Düsseldorf. Die Drogeriekette dm eröffnet immer mehr und größere Filialen. Die Zahl der Mitarbeiter sinkt. Wie Geschäftsführer Bodi das Phänomen erklärt.

Deutschlands größte Drogeriemarktkette dm mit 2000 Filialen ist wieder in Familienhand: Christoph Werner ist in die Fußstapfen seines Vaters, des legendären Konzerngründers Götz Werner getreten. Am Donnerstag legte der neue Chef die Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr 2018/19 vor. Danach ist dm abermals deutlich gewachsen – aber nicht so rasant wie der Rivale Rossmann.

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Nachdem der Wettbewerber Schlecker pleite gegangen war, konnte dm vor einigen Jahren in Deutschland noch mit einem Umsatzplus von 6,6 Prozent aufwarten. 2011/12 waren es sogar 14 Prozent. Aktuell legte der Drogist im Heimatmarkt nur noch um 3,2 Prozent auf 8,37 Milliarden Euro zu. Zum Motor hat sich für dm das Auslandsgeschäft entwickelt – mit plus neun Prozent auf 2,83 Milliarden Euro.

Nach Marktzahlen hat Konkurrent Rossmann bis September seinen Umsatz in Deutschland um rund fünf Prozent gesteigert.

dm-Märkte werden immer größer

Christian Bodi, in der dm-Geschäftsführung für Logistik und 300 der 505 Filialen in NRW verantwortlich, zeigte sich vor Pressevertretern in Düsseldorf dennoch zufrieden. Er sprach von einem „guten Geschäftsjahr“ und zeigte sich optimistisch, dass die Geschäftsentwicklung für dm, aber auch für den Handel insgesamt im kommenden Jahr trotz Eintrübung der Konjunktur positiv verlaufen werde.

Christoph Werner ist der neue Chef der Drogeriemarktkette dm. Er ist der Sohn des Konzerngründers Götz Werner.
Christoph Werner ist der neue Chef der Drogeriemarktkette dm. Er ist der Sohn des Konzerngründers Götz Werner. © dpa | Uli Deck

Obwohl dm unter dem Strich bundesweit 41 zusätzliche Märkte – darunter 22 in NRW – eröffnete, sank die Zahl der Mitarbeiter in Deutschland von 41.320 auf 40.654. „Das sind Produktivitätseffekte“, sagte Geschäftsführer Bodi zu den Gründen, „größere Einheiten machen mehr Umsatz“. Denn die Verkaufsfläche in den Filialen wird immer größer. Betrug sie 2014/15 noch 597 Quadratmeter, sind es aktuell 623. Mit dem Wachstum kommen auch mehr Artikel in die Regale und in den Onlineshop.

Täglich 1,8 Millionen Kunden

1,8 Millionen Kunden kaufen täglich bei dm ein. Die große Mehrheit sind Frauen. Die männlichen Sorgenkinder will dm nun mit einem eigenen Regal locken, auf dem geballt 590 Artikel präsentiert werden, die vor allem Herren nutzen. „Sie müssen jetzt nicht mehr lange in der Filiale suchen“, sagte Bodi.

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Auf Sonderangebote will dm dem Geschäftsführer zufolge auch künftig verzichten und sich damit vom Konkurrenten Rossmann absetzen. Gleichwohl gibt es Veränderungen in der Preispolitik. „Wir haben uns von der bundesweit einheitlichen Preisschiene verabschiedet“, erklärt Bodi. Die Kalkulation erfolge nun auf Basis der einzelnen Filiale. „Wir differenzieren nun mehr aus“, so der Manager. „Im Online-Shop haben wir die höchsten Preise. Dort herrscht auch der höchste Aufwand für uns.“

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Bei der Belieferung der Filialen setzen auch dm die wachsenden Staus in Städten und auf Autobahnen zu. Gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut erforscht das Unternehmen, wie etwa der voll beladene Handhubwagen leiser in den Markt befördert werden kann. „Wir denken über Nachtbelieferung nach. Doch dagegen gibt es Protest der Anwohner“, sagt Bodi. Beschwerden gebe es bereits, wenn der Lkw morgens um 6 Uhr die Filiale ansteuere. Im Schnitt werden dm-Filialen zweimal pro Woche, große sogar täglich beliefert.