Lippstadt. Der Automobilzulieferer Hella meldet zur Halbzeit des Geschäftsjahres deutlich rückläufige Umsätze. Warum die Lippstädter dennoch zufrieden sind.
Der Licht- und Elektronikspezialist Hella spürte im zweiten Halbjahr 2019 die schwächelnde Konjunktur und verbuchte vor allem im wichtigsten Markt Europa schlechtere Ergebnisse. In der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2019/2020 (1. Juni bis 30. November 2019) reduzierte sich der bereinigte Umsatz des Unternehmens um 3,2 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro (Vorjahr: 3,4 Milliarden Euro). Weltweit wurden mehr als 1500 Stammarbeitsplätze abgebaut. Auch Kurzarbeit schließt das Unternehmen nicht aus.
Als Ursache machen die Lippstädter die weltweit rückläufige Fahrzeugproduktion aus, die das Unternehmen im ersten Geschäftshalbjahr mit gut sechs Prozent angibt. Hella selbst musste im Automotivebereich, also der Zulieferung von Scheinwerfern und Elektronikkomponenten, lediglich einen Rückgang von 1,6 Prozent hinnehmen. Elektronikkomponenten waren demnach stärker nachgefragt als Scheinwerfer.
Dass die Geschäfte sich abschwächen würden, hatte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Dr. Rolf Breidenbach, bereits im Sommer prognostiziert: „Angesichts des herausfordernden Marktumfelds sind unser Umsatz und Ergebnis im ersten Halbjahr wie erwartet zurückgegangen. Dennoch haben wir uns erneut besser entwickelt als der Markt, was für die Attraktivität unserer Produkte und Stärke des Hella Geschäftsmodells spricht. Daher sind wir mit unserer Geschäftsentwicklung insgesamt zufrieden“, sagte Breidenbach bei der Vorstellung der Zahlen am Dienstagmorgen.
Neue Wettbewerber aus China
Obwohl Umsatz und Ertrag rückläufig sind, habe Hella beim bereinigten Überschuss zulegen können. 130 Millionen Euro (Vorjahreszeitraum: 111 Millionen Euro) bedeuten ein Plus von 17,5 Prozent. „Das ist für uns eine der wichtigsten Unternehmenskennzahlen“, betonte Finanzchef Bernard Schäferbarthold. Insgesamt litt aber auch die Liquidität im ersten Geschäftshalbjahr. Die Eigenkapitalquote sank von 46,3 auf 40,8 Prozent. Investiert wird dennoch weiterhin in Forschung und Entwicklung sowie Kooperationen für Zukunftsprojekte, etwa beim autonomen Fahren. „Für uns ist klar, wir können nicht alles allein machen“, betont Breidenbach angesichts rasant steigender Wettbewerbsintensität. „In China bauen sich neue Wettbewerber auf. Wir erwarten hier einen anspruchsvollen Dialog mit den Kunden, wenn es um Preise geht“, sagt Breidenbach. Auf dem Leitmarkt China hat Hella gerade in Kooperation mit dem Zulieferer BHAP ein neues Elektronik-Werk in Betrieb genommen. Im Lichtbereich wird mit dem chinesischen Hersteller FAW kooperiert. Insgesamt ist Hella optimistisch, sich im Markt behaupten zu können.
Personal abgebaut
Hella betreibt weiter ein konsequentes und permanentes Kostenmanagement, erklärte Breidenbach weiter. Dazu gehört ein gezielter Abbau von Stammbelegschaft. Die Mitarbeiterzahl reduzierte sich so gegenüber dem Vorjahreszeitraum um mehr als vier Prozent auf 37.847 (Stand Ende November). Lediglich im Bereich Forschung und Entwicklung (F+E) stelle Hella derzeit noch ein. „Aber auch hier schauen wir auf die Effizienz“ erklärt Breidenbach.
Das Personalabbauprogramm am Stammsitz in Lippstadt sei weitgehend abgeschlossen. Das Unternehmen kündigte heute allerdings an, sämtliche Lichtwerke stärker zu automatisieren und, wo möglich, Robotertechnik einzusetzen, um die Produktionen wettbewerbsfähig zu halten.
Auch Ersatzteilgeschäft rückläufig
Deutlich schwächer als im Vorjahr waren die Geschäfte mit Ersatzteilen und Werkstattausrüstung (Aftermarktet). Hin sank der Umsatz um 3,8 Prozent auf 323 Millionen Euro. Bei der Ausstattung von Land- und Baumaschinen sowie Bussen und Trailern sank der Umsatz um gut zehn Prozent auf 183 Millionen Euro.
Im wichtigsten Segment, Automotive, schwächelte vor allem der europäische Markt (Zwei Milliarden Euro Umsatz, minus 6,7 Prozent). Auch Asien lag für Hella im Minus mit gut einem Prozent (600 Millionen Euro Umsatz). Der Amerikamarkt lief dagegen mit plus 11 Prozent gut (700 Millionen Euro Umsatz, obwohl ein wochenlanger Streik bei GM die Geschäfte negativ beeinflusst habe, wie Finanzchef Schäferbarthold bemerkt.
Nach dem ersten Halbjahr bestätigt Hella dennoch die Prognose für das vollständige Geschäftsjahr 2019/2020. „Das Marktumfeld bleibt weiterhin sehr herausfordernd. Mit einer nachhaltigen Erholung ist in 2020 nicht zu rechnen“, sagte Dr. Rolf Breidenbach. „Dennoch bekräftigen wir unsere Jahresziele. Wir werden die Phase der aktuellen Marktschwäche konsequent nutzen, um unsere Wettbewerbsfähigkeit weiter zu stärken und unvermindert in innovative Lösungen für die großen Trendthemen Elektrifizierung und Autonomes Fahren zu investieren.“ So erwartet Hella für das laufende Geschäftsjahr einen währungs- und portfoliobereinigten Konzernumsatz von rund 6,5 Milliarden Euro bis 7,0 Milliarden Euro sowie eine um Restrukturierungsmaßnahmen und Portfolioeffekte bereinigte EBIT-Marge zwischen rund 6,5 bis 7,5 Prozent.