Essen. Mikroplastik ist eine Gefahr für Menschen, Tiere und Gewässer. Nun sagt auch der Discounter Aldi den winzigen Kunststoffteilen den Kampf an.
Die schockierenden Bilder von vermüllten Meeren und Walen, die an Kunststoffmassen verenden, zeigen ihre Wirkung. Weniger sichtbar sind die Mikroteile, an denen auch kleinste Meeresbewohner verenden. Immer mehr Hersteller von Kosmetika, Körperpflege- und Waschmitteln verzichten inzwischen auf den Einsatz von Mikroplastik in ihren Produkten oder schränken ihn ein. Nun kündigt auch der Discount-Marktführer Aldi an, Mikroplastik und flüssige Kunststoffe aus seinem Sortiment verbannen zu wollen. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Was ist Mikroplastik?
Der Bund für Umwelt- und Naturschutz fasst unter Mikroplastik alle festen und unlöslichen synthetischen Polymere, also Kunststoffe, die kleiner sind als fünf Millimeter und winzig sein können bis zu einer Größe von tausend Nanometer. Diese Kunststoffe werden als Schleif-, Binde- und Füllmittel in fester und flüssiger Form etwa in Kosmetika eingesetzt. Die Partikel sind oft so klein, dass sie Kläranlagen nicht aus dem Abwasser filtern können. Auf diese Weise gelangt Mikroplastik in die Gewässer.
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Warum führt Mikroplastik zu einem „ökologischen Desaster“, wie der BUND kritisiert?
Muscheln, Würmer, Fische und Seevögel nehmen die chemischen Stoffe auf. Damit gelangt Mikroplastik auch in die Nahrungskette des Menschen. Ob es die menschliche Gesundheit gefährdet, ist bislang unklar. Etwaige Auswirkungen müssten genauer untersucht werden, forderte im August die Weltgesundheitsorganisation WHO. „Basierend auf den begrenzt verfügbaren Informationen scheint Mikroplastik im Trinkwasser auf dem jetzigen Niveau kein Gesundheitsrisiko darzustellen“, sagte die WHO-Expertin Maria Neira. Andere Verunreinigungen des Wassers seien bedeutsamer.
Was will Aldi gegen Mikroplastik tun?
Nach eigenen Angaben ist der Discounter sei dem Jahr 2014 dabei, Kosmetik- und Pflegeprodukte sowie Wasch- und Reinigungsmittel seiner Eigenmarken „schrittweise von den kleinen Plastikteilchen“ zu befreien. „Wo immer möglich, verzichten wir in unseren Produkten nicht nur auf festes Mikroplastik, sondern vermeiden auch den Einsatz von flüssigen synthetischen Kunststoffen, die nicht biologisch abbaubar sind“, sagt Kristina Bell von Aldi Süd. Bereits jetzt seien rund 180 Produkte frei von Mikroplastik. Aldi kündigte an, bis zum Jahr 2022 Kunststoffe in allen Kosmetikprodukten „durch umweltfreundliche Alternativen“ zu ersetzen. Aktuell seien bereits 60 Prozent der Kosmetika ohne Plastikzusätze.
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Woran erkennen Verbraucher, ob Produkte frei von Mikroplastik sind?
Aldi will diese Artikel mit einem neuen Logo „Frei von Mikroplastik“ versehen. „Damit geben wir unseren Kunden eine zusätzliche Orientierungshilfe“, sagt Rayk Mende, Geschäftsführer bei Aldi Nord. Nach seinen Worten kommen schon jetzt alle Babypflegeprodukte ganz ohne Kunststoff-Mikropartikel aus. Der Discounter strebe an, überall dort auf flüssige synthetische Kunststoffe zu verzichten, wo die Produktleistung nicht beeinträchtigt werde.
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Wie reagieren Umweltschützer auf den Vorstoß von Aldi?
Nadja Ziebarth, Meeresschutzreferentin des BUND, begrüßt die Strategie von Aldi. „Aldi verzichtet auf feste und flüssige Kunststoffe. Das ist auch die Forderung des BUND“, sagte die Expertin unserer Redaktion. „Die Ankündigung von Aldi zeigt, dass der Verzicht auf Mikroplastik möglich ist, ohne dass Produkte teurer werden oder nicht mehr so lange haltbar sind. Das ist marktweisend.“
Was kann Politik tun?
Der BUND fordert ein generelles Verbot von Mikroplastik. „Die Erfahrung zeigt, dass belastete Produkte wieder in den Handel zurückkehren, sobald der öffentliche Druck nachlässt“, sagt Nadja Ziebarth. „Das muss EU-weit durch ein Verbot verhindert werden.“
Gibt es weitere Händler und Hersteller, die auf Mikroplastik verzichten wollen?
Der BUND registriert eine wachsende Zahl von Unternehmen, die dem Mikroplastik den Kampf ansagen wollen. Auf ihrer Homepage listet die Organisation die Namen Beiersdorf (Nivea, Eucerin, Florena), Body Shop, Colgate Palmolive, DM Drogeriemärkte, Dr. Liebe, Johnson & Johnson (Penaten, Bebe, Neutrogena, O.B. Tampons, Carefree), L’Oréal, Procter & Gamble (Oil of Olaz, Blend-a-med, Herbal Essences), Rossmann, Unilever (Axe, Dove, Omo, Rexona, Signal) und Yves Rocher auf. Einzelne Produkte dieser Händler und Hersteller enthalten dem BUND zufolge allerdings weiterhin unter anderem synthetische Polymere, vor allem flüssige Kunststoffe.
Wie können sich Verbraucher informieren?
Der BUND hat eine Liste mit kunststoffhaltigen Kosmetik- und Körperpflegeprodukten ins Internet gestellt. Der Ratgber ist unter https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/meere/meere_mikroplastik_einkaufsfuehrer.pdf im Netz abrufbar. Verbraucher können der Umweltorganisation weitere Produkte melden, die noch nicht erfasst sind.