Essen. Thyssenkrupp-Aktionäre müssen ihre ÖPNV-Tickets zur Hauptversammlung selbst zahlen. Das Gratis-Ticket hat der Konzern gestrichen. Das hat Gründe.
Thyssenkrupp streicht den Aktionären bei der diesjährigen Hauptversammlung im Bochumer Ruhr-Congress das Ticket zur freien Fahrt mit dem öffentlichen Nahverkehr. Tickets, die Thyssenkrupp in der Vergangenheit kostenlos verteilt habe, seien häufig nicht für den Besuch der Hauptversammlung, sondern „ganz allgemein für Fahrten im Verkehrsverbundgebiet genutzt und dazu sogar auf Ebay angeboten“ worden, erklärte das Unternehmen zur Begründung. Dies wolle Thyssenkrupp nicht weiter unterstützen. Die Hauptversammlung soll am Freitag (31. Januar) in Bochum stattfinden.
„Wir haben die Situation gründlich analysiert und festgestellt, dass die ursprünglich mit dem Ticket verfolgten Ziele – unter anderem die Unterstützung des Umweltschutzes – nicht erreicht werden“, teilte Thyssenkrupp auf Anfrage unserer Redaktion mit. „Ein signifikanter Teil unserer Hauptversammlungsteilnehmer kommt nach wie vor mit dem Auto.“ Ein „nicht unwesentlicher Teil der Hauptversammlungsbesucher“ nutze zudem bereits ein eigenes VRR-Ticket.
Turbulente Hauptversammlung erwartet
Thyssenkrupp steht aller Voraussicht nach vor einer turbulenten Hauptversammlung. Für das zurückliegende Geschäftsjahr hat die neue Vorstandschefin Martina Merz rote Zahlen vorgelegt. Unter dem Strich verbuchte Thyssenkrupp in der Bilanz für 2018/2019 einen Fehlbetrag von 260 Millionen Euro. Im Jahr zuvor ist Unternehmensangaben zufolge bereits ein Verlust von zwölf Millionen Euro entstanden.
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Kritik gab es bereits im Vorfeld der Hauptversammlung an der Abfindung für den früheren Konzernchef Guido Kerkhoff, der von der einstigen Aufsichtsratsvorsitzenden Martina Merz abgelöst worden war. Zum Abschied als Thyssenkrupp-Chef erhielt Kerkhoff eine „Ausgleichszahlung“ in Höhe von rund 6,36 Millionen Euro. Das geht aus dem Geschäftsbericht 2018/19 hervor, den der Konzern vorgelegt hatte. Der Aufsichtsrat von Thyssenkrupp habe sich am 27. September 2019 auf eine „einvernehmliche Auflösung seines Vorstandsmandats“ geeinigt, heißt es zur Begründung in der Bilanz. Die Zahlung habe der frühere Vorstandschef aufgrund seines ursprünglich noch bis Ende September 2023 laufenden Anstellungsvertrags erhalten.