Essen. Der finnische Konzern Kone buhlt um die Aufzugsparte von Thyssenkrupp. Die Dankse Bank hält einen Preis bis zu 22 Milliarden Euro für möglich.

Der finnische Konzern Kone buhlt um die Aufzugsparte von Thyssenkrupp mit 53.000 Mitarbeitern. „Es ist eine ideale Verbindung“, sagte Kone-Chef Henrik Ehrnrooth im „Handelsblatt“ und warb offensiv für einen Zusammenschluss. Bei einer Übernahme würde Kone zum Weltmarktführer werden. Ehrnrooth betonte, das Geschäft beider Aufzugkonzerne ergänze sich hervorragend. Entsprechend höher könnte Experten zufolge der Preis für die Thyssenkrupp-Sparte bei einer Übernahme durch Kone ausfallen. Analysten der Danske Bank halten ein Preis bis zu 22 Milliarden Euro für möglich.

Aus Sicht von Kone sei es das schlechteste Szenario, wenn die Konkurrenten Schindler oder Otis zum Zuge kommen könnten, heißt es in einer Analyse der Danske Bank, die unserer Redaktion vorliegt. Bislang wurde in den Medien über einen Wert der Sparte zwischen zwölf und 17 Milliarden Euro spekuliert.

Offensives Werben von Kone-Chef Ehrnrooth

„Wir sind schon lange der festen Überzeugung, Kone und Thyssenkrupp Elevator passen perfekt zusammen“, sagte Kone-Chef Ehrnrooth. „Thyssenkrupp ist stark in Südamerika und Südkorea, in diesen Märkten sind wir bisher nicht vertreten. Wir sind die Nummer vier in den USA – hier ist Thyssen-Krupp stärker als wir. Dafür sind wir in Asien sehr eindeutig stärker.“ Eine solche sich ergänzende Aufstellung sei in der Aufzugbranche „beispiellos“, erklärte Ehrnrooth.

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Auch Finanzinvestoren, die bislang noch nicht in der Aufzugbranche aktiv sind, könnten nach der Thyssenkrupp-Sparte greifen. Dies könnte eine Freigabe einer Transaktion durch die Wettbewerbshüter erleichtern und den Verkaufsprozess beschleunigen. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte bereits vor Wochen berichtet, dass die Branchengrößen KKR, CVC und Advent Interesse an einem Erwerb haben. Zuletzt wurden auch die Namen von Apollo, Carlyle und EQT genannt. Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff hatte über hohes Interesse aus der Finanzszene berichtet.

Was wird aus der Zentrale von Thyssenkrupp Elevator in Essen?

Sollte Kone bei Thyssenkrupp zum Zuge kommen, wäre ein aufwändiges Prüfverfahren absehbar. Das Thyssenkrupp-Management wird indes angesichts der finanziell angespannten Situation ein hohes Interesse an einem schnellen Abschluss haben.

Da Kone – anders als etwa ein Finanzinvestor – bereits über eine Konzernverwaltung verfügt, wären Einschnitte beim Personal absehbar. Auf die Frage, was aus der Zentrale von Thyssenkrupp Elevator in Essen würde, sagte Ehrnrooth dem „Handelsblatt“ lediglich: „Es ist zu früh, um darüber zu spekulieren.“

IG Metall hat bei Verkäufen Mitspracherecht

Die IG Metall hat bei etwaigen Spartenverkäufen von Thyssenkrupp praktisch ein Veto-Recht. Die Aufsichtsratsgremien von Thyssenkrupp hatten unlängst einer entsprechenden Grundlagenvereinbarung von Vorstand und Gewerkschaft zugestimmt. Wenn in Zukunft Unternehmen von Thyssenkrupp verkauft oder verselbstständigt werden, soll in jedem Fall zunächst eine „Fair-Owner-Vereinbarung“ („fairer Eigentümer“) mit der IG Metall getroffen werden. Mit der Grundlagenvereinbarung seien „Standards für den fairen Umgang mit den Beschäftigten festgelegt“, hatte der von der IG Metall entsandte stellvertretende Aufsichtsratschef Markus Grolms betont.

„Wir arbeiten traditionell sehr eng mit den Gewerkschaften zusammen, auch in Deutschland“, hob Kone-Chef Ehrnrooth hervor. „Wir verstehen die deutsche Mitbestimmung. Die Mitarbeiter sind doch unser wichtigstes Gut. Nur wenn die motiviert sind, können sie sich für die Kunden voll reinhängen. Im Moment haben wir in unserer Branche eher das Problem, dass es an kompetenten Mitarbeitern fehlt. Und es ist doch auch klar, dass eine unternehmerische Kombination, die industriell Sinn macht, auch für die bestehenden Mitarbeiter Vorteile bietet. So viele Überschneidungen haben wir ja gerade nicht.“

Mit Blick auf die Wettbewerbsprüfung zeigt sich der Kone-Chef zuversichtlich. „Wie die Europäische Kommission einen solchen Fall bewerten würde, können wir natürlich nicht vorhersagen“, sagte Ehrnrooth. „Wir haben verschiedene Szenarien bewertet und sind der Meinung, dass eine Fusion aus kartellrechtlicher Sicht möglich ist.“ Der Markt sei „sehr fragmentiert, der Wettbewerb würde aus unserer Sicht nicht eingeschränkt“.