Essen. Bei Thyssenkrupp sind zwei Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert. Standort Beckum in NRW betroffen. Duisburger Betriebsversammlung abgesagt.

Zwei Mitarbeiter von Thyssenkrupp haben sich mit dem Coronavirus infiziert. Das geht aus einem Schreiben an die Beschäftigten des Essener Stahl- und Industriegüterkonzerns hervor, das unserer Redaktion vorliegt. Demnach ist ein Mitarbeiter der Anlagenbausparte Industrial Solutions in Beckum im Münsterland positiv auf Sars-CoV-2 (Coronavirus) getestet worden. Außerdem gibt es seit Sonntag einen ersten Erkrankten beim Autozulieferbetrieb System Engineering in Frankreich.

„Bitte stellen Sie sich darauf ein, dass weitere Fälle bei Thyssenkrupp folgen könnten, während sich das Virus noch ausbreitet“, erklärte die Unternehmensleitung in dem am Montag verschickten Informationsschreiben an die Mitarbeiter. Thyssenkrupp arbeite an allen Standorten eng mit den zuständigen Gesundheitsbehörden zusammen und halte Kontakt zu den Mitarbeitenden in Quarantäne.

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Dass sich ein Thyssenkrupp-Mitarbeiter in Beckum mit dem Coronavirus infiziert habe, sei den Beschäftigten im Münsterland am Montagmorgen mitgeteilt worden, heißt es in dem Informationsschreiben des Konzerns. Der Mitarbeiter in Beckum sei am 5. März vom Gesundheitsamt Unna informiert worden, dass er als Verdachtsfall gelte. Seitdem befinde er sich in häuslicher Quarantäne. Am Samstag, 7. März, sei dem Thyssenkrupp-Beschäftigten mitgeteilt worden, dass er positiv auf das Coronavirus getestet wurde. „Ihm geht es den Umständen entsprechend gut“, erklärte das Unternehmen.

Mehrere Thyssenkrupp-Mitarbeiter in Quarantäne

Alle Mitarbeiter, mit denen der infizierte Beschäftigte vom 2. bis zum 5. März in direktem Kontakt gestanden habe, seien zwei Wochen lang in häuslicher Quarantäne. Dies treffe auf 15 Menschen zu. „Darüber hinaus haben wir als Vorsichtsmaßnahme elf weitere Personen gebeten, die Kontakt zu unserem Mitarbeiter hatten, sich für 14 Tage in häusliche Quarantäne zu begeben“, heißt es in dem Mitarbeiterschreiben. „Sollten sie negativ getestet werden, sollen sie früher an den Arbeitsplatz zurückkehren. Alle anderen Mitarbeitenden können in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt ihre Arbeit am Standort Münsterland fortsetzen.“

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Die Unternehmensleitung bewerte laufend die aktuelle Situation und werde „alle notwendigen Maßnahmen treffen, die für Gesundheit und Wohlergehen unserer Mitarbeitenden notwendig sind“, betonte Thyssenkrupp. Dazu gehören umfangreichen Hygiene- und Verhaltensanweisungen und einige Reisewarnungen.

Betriebsversammlungen für Stahlsparte in Duisburg abgesagt

In der Stahlsparte von Thyssenkrupp haben die Arbeitnehmervertreter eine für den 19. März geplante Betriebsversammlungen für den Standort Hamborn/Beeckerwerth in der Duisburger Mercatorhalle abgesagt, wie aus einem Schreiben hervorgeht, das unserer Redaktion vorliegt. „Mit der zunehmenden Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland werden das öffentliche Leben ebenso wie das tägliche Arbeiten im Unternehmen stark beeinflusst“, schrieb Stahl-Betriebsratschef Tekin Nasikkol den Beschäftigten zur Begründung. „Die Gesundheit unserer Belegschaft hat allerhöchste Priorität, diese zu schützen ist unsere gemeinsame Aufgabe.“

Mit der Einrichtung eines Pandemie-Krisenstabes unter fachlicher Leitung des Betriebsärztlichen Dienstes habe Thyssenkrupp eine Instanz geschaffen, die nun alle weiteren Schritte koordinieren werde. Die Empfehlungen des Krisenstabes sollte die Belegschaft konsequent unterstützen, um die Verbreitung des Virus so effektiv wie möglich einzudämmen, betonte Nasikkol. Eine Empfehlung laute, „alle größeren und nicht produktionsrelevanten Besprechungen und Versammlungen bis auf Weiteres abzusagen oder zu verschieben und größere Menschenansammlungen zu meiden“.

Die aktuelle Debatte zur neuen Stahlstrategie mit den damit einhergehenden Verhandlungen zu einem neuen Tarifvertrag und einem Interessenausgleich inklusive eines Sozialplans würden unterdessen fortgeführt, erklärte Nasikkol in dem Schreiben an die Mitarbeiter. Dazu wolle der Betriebsrat in den nächsten Wochen auf anderen Wegen mit den Beschäftigten kommunizieren, unter anderem über digitale Kanäle.