Bielefeld. Doodle gilt als beliebteste App, wenn Gruppen sich online verabreden wollen. Doch Datenschützer raten ab und starten ein eigenes Tool: „nuudel“.

Die Namen ähneln sich und das ist Absicht: Wer sich in einer Gruppe online zu einem gemeinsamen Treffen oder Meeting verabredet, nutzt meist „Doodle“ als Werkzeug. Die App wird von Testern als „praktisch, übersichtlich und einfach zu bedienen“ gelobt. Doch der Bielefelder Verein Digitalcourage e.V. hat jetzt ein eigenes Umfrage-Tool mit dem Namen nuudel gestartet - als Werkzeug „das nichts speichert“.

Denn Nutzerdaten spionieren Doodle und Co. sogar in großem Umfang aus: Ein Aufruf der App zieht 45 sogenannte Drittanfragen an, von Servern, die mit der beabsichtigten Online-Terminfindung direkt nichts zu tun haben. Bei Facebook, unter Datenschützern immer wieder als „Datenkrake“ kritisiert, sind es 57. Hier geht es um Nutzerdaten, mit denen im Hintergrund Geld gemacht wird“, sagt Kerstin Demuth, Sprecherin von Digitalcourage. Bei „nuudel“ hingegen gebe es „Null“ Drittanfragen. Denn die nuudel-Macher sehen „Datenschutz als Menschenschutz“.

Termin-Tool „nuudel“ soll größtmögliche Anonymität gewähren

„Bisher konnten wir kein Umfrage-Tool vorbehaltlos empfehlen“, sagt man bei Digitalcourage, wo man den Europäischen Datenschutztag an diesem Dienstag dazu nutzt, sein eigenes komplett über Spenden und Unterstützer getragenes Termin- und Umfrage-Werkzeug zu präsentieren.

Wer auf größtmögliche Anonymität im Internet Wert lege, kann nuudel sogar über den „Tor-Browser“ nutzen bzw. über eine sogenannte Onion-Site, die sich mit einem herkömmlichen Browser nicht öffnen lässt; das gehe laut Digitalcourage bei keinem anderen Termin-Tool, sagt Kerstin Demuth. „Nuudel“ speichere weder die IP-Adressen ihrer Nutzer, noch würden Log-Dateien festgehalten oder andere Daten für Dritte ersichtlich gespeichert und etwa zum „Tracking“ von Nutzern verwendet.

Verein macht sich stark für „digitale Selbstverteidigung“

Wer eine nuudel-Umfrage startet, muss auch keine echte E-Mail-Adresse hinterlassen, um etwa als Administrator seine Umfrage nachträglich zu ändern oder zu ergänzen: „Den Administratoren-Link kann man letztlich zum Beispiel auch auf dem eigenen Browser abspeichern“, erklärt Kerstin Demuth.

„Maximal datensparsam“ soll nuudel sein, sagt der Verein Digitalcourage, der sich 1987 - im Jahr der umstrittenen bundesweiten „Volkszählung“ - unter dem Titel „Foebud“ in Bielefeld gegründet hatte und sich seither für Bürgerrechte und Datenschutz stark macht. Unter anderem mit den jährlich verliehenen deutschen „Big Brother Awards“ machte der Verein bundesweit auf sich und sein Anliegen aufmerksam und wirbt nicht nur bei Smartphone-Nutzern für „digitale Selbstverteidigung“. Da liege trotz der so umstrittenen Datenschutzgrundverordnung bei uns noch vieles im Argen, seien Internet-Nutzer längst nicht hinreichend vor dem Zugriff Dritter geschützt, kritisiert Digitalcourage.

„Ich habe nichts zu verbergen“ ist ein Trugschluss

Die Ansicht wohl vieler Nutzer, die sagten „Ich habe nichts zu verbergen“, werten die Bielefelder Datenschutz-Aktivisten als Trugschluss: „Viele meinen damit, sie hätten nichts verbrochen“, sagt Kerstin Demuth. Doch wer sich vor Augen führe, was etwa ein Smartphone an Daten über seinen Besitzer regelmäßig an dem Nutzer meist völlig unbekannte Dritte preisgebe, müsse sich bewusst machen, „wie groß die Gefahr sein kann, dass solches Wissen auch gegen uns verwendet werden kann", sagt Demuth.

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Daher seien auch vergleichbar harmlos wirkende Termin-Apps wie „Doodle“ kritisch zu betrachten, wie es etwa bereits 2011 die Datenschutzbehörde Schleswig-Holstein getan hatte: „Wenn sich etwa eine Gruppe ‘Anonymer Alkoholiker’ über Doodle zu Terminen verabredet, sollte man wissen, dass Informationen zu Zeit, Ort oder zu den Teilnehmern damit dann auch Google bekannt werden“ - weil Google-Server über Doodle ungehindert Zugriff auf diese Daten haben, sagt Demuth. Was der Unternehmen Google - laut Digitalcourage „eigentlich ein riesengroßer Datenhändler“ - dann damit mache, bleibe im Dunkeln. (dae)

Hier geht es zur nuudel-Startseite: poll.digitalcourage.de