Dortmund/Essen. Die Dortmunder Stadtwerke DSW21 wollen größer beim Essener Energiekonzern RWE einsteigen – über eine millionenschwere Transaktion.

Die Dortmunder Stadtwerke wollen ihren Anteil am Essener Energiekonzern RWE erhöhen. „Unser Ziel ist es, unser Engagement bei RWE auszubauen“, sagte Guntram Pehlke, der Chef der Stadtwerke DSW 21, im Gespräch mit unserer Redaktion. „RWE entwickelt sich gut. Davon profitieren wir schon jetzt als größter kommunaler Aktionär“, sagte Pehlke zur Begründung. Auch für die Größenordnung eines Zukaufs gibt es schon konkrete Vorstellungen.

„Wir haben die Ermächtigung von unserem Aufsichtsrat bekommen, innerhalb von fünf Jahren 1,3 Millionen RWE-Aktien zu kaufen“, erklärte der Stadtwerke-Chef. „Wir warten auf den günstigsten Zeitpunkt für eine solche Transaktion.“ Zuletzt stand die Aktie bei rund 28 Euro – die von Dortmund geplanten Zukäufe wären also eine millionenschwere Investition.

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Den sogenannten Vorratsbeschluss für den Erwerb weiterer 1,3 Millionen RWE-Aktien hatte der Aufsichtsrat von DSW21 am 13. Dezember vergangenen Jahres gefasst. Aufsichtsratsvorsitzender ist der Dortmunder Oberbürgermeister Ullrich Sierau (SPD), der seit Jahren auch im Kontrollgremium von RWE vertreten ist.

„RWE-Dividenden tragen zur Deckung unseres Defizits im ÖPNV bei“

Zuweilen wird in den Städten kontrovers diskutiert, ob Kommunen am RWE-Konzern beteiligt sein sollten. Das Thema könnte auch bei den NRW-Kommunalwahlen im September eine Rolle spielen. „Die RWE-Dividenden tragen zur Deckung unseres Defizits im ÖPNV bei und befördern so die lokale Klimastrategie“, betont indes Stadtwerke-Chef Pehlke.

Guntram Pehlke, Chef der Dortmunder Stadtwerke DSW21: „Wir stehen zu RWE.“
Guntram Pehlke, Chef der Dortmunder Stadtwerke DSW21: „Wir stehen zu RWE.“ © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Am morgigen Donnerstag (12. März) will RWE-Vorstandschef Rolf Martin Schmitz die aktuelle Jahresbilanz des Unternehmens vorlegen. Eigentlich sollte die Pressekonferenz aufgrund einer Analysten-Tagung in London stattfinden. Angesichts der Risiken durch das neuartige Coronavirus hat der RWE-Vorstand die Pläne geändert und meldet sich nun über eine Telefonkonferenz zu Wort. Ziel sei es, „etwaige Ansteckungsrisiken für Gäste, Geschäftspartner und Mitarbeiter zu minimieren“, erklärte RWE.

Mit einem Anteil von 3,8 Prozent ist Dortmund bereits jetzt größter kommunaler Einzelaktionär des Essener Energiekonzerns. Über ihr Tochterunternehmen KEB Holding halten die Stadtwerke DSW21 aktuell mehr als 23 Millionen RWE-Aktien. Während sich Städte wie Bochum und Düsseldorf von ihren Anteilen trennten, betonte Stadtwerke-Chef Pehlke stets: „Wir stehen zu RWE.“

Kommunen wollen wichtige Stellung bei RWE wahren

Dass Dortmund mehr Geld in RWE investieren will, hat auch mit dem Rückzug des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) in Münster zu tun. Jahrelang haben LWL, Hochsauerlandkreis, die Regionalverkehr Ruhr-Lippe GmbH und DSW21 ihre Anteile in der KEB Holding gebündelt. Zu Jahresbeginn war die KEB als RWE-Aktionär von vormals rund sechs Prozent auf 4,8 Prozent gerutscht. Mit dem Zukauf soll die bedeutende Stellung der kommunalen Holding beim Essener Energiekonzern gewahrt bleiben, heißt es in Unternehmenskreisen.

Die Kommunen sehen in RWE zudem wieder eine gute Einnahmequelle und verweisen auf Analysten, die für die kommenden Jahre eine Dividendenrendite von drei bis fünf Prozent erwarten.

Dortmund zweitgrößter RWE-Aktionär nach Blackrock

Größter Einzelaktionäre von RWE ist der amerikanische Vermögensverwalter Blackrock mit rund sieben Prozent, gefolgt von der kommunalen KEB Holding. Auf Platz drei folgt die Stadt Essen mit drei Prozent.

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Nach mehreren schwierigen Jahren mit Dividenden-Nullrunden hat RWE zuletzt steigende Gewinnausschüttungen geliefert. Für das Geschäftsjahr 2018 verbuchten die Dortmunder Stadtwerke bei 70 Cent je RWE-Aktie rund 16,5 Millionen Euro. Bei einer Dividende von 80 Cent je Aktie für das Jahr 2019 können die Dortmunder mit rund 18,9 Millionen Euro rechnen.

Nach dem Deal mit dem Nachbarkonzern Eon hat RWE-Chef Schmitz Optimismus versprüht. Er sprach von einem „historischen Neustart“ des Essener Traditionsunternehmens. Schmitz will den Konzern, der jahrzehntelang von Braunkohle und Kernkraft geprägt worden ist, als einen der größten Produzenten von grünem Strom in Europa profilieren. Der Konzern sei gestärkt und entwickle sich „fundamental weiter“, schwärmt Dortmunds Oberbürgermeister Sierau. Das Unternehmen erfinde sich neu und habe „riesiges Potenzial“.