Mülheim. Zwei Großaktionäre wollen Easy-Chef Weißhaar Vertrauen entziehen. Gericht muss über Besetzung des Aufsichtsrats entscheiden. Mehrere Kandidaten.

Der Machtkampf an der Spitze der Mülheimer Easy Software AG verschärft sich: Am Donnerstag Nachmittag teilte das Unternehmen mit, zwei Großaktionäre hätten das Vertrauen in den beurlaubten Vorstandsvorsitzenden Dieter Weißhaar verloren.

In einer Ad-hoc-Mitteilung heißt es, die „Großaktionäre, die zusammen mehr als 60 Prozent der Stimmrechte repräsentieren“, hätten das Vertrauen in die Amtsführung Weißhaars „vor allem wegen wiederholter Prognoseverfehlungen“ verloren. Der Mitteilung zufolge wollen sie dem Manager spätestens auf der Hauptversammlung am 15. Juni das Vertrauen entziehen.

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„Ob vorher eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen werden muss, steht derzeit noch nicht fest“, erklärte Easy. Die beiden größten Aktionäre der börsennotierten Software-Schmiede sind laut Unternehmens-Homepage die Global Derivate Trading des Unternehmers Thorsten Wagner und die Deutsche Balaton AG, die im vergangenen Jahr ohne Erfolg ein Übernahmeangebot für Easy unterbreitet hatte.

„Verdacht von Pflichtverletzungen“

Nachdem ein Easy-Sprecher unserer Redaktion bereits am Mittwoch bestätigt hatte, dass gegen Weißhaar eine Compliance-Prüfung eingeleitet wurde, gab das Unternehmen dazu am Donnerstag eine Ad-hoc-Mitteilung heraus. „Die Compliance-Prüfung wird mit dem Ziel der Aufklärung sowohl be- als auch entlastender Umstände durchgeführt“, heißt es darin. Am Tag zuvor hatte Easy mitgeteilt, ein erster Zwischenbericht zur Compliance-Prüfung habe „tatsächlich den Verdacht von Pflichtverletzungen ergeben“. Die Prüfung sei aber noch nicht beendet. Weißhaar wies diese Vorwürfe unserer Redaktion gegenüber zurück.

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Weißhaar war am 11. Februar beurlaubt worden. Seither führt Oliver Krautscheid das Unternehmen. Der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende war von dem Kontrollgremium in der Nacht zuvor als Finanzchef in den Vorstand der Easy AG berufen worden. Seither ist der Aufsichtsrat nur noch mit zwei Mitgliedern – Stefan ten Doornkaat und Armin Steiner – besetzt und offenbar nicht vollends beschlussfähig.

Auf Anfrage unserer Redaktion teilte das Amtsgericht Duisburg mit, ihm lägen „mehrere Anträge auf gerichtliche Bestellung eines Aufsichtsratsmitglieds“ der Easy Software AG vor. Es seien „mehrere Kandidaten“ vorgeschlagen worden. „Das Gericht strebt trotz der sich aus den vorstehenden Ausführungen ergebenden Komplexität der Entscheidungsfindung eine zeitnahe Entscheidung an“, erklärte ein Gerichtssprecher.