Essen. VW und Eon machen gemeinsame Sache und bringen eine ultraschnelle Ladesäule auf den Markt – auch als Mittel gegen „Reichweitenangst“.
Deutschlands größter Autobauer und der bundesweit führende Energiekonzern machen gemeinsame Sache: Volkswagen und Eon wollen den Ausbau des Ladesäulen-Netzes vorantreiben. Ein entsprechendes Projekt präsentierten die Unternehmen während der Messe E-World in Essen. Eon und VW erklärten, ihre zusammen entwickelte neue Technologie mache es künftig möglich, ultraschnelle Ladesäulen „ohne Tiefbau oder Netzanschluss nahezu überall und zu deutlich günstigeren Kosten zu installieren“.
In der zweiten Jahreshälfte will Eon die neuen Ladesäulen an sechs Autobahntankstellen testen. Danach sei der offizielle Start auf dem deutschen Markt unter der Marke „Eon Drive Booster“ geplant. Interesse verzeichnete der Essener Energiekonzern eigenen Angaben zufolge bereits von Stadtwerken, Tankstellen- und Raststättenbetreibern. Darüber hinaus sei das Angebot zugeschnitten auf die Elektrifizierung von Supermarkt- oder Paketdienst-Parkplätzen.
In rund 15 Minuten für zirka 200 Kilometer Reichweite sorgen
Eine der neuen Ladesäulen im Markendesign von Eon und VW ließen die Konzerne in den Essener Messehallen aufbauen. Das Schnellladesystem kann Unternehmensangaben zufolge gleichzeitig zwei E-Autos mit bis zu 150 Kilowatt Leistung laden und damit durchschnittlich in rund 15 Minuten für zirka 200 Kilometer Reichweite sorgen.
Es gehöre zur Strategie von Volkswagen, künftig über den Bau von Autos hinaus Geschäfte rund um die Elektromobilität zu machen, betonte Thomas Schmall, der Chef der VW-Sparte Group Components. „Wir wollen nicht nur das Fahrzeug zur Verfügung stellen“, sagte Schmall. Als Beispiele nannte der Manager die Batteriezellenproduktion, das Recycling der Materialien von E-Autos sowie die Ladeinfrastruktur. Die VW-Sparte Components stellt mit rund 80.000 Beschäftigten unter anderem Motoren, Fahrwerke und Batterien her.
Kein „üppiger Anschluss an das Stromnetz“ erforderlich
Eon-Vorstandsmitglied Karsten Wildberger hob hervor, welche Vorteile die Zusammenarbeit der beiden Branchenriesen biete. Durch „das Bündeln der Kräfte“ sei es möglich geworden, ein Produkt anzubieten, das „schneller, einfacher und günstiger“ sei als die herkömmliche Technologie.
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Aufgrund einer eingebauten Batterie mit knapp 200 Kilowattstunden Kapazität benötige die Ladestation „keinen üppigen Anschluss an das Stromnetz“, erklärten Eon und VW. Damit der in der Ladesäule verbaute Akku stets ausreichend Kapazität besitze, werde er von einem herkömmlichen Stromanschluss dauerhaft gespeist. Eon will die Anlagen ausschließlich mit grünem Strom betreiben. Die Wartung sowie Abrechnungen seien über eine zentrale Software-Plattform von Eon möglich.
VW-Manager Schmall verwies darauf, dass bislang die Sorge, mit einem Elektroauto nicht genügend Reichweite zu haben, viele potenzielle Kunden abschrecke. Ziel sei es auch, mit der neuen Ladetechnologie „Reichweitenangst“ zu bekämpfen, wie es auf einem Flugblatt hieß, dass Eon und VW am Messestand verteilen ließen.
Erste Tests von Volkswagen in Wolfsburg
Der Aufbau eines dichten, öffentlichen Netzes mit ultraschnellen Ladestationen für E-Fahrzeuge könne „deutlich rascher realisiert werden als bislang angenommen“, erklärten Eon und VW in ihrer gemeinsamen Mitteilung zur neuen Ladesäule. Welche Stückzahlen die Unternehmen anstreben, blieb aber zunächst offen. „Wir haben große Ziele“, sagte Eon-Vorstand Wildberger lediglich im Beisein von Konzernchef Johannes Teyssen, der im Publikum zuhörte. Erste Tests habe es bereits in Wolfsburg gegeben, berichtete VW-Manager Schmall.
Bei der Essener Messe „E-World Energy & Water“ präsentieren bis Donnerstag nach Angaben der Veranstalter rund 800 Aussteller aus 25 Nationen ihre Produkte und Dienstleistungen, darunter beispielsweise energiesparende Stromzähler, flexible Solaranlagen oder Straßenlaternen, die Parklücken erkennen und als Notrufsäule dienen. Vertreten bei der Messe sind auch die großen Unternehmen aus der Region wie RWE, Innogy, Uniper, Trianel und der Ruhrgas-Nachfolger Open Grid Europe.