Essen. So viele Daten rauschten nie durch die Netze: 2019 war ein Rekordjahr für Telefonieren und Streamen. Das dicke Ende kommt in der Silvesternacht.

Es war ein heißes Jahr: Nicht nur die Sonne ließ das Thermometer im Juli über 40 Grad steigen. Auch die Nutzer von Smartphones und Surfer im Internet brachten die Leitungen zum Glühen. In keinem Jahr zuvor rauschten so viele Daten durch die Netze wie 2019. Vodafone, Deutschlands zweitgrößter Mobilfunkanbieter, registrierte einen Anstieg der Datenmenge um 40 Prozent auf über unvorstellbare 779 Millionen Gigabyte. Damit könnten Smartphone-Nutzer 90.000 Jahre ununterbrochen Netflix-Serien gucken.

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„Deutschland hat 2019 mehr gesurft als jemals zuvor“, sagt Vodafone-Technikchef Gerhard Mack. Am emsigsten waren nach Berechnungen seines Unternehmens die Nutzer im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen: Sie verbrauchten rund 134 Millionen Gigabyte Daten. Zum Vergleich: Berlin kam auf 35 Millionen, Thüringen auf 24 Millionen und Hamburg auf gerade einmal 20 Millionen Gigabyte.

Der stärkste Tag war der 11. Dezember

Der stärkste Tag in diesem Jahr war bislang der 11. Dezember. An diesem Dienstag gingen bundesweit mehr als 2,8 Millionen Gigabyte Daten durch die Netze. Warum? Das wissen auch die Telekommunikationsunternehmen nicht. Aus Erfahrungen zurückliegender Jahre wissen sie allerdings, dass die bevorstehende Silvesternacht den bisherigen Rekord für 2019 noch einmal deutlich toppen wird. Wenn um 24 Uhr per Mobilfunk Neujahrsgrüße, Fotos und Videos um den ganzen Globus verschickt werden, erwarten die Anbieter ein regelrechtes Daten-Feuerwerk. Im vergangenen Jahr rauschten zwischen 20 und 3 Uhr via Whatsapp, Instagram, Facebook und ähnlicher Dienste mehr als 600 Millionen Megabyte Daten durch das deutsche Netz.

Gerhard Mack ist Geschäftsführer Technik bei Vodafone Deutschland.
Gerhard Mack ist Geschäftsführer Technik bei Vodafone Deutschland. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

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Bei Vodafone zeigt man sich zuversichtlich, dass in der Neujahrsnacht trotz des immensen Datenverkehrs tatsächlich auch jede Grußbotschaft beim Empfänger ankommt. Als erster der drei deutschen Netzbetreiber haben die Düsseldorfer im August das 5G-Netz gestartet – den neuesten und schnellsten Mobilfunkstandard.

Erste 5G-Antennen funken in Düsseldorf, Duisburg, Köln, Berlin, Hamburg und Erfurt. „Wir haben unzählige LTE-Funklöcher geschlossen, machen Gigabit-Anschlüsse für mehr als elf Millionen Haushalte möglich und sind die Nummer 1 bei 5G“, betont Technikchef Mack. Aktuell funken für Vodafone 150 5G-Antennen in mehr als 40 Städten. Auch die Wettbewerber Deutsche Telekom und Telefonica/O2 investieren massiv in den 5G-Ausbau.

Auch Telefongespräche weiter beliebt

Doch nicht nur der Datenaustausch stellt von Jahr zu Jahr neue Rekorde auf. Vodafone sieht auch eine ungebrochene Beliebtheit bei den ganz normalen Telefongesprächen von Mensch zu Mensch. Allein die Kunden des Düsseldorfer Konzerns telefonierten in diesem Jahr 28 Milliarden Mal im Mobilfunknetz.

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Zwölf Mal mehr Daten als übers Handy riefen die Bundesbürger daheim über ihre DSL- und Glasfaser-Anschlüsse ab: Erstmals erreichte das Datenvolumen der Vodafone-Festnetzkunden einen Wert von 9.000.000.000 Gigabyte, in Worten neun Milliarden. Nach Erkenntnissen des Unternehmens entfiel rund die Hälfte auf das Video-Streaming. „Besonders die Dienste Youtube, Netflix und Amazon Prime erlebten 2019 Hochkonjunktur“, heißt es bei Vodafone.

Haushalte, die an das Kabelglasfasernetz angeschlossen sind, nutzten in diesem Jahr täglich rund sieben Gigabyte Daten. Die Menge reicht aus, um rund sieben Stunden lang am Stück Netflix-Serien zu streamen. Im Sommer hatte das Bundeskartellamt die Übernahme des Kabelnetzbetreibers Unitymedia durch Vodafone freigegeben.

SMS auf dem Rückzug, aber noch nicht tot

Nicht nur in der Silvesternacht ist die gute alte SMS auf dem Rückzug. Nach Berechnungen des Branchenverbands Bitkom wurden in Deutschland 2018 rund 8,9 Milliarden Handy-Kurznachrichten verschickt. Ihren Höhepunkt hatte die SMS im Jahr 2012, als fast 60 Milliarden Botschaften in Umlauf gebracht worden waren. „In der Nutzerkommunikation haben Messaging-Apps wie Whatsapp, Telegramm oder Facebook-Messenger die SMS weitgehend verdrängt“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder.

Ganz verschwinden wird sie aber offenbar nicht. In einer repräsentativen Bitkom-Umfrage gaben zu Beginn des Jahres sechs von zehn Nutzern an, dass sie mit ihrem Mobiltelefon auch SMS schreiben und empfangen. Der weltweit erste Short Message Service mit maximal 160 Zeichen wurde am 3. Dezember 1992 in Großbritannien verschickt – von einem Computer an ein Handy.