. Der Aufsichtsrat der Easy AG hat Vorstandschef Weißhaar abberufen. Allerdings nur „voraussichtlich“. Aktionärsschützer haben Bedenken.
Der Aufsichtsrat der Easy Software AG hat in der Nacht den Vorstandsvorsitzenden Dieter Weißhaar abberufen. Er wirft ihm vor, gegen Compliance-Grundsätze verstoßen zu haben. Aktionärsschützer Thomas Hechtfischer nennt den Rauswurf „nichtig“.
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Da der Easy-Aufsichtsrat mit zwei Mitgliedern nicht beschlussfähig ist, veröffentlichte das Unternehmen kurz nach Mitternacht eine Mitteilung über Weißhaars „voraussichtliche Abberufung“. Die endgültige Absetzung des Managers soll demnach erfolgen, sobald der Aufsichtsrat wieder komplett ist. Dem zuständigen Amtsgericht Duisburg liegen nach eigenen Angaben mehrere Personalvorschläge vor. Ein Sprecher hatte in der vergangenen Woche angekündigt, dass das Gericht „zeitnah“ über die Berufung entscheiden werde.
Hechtfischer: Beschluss „nichtig und nicht wirksam“
Thomas Hechtfischer, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, äußert Bedenken gegen das Verfahren. „Nach Paragraph 108 des Aktiengesetzes müssen mindestens drei Aufsichtsräte an der Beschlussfassung teilnehmen“, sagte der Aktionärsschützer im Gespräch mit unserer Redaktion. „Insofern ist die Entscheidung des Easy-Aufsichtsrat nach meinem Verständnis nichtig und nicht wirksam.“
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Der Börsenkurs der Easy-Aktie rutschte am Mittwoch zeitweise auf 2,80 Euro, erholte sich im Laufe des Tages aber wieder leicht. Zu Beginn der Turbulenzen im Unternehmen vor gut vier Wochen war das Papier noch mit rund sieben Euro bewertet worden. „Die negative Kursentwicklung ist auf drei Faktoren zurückzuführen: Die unklare Lage im Aufsichtsrat, das wenig stabile Geschäft mit einigen Gewinnwarnungen und die Auseinandersetzungen um den Vorstand. Die Börse mag keine Unsicherheiten“, sagt Hechtfischer.
Easy-Chef wurde am 11. Februar beurlaubt
Easy-Chef Weißhaar ist seit dem 11. Februar beurlaubt. Die Geschäfte bei dem Softwareentwickler mit knapp 400 Beschäftigten führt seither Oliver Krautscheid als Finanzchef. In der Nacht zuvor war der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende damals in den Vorstand der Mülheimer Firma entsandt worden. Das Kontrollgremium gab eine Untersuchung zur Rechtmäßigkeit der Amtsführung Weißhaars in Auftrag.
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Ein Zwischenbericht soll nach Angaben des Aufsichtsrats bereits Verfehlungen zu Tage gefördert haben. Weißhaar selbst wies die Vorwürfe damals im Gespräch mit unserer Redaktion zurück. Nun liegt offenbar ein Abschlussbericht vor, der den Verdacht der Verfehlungen nach Einschätzung des Aufsichtsrats erhärtet.
Um welche konkreten Vorwürfe es dabei geht, blieb zunächst ebenso unklar wie die Frage, warum die Kontrolleure zum Mittel der „voraussichtlichen Abberufung“ greifen. Die beiden größten Einzelaktionäre, die über mehr als 60 Prozent der Easy-Aktien halten, hatten bereits angekündigt, dass sie Weißhaar das Vertrauen entziehen wollen. Dazu wurde eine außerordentliche Hauptversammlung ins Gespräch gebracht.
Am Mittwoch erneuerte Weißhaar gegenüber unserer Redaktion seine Haltung. „Die gegen mich erhobenen Vorwürfe entbehren jeglicher tatsächlichen und rechtlichen Grundlage. Der Aufsichtsrat hat hierzu eine umfangreiche Stellungnahme meinerseits erhalten, in der ich die Vorwürfe im Einzelnen detailliert widerlegt habe“, sagte er.