Essen. Im Bieterwettstreit um die Thyssenkrupp-Aufzugsparte scheidet Kone aus. Favoriten sind Finanzinvestoren, auch unter Beteiligung der RAG-Stiftung.
Der finnische Aufzugkonzern Kone ist im Bieterwettstreit um die Thyssenkrupp-Aufzugsparte ausgeschieden. Kone hat sich eigenen Angaben zufolge aus dem Verfahren zurückgezogen. Thyssenkrupp teilte am Montag mit, nun bevorzugt mit Finanzinvestoren verhandeln zu wollen. „Ziel ist es, kurzfristig eine Einigung über einen Mehrheits- oder Vollverkauf zu erzielen“, erklärte der Essener Industriekonzern. In der Thyssenkrupp-Aufzugsparte sind mehr als 50.000 Menschen beschäftigt, fast jeder dritte Mitarbeiter des Konzerns.
Nach „sorgfältiger Bewertung eines umfangreichen Kriterienkatalogs“ habe sich Thyssenkrupp entschieden, mit zwei Konsortien aus Finanzinvestoren – Blackstone, Carlyle und Canadian Pension Plan Investment Board einerseits sowie Advent und Cinven andererseits – vorrangig zu verhandeln, hieß es in einer Mitteilung des Unternehmens. „Die verbliebenen Bieter haben konkretisierte Angebote eingereicht. Die Angebote liegen auf einem hohen Bewertungsniveau und unterstreichen die Attraktivität des Geschäfts.“ Dem Vernehmen nach sollen in den Verhandlungen auch Modelle zu einer möglichen Rückbeteiligung von Thyssenkrupp am Elevator-Geschäft eine Rolle spielen.
Kone hatte rund 17 Milliarden Euro geboten
Kone hatte nach eigenen Angaben ein Angebot in der Größenordnung von etwa 17 Milliarden Euro für Thyssenkrupp Elevator vorgelegt. Das Konsortium um den Vermögensverwalter Blackstone bietet Insidern zufolge rund 16 Milliarden Euro. Die Essener RAG-Stiftung ist an der Offerte beteiligt, die von den Finanzinvestoren Advent und Cinven vorgelegt worden ist.
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Es wird erwartet, dass noch in diesem Monat eine Entscheidung fällt. „Die Beschäftigten erwarten bis Ende Februar Klarheit, wohin die Reise geht“, hatte die IG Metall unlängst betont.
Der finnische Thyssenkrupp-Konkurrent Kone hätte als sogenannter strategischer Investor große Potenziale für Einsparungen gehabt, etwa in der Verwaltung und im Vertrieb. Als denkbares Szenario galt in diesem Zusammenhang auch eine Herauslösung des Europageschäfts durch den Finanzinvestor CVC, der gemeinsam mit Kone ins Rennen um die Thyssenkrupp-Sparte gegangen war.
Kone habe beschlossen, sich aus den Gesprächen mit Thyssenkrupp über die Übernahme des Aufzuggeschäfts zurückzuziehen, bestätigte der finnische Konzern am Montag. Allerdings sei man „nach wie vor der Ansicht“, dass eine Zusammenlegung der Geschäfte „strategisch überzeugend gewesen wäre“. Im Umfeld des Konzerns wird betont, dass Kone bereit gewesen sei, deutlich mehr für eine Übernahme zu zahlen als die konkurrierenden Bieter. Nach Bekanntwerden der Entwicklung gaben die Aktienkurse von Thyssenkrupp und Kone deutlich nach.
IG Metall will Zerschlagung der Thyssenkrupp-Aufzugsparte vermeiden
„Ein Zerschlagen oder Filetieren kommt für uns nicht in Frage. Das ist kein überlebensfähiges Szenario“, hatte der NRW-Chef der IG Metall, Knut Giesler, gesagt. Giesler ist auch Vize-Aufsichtsratschef von Thyssenkrupp Elevator. Gerade die globale Aufstellung von Thyssenkrupp Elevator sei „ein wichtiger Teil des Erfolgs“ des Unternehmens, so Giesler.
Bei den Vorbereitungen einer Elevator-Transaktion komme das Management gut voran, betonte Thyssenkrupp. „Falls keine Einigung mit einem Bieter erreicht werden kann, stellt ein Börsengang unverändert eine Option dar“, hieß es weiter. „Dieser wäre dann ab dem Frühsommer möglich.“
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Hätte Kone die Aufzugsparte von Thyssenkrupp übernommen, wäre aller Voraussicht nach eine harte und zeitintensive kartellrechtliche Prüfung nötig geworden. Da Thyssenkrupp schnell Kapital zur Stabilisierung der Bilanz benötigt, soll Kone zwischenzeitlich angeboten haben, unmittelbar nach einer Einigung drei Milliarden Euro an den angeschlagenen Essener Stahl- und Industriegüterkonzern zu überweisen. Giesler mahnte indes schon vor einigen Tagen: „Was Thyssenkrupp jetzt braucht, ist eine hohe Transaktionssicherheit für den Restkonzern und keine Hängepartie für die nächsten ein bis zwei Jahre.“