Radevormwald. Gira steht für modernste Gebäudetechnik mit hochwertigem Design. Das Unternehmen setzt bewusst ausschließlich auf den Standort Deutschland.

Ein eindeutigeres Bekenntnis zum Standort Deutschland dürfte es kaum geben. Seit über einhundert Jahren befindet sich das Unternehmen Gira am Standort Radevormwald. Hier, und zwar allein hier, wird die Produktion des Spezialisten für Gebäudesteuerung in absehbarer Zukunft bleiben.

Die Entscheidung der Gesellschafter für die größte Investition in der nun 114-jährigen Firmengeschichte fiel bereits vor fünf Jahren. Ein hoher zweistelliger Millionenbetrag ist in die Planung und Umsetzung geflossen. Heute steht im Bergischen Land ein hochmodernes und gemessen am kleinen Städtchen Radevormwald mit 22 Meter Höhe vergleichsweise bombastisches Bauwerk am „Campus Röntgenstraße“.

Absage an Niedrigstlohn-Länder

Es ist Produktions-, Logistik- und Entwicklungszentrum zugleich und füllt sich seit einiger Zeit sukzessive mit Leben. „Die Produktivität wird steigen. Aber hier am Standort Radevormwald durch intelligente Abläufe und nicht durch plumpe Verlagerung in Niedrigstlohn-Länder“, erklärte Dirk Giersiepen, Geschäftsführender Gesellschafter, schon im Oktober vergangenen Jahres bei der offiziellen Einweihung des architektonisch anspruchsvollen Hightech-Baus.

Christian Feltgen, Technologievorstand der Firma Gira, im Foyer des neuen Gebäudes in Radevomwald.
Christian Feltgen, Technologievorstand der Firma Gira, im Foyer des neuen Gebäudes in Radevomwald. © FUNKE Foto Services | Julia Tillmann

Gira ist heute „auf jeden Fall ein Technologieunternehmen, auch wenn das Geschäft mit Schaltern nach wie vor sehr viel Umsatz bringt“, betont Christian Feltgen, Technologiegeschäftsführer des Unternehmens. Innovationsführer beim Thema Schalter und Gebäudetechnik war Gira eigentlich immer. Von daher wundert es nicht, dass der Mittelständler gemeinsam mit Firmen wie Siemens in den 90er-Jahren den KNX-Standard entwickelte, der wesentliche Basis für professionelle Smart-Home-Techniken geworden ist. Ein Trend, der sich laut Feltgen gerade „exponentiell beschleunigt“. Mit Gira Produkten an der Spitze. Es geht hier nicht mehr nur darum, Licht an- oder auszuschalten, Rollos oder die Waschmaschine steuern zu können. „Das Ziel ist es, die verschiedenen Welten zusammenzuführen – auf eine für den Kunden einfache Art und Weise“, erklärt Feltgen.

Smart und datensicher

Hier geht es auch um Datensicherheit. Wer über sein Smartphone Funktionen in Haus oder Wohnung über Produkte von Firmen wie Amazon steuert, gibt zwangsläufig viel von sich preis – wem auch immer. Gira hat als bislang einziger Anbieter mit dem Fernzugriffsmodul Gira S1 eine Komplettlösung entwickelt, bei der der Hausherr die Kontrolle über seine Daten behält.

Alles, was freigegeben wird, landet zudem auf deutschen Servern des Radevormwalder Unternehmens. „Wir wissen, wie verschlüsselt wird, wo die Server stehen (in Deutschland) und wer die Software gemacht hat“, sagt Technologiechef Feltgen. Das Unternehmen beschäftigt eigene Entwickler am Standort Radevormwald und hält eine Mehrheitsbeteiligung an der Oldenburger Softwareschmiede ISE.

Andreas Dürwald ist Leiter des neuen Girawerkes, an dessen Konzeption er maßgeblich beteiligt war. Das Gebäude ist mit modernster Technik für eine nachhaltige Nutzung ausgestattet.
Andreas Dürwald ist Leiter des neuen Girawerkes, an dessen Konzeption er maßgeblich beteiligt war. Das Gebäude ist mit modernster Technik für eine nachhaltige Nutzung ausgestattet. © FUNKE Foto Services | Julia Tillmann

Ob schlichter Schalter oder Smart-Home-App, bei Gira spielt Design immer eine zentrale Rolle. Klar, funktional ist die Formensprache, die sich auch am neuen Gebäude ablesen lässt. Dabei ist ein Großteil modernster Technik gar nicht sichtbar, wie die 70 Kilometer Heizungsrohre zur thermischen Aktivierung der Betonbodenplatte, verteilt auf rund 24.000 Quadratmeter Grundfläche. Das Leuchtturmprojekt wird, davon ist Gira überzeugt, langfristig den Standort Radevormwald mit 1100 Jobs und die insgesamt 1250 Arbeitsplätze sichern, weil sie wirtschaftlich sind.

Gira-Campus Radevormwald

Die Entscheidung für die Investition fiel 2014. Erster Spatenstich war im August 2016. Produktion und Logistik (26.000 Quadratmeter) wurden 2018 fertiggestellt. Mittlerweile ist auch die in das Gebäude eingehängte Etage (4000 qm) für die Entwicklungsabteilung fertiggestellt.

Im Werk werden rund 500 Beschäftigte arbeiten, die zuvor auf zahlreiche, zum Teil angemietete Gebäude, in Radevormwald verteilt waren.

Die Gira Giersiepen GmbH & Co. KG (www.gira.de) zählt zu den führenden Komplettanbietern intelligenter Systemlösungen für die elektrotechnische und vernetzte digitale Gebäudesteuerung. Das Familienunternehmen wurde 1905 in Wuppertal gegründet.

Zur Gira Gruppe gehören auch die Tochtergesellschaft Stettler Kunststofftechnik in Untersteinach bei Bamberg sowie die Beteiligungen Insta Elektro in Lüdenscheid, das Softwareunternehmen ISE in Oldenburg und das Start-up-Unternehmen Senic in Berlin. Zusammen erwirtschaften damit ca. 1700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen Jahresumsatz von mehr als 330 Millionen Euro.

Als besondere Referenzprojekte für Giraprodukte nennt das Unternehmen unter anderem die Hamburger Elbphilharmonie, das Olympia-Stadion in Kiew, das „Design Museum“ in London und das Banyan Tree Hotel in Schanghai.